Monheim Stadt bietet eigenen Sprachkursus an

Monheim · Der Grund: Die langen Wartezeiten auf die Integrationskurse des BAMF hemmen die Integration der Flüchtlinge.

 Preisverdächtig wie der Sprachkursus für Frauen, für den es 2010 den Integrationspreis gab, ist auch das neueste städtische Leuchtturmprojekt: ein eigener Einstiegskursus für Flüchtlinge, um die Wartezeit zu überbrücken.

Preisverdächtig wie der Sprachkursus für Frauen, für den es 2010 den Integrationspreis gab, ist auch das neueste städtische Leuchtturmprojekt: ein eigener Einstiegskursus für Flüchtlinge, um die Wartezeit zu überbrücken.

Foto: rm-

Integration klappt nur über den Spracherwerb. Aber um als Flüchtling aus Syrien, Iran, Irak oder Eritrea zu den Integrationskursen des BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) zugelassen zu werden, können gut vier bis sechs Monate vergehen. Zugangskriterien sind etwa eine Aufenthaltsgestattung, ein anderer Titel gemäß Aufenthaltsgesetz oder eine Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender (Büma). Um diese Menschen in ihren langen Wartezeiten aufzufangen und sie zugleich auf den BAMF-Einstufungstest vorzubereiten, plant die Stadtverwaltung, einen Einstiegskursus auf eigene Kosten aufzulegen. Durch eine Kombination der besten Elemente aus den BAMF-Kursen und den nur bis Ende 2015 angebotenen Kursen der Agentur für Arbeit sollen Flüchtlinge mit Büma und guter Bleibeprognose so in die Lage versetzt werden, möglichst schnell das bei Arbeitgebern begehrte B 1-Sprachzertifikat zu erwerben.

Der bei der VHS angesiedelte Kursus soll aus drei Modulen à 100 Stunden bestehen und in Teilzeit an drei, vier Tagen pro Woche unterrichtet werden, erklärte Sonja Baumhauer, Bereichsleiterin Kulturelle Bildung, am Dienstagabend im Ausschuss für Soziales und Ordnung. Je nach Bedarf sollen daneben auch reine Alphabetisierungskurse eingerichtet werden. Dafür will die Stadt insgesamt 214.500 Euro in die Hand nehmen.

Margret Jenniches gab zu bedenken, dass der Markt an Sprach-Dozenten quasi leer gefegt sei. Die VHS werde die Einstiegskurse aus dem Pool eigener Dozenten bestreiten und etwa die Inhaber eines Übersetzerdiploms, die allein auf dieser Grundlage nicht unterrichten dürfen, intern fortbilden, erklärte der stellvertretende VHS-Leiter Gerhard Bukow. Norbert Friedrich, bis 2010 in ebendieser Position, fragte sich, ob die räumlichen Kapazitäten reichen. Bukow bestätigte, dass "die Lage angespannt" sei, aber im Umfeld der VHS nach allen erdenklichen Möglichkeiten der Nutzung auch fachfremder Räume gefahndet werde.

Günter Bosbach (CDU) stieß sich an der fehlenden Anwesenheitspflicht für die Kurse: "Wie soll denn auf diese Weise kontinuierlicher Unterricht zu leisten sein?" Sie gehe davon aus, dass die Leute, die nach Deutschland kommen, ein starkes eigenes Interesse daran haben, die deutsche Sprache zu lernen, entgegnete Sonja Baumhauer. "Ich glaube, dass sie gerne und regelmäßig zu uns kommen werden." Sie versicherte den Kommunalpolitikern, dass die Stadt auch bereit sei, sich auf veränderte Anforderungen einzustellen. Sie rechne beispielsweise damit, dass der Anteil der Menschen mit Alphabetisierungsdefiziten steigen werde. "Da fehlt es an ganz grundlegenden Kulturtechniken, wie etwa ein Datum aus dem Kalender zu lesen", sagte sie.

Immerhin habe sich die Bezirksregierung bereiterklärt, solche zusätzlichen Kurse zu fördern. Kürzlich habe die Stadt auch einen Zuwendungsbescheid von 4000 Euro für zumindest einen 100-Stunden-Kursus erhalten.

Der Ausschuss stimmt den Plänen für zunächst zehn Einstiegskurse einstimmig zu.

(RP)
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