Monheim Stadt lehnt Zebrastreifen an Kita ab

Monheim · An der Oranienburger Straße war ein Kind schwer verletzt worden, danach hat die Stadt Autos gezählt und entschieden.

 Markierungen rühren von dem Unfall eines neunjährigen Jungen am 6. November vor der Kita Max und Moritz an der Oranienburger Straße.

Markierungen rühren von dem Unfall eines neunjährigen Jungen am 6. November vor der Kita Max und Moritz an der Oranienburger Straße.

Foto: Rm-

Für die Stadt ist die Sache klar. An der Oranienburger Straße auf Höhe der Kita "Max und Moritz" gibt es eine Verkehrsinsel - und so bleibt es auch. Eltern der Kita hatten sich seit langem an der Stelle einen Zebrastreifen gewünscht, auch über eine Ampel wurde diskutiert. Weil Autos zu schnell fahren und kaum einer anhalten würde, sei das Überqueren mit Kindern dort gefährlich, argumentieren die Eltern.

Anfang November hatte es an der Stelle dann auch einen Unfall gegeben. Ein Neunjähriger war von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Danach wurde die Stadt aktiv und zählte an mehreren Tagen, wie viele Leute auf Höhe der Kita die Straße überqueren und ermittelte Durchschnittswerte. Andreas Apsel, Bereichsleiter Straßen und Kanäle im Monheimer Rathaus, sagt, in der relevanten Zeit zwischen 7 und 8 Uhr seien durchschnittlich 31 Querungen gezählt worden, 16 davon seien nicht an der Verkehrsinsel gewesen, sondern in der Nähe. Laut Stadt sind das insgesamt zu wenig Leute, um an dieser Stelle den Richtlinien gemäß einen Zebrastreifen einzurichten. Zebrastreifen sollten nur da sein, wo es Fußgängerströme gibt, sagt Apsel. An der betreffenden Stelle seien sie ab 100 Querungen empfehlenswert.

Richte man an Stellen mit wenig Querungen einen Zebrastreifen ein, sei das unter Umständen sogar gefährlich. Der Zebrastreifen, der im Beamtendeutsch Fußgängerüberweg heißt, stelle dann "eine trügerische Sicherheit dar, die unter Umständen zu vermehrten und heftigeren Unfällen führen kann. Diese Unfälle passieren dann zulasten des schwächeren Verkehrsteilnehmers - auch wenn diese formal im Recht wären", sagt Apsel. Auch seien Zebrastreifen in Tempo 30-Zonen in der Regel entbehrlich, da dort meist nicht an einer Stelle, sondern an mehreren gequert werde.

Aber halten sich Autofahrer wirklich an das Tempolimit an der Oranienburger Straße? Eltern bezweifeln das. Anwohnerin Andrea Brinkmann sagt: "Gefühlt fährt so mancher auch 50 oder 60." Die Straße ist breit. Apsel sagt, sie sei in den 70er Jahren auch mal für Tempo 50 gebaut worden. Ob sich Autofahrer an Tempo 30 hielten, könne die Stadt aber auch noch mal prüfen.

Hätte ein Zebrastreifen den Unfall von kürzlich verhindern können? Apsel sagt nein. Nach Einsicht in die Unfallakte der Polizei sei der Unfall auf das "eklatante Fehlverhalten" des jungen Rollerfahrers zurückzuführen. Der Junge (9) war am 6. November auf dem Weg zur Schule von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Laut Polizei hatte er mit seinem Roller die Oranienburger Straße an der Verkehrsinsel überqueren wollen. Dabei sei er, "ohne auf den fließenden Verkehr zu achten", nach links auf die Fahrbahn gerollt. Die Fahrerin eines Renault konnte laut Polizei einen Zusammenstoß trotz Vollbremsung nicht verhindern.

Wenn die Verkehrsinsel also bleibt und kein Zebrastreifen kommt und auch keine Ampel - was können Eltern ihren Kindern mitgeben, um sie verkehrssicher für diese Stelle zu machen? Polizistin Ilka Steffens geht regelmäßig in Kitas und klärt Eltern und Kinder auf. Bei ihrem letzten Besuch in der Kita an der Oranienburger Straße sagte sie: Hält ein Autofahrer an der Insel, sei das zwar nett gemeint, aber es bringe Kinder unter Umständen in Gefahr. Eltern sollten Autos weiterwinken, damit Kinder lernen, die Straße auch an der Insel erst dann zu überqueren, wenn die Straße wirklich frei ist - auch wenn das unter Umständen etwas länger dauert.

Autofahrer können also helfen, indem sie dem Tempolimit entsprechend weiterfahren. Besonders eine Kombination sei für die Kinder gefährlich: Autofahrer, die anhalten und Kindern durch Winken signalisieren, dass sie queren sollen. Die Kinder schauen dann oft nicht mehr, was auf der Gegenfahrbahn passiert - und rennen einfach auf die Straße.

(RP)
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