Lokalsport Vor dem großen Sprung

Langenfeld · Weitspringer Alyn Camara fehlen noch zehn Zentimeter zur Erfüllung der Olympia-Norm. Seine nächste Chance: Die heute beginnende EM in Amsterdam.

LEVERKUSEN Dass Alyn Camara letztendlich im Weitsprung landete, nennt er selbst "eine glückliche Fügung". Seine Mutter habe ihn in seiner Kindheit gedrängt, sportlich aktiv zu werden, erzählt er. "Fußball und Basketball haben mir nicht so zugesagt - aber dafür umso mehr die Leichtathletik." Erst ist er im Mehrkampf unterwegs, dann wird er Hürdenläufer. Eine Schambeinentzündung Ende 2008 zwingt ihn allerdings, erneut die Disziplin zu wechseln. Camara entscheidet sich für Weitsprung - mit Erfolg. Nun ist der 27-Jährige einer von sieben Athleten des TSV Bayer, die bei der heute beginnenden Leichtathletik-EM in Amsterdam antreten.

Bei einem Wettkampf in Oberteuringen (Baden-Württemberg) Anfang Juni gelang ihm ein Sprung über 8,05 Meter. Damit überbot er die EM-Norm um fünf Zentimeter. Allerdings fehlt ihm noch ein bisschen, um auch die Norm für Rio zu erfüllen: das sind 8,15 Meter. "Ich bin mit meiner bisherigen Entwicklung zufrieden", meint der Sportsoldat. Unnötigen Druck mache er sich nicht. In Amsterdam will er allerdings den nächsten Schritt Richtung Olympische Spiele machen.

"Meine bisherige Laufbahn hat bewiesen, dass das Leben nicht immer gradlinig verläuft", sagt Camara. "Wenn es in Amsterdam mit der Norm nicht klappen sollte, wäre das kein Weltuntergang." Trotzdem sei es sein Ziel, die Saison mit seiner zweiten Olympiateilnahme nach 2012 in London zu krönen. In der britischen Hauptstadt blieb er allerdings glücklos und schied nach den Vorkämpfen aus. "Es wäre cool, wenn es mit Rio klappen würde", sagt er.

Zehn Zentimeter - in der Welt des Weitsprungs ist das eine vergleichsweise große Distanz. Alyn Camara schätzt die Aufgabe als "machbar" ein. Sein Wettbewerb beginnt heute. Um 13.05 starten die Qualifikationssprünge der Männer. Morgen um 18.20 Uhr beginnt das Finale im Weitsprung. Für ihn sei es jetzt vor allem wichtig "im Fluss" zu bleiben. Im Training geht er vor allem technische Feinheiten an. Das Grundlagentraining lief im Winter/Frühjahr. "Ich setze jetzt vor den großen Turnieren nur noch gezielte Schwerpunkte", sagt er.

Camaras persönliche Bestleistung unter freiem Himmel sind die 8,29 Meter, die er im Juni 2013 in Bad Langensalza sprang. In diesem Jahr blieb er bisher bis auf das Ergebnis in Oberteuringen indes immer unter der Acht-Meter-Marke. Bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften in Kassel gewann er den Titel (7,92). Nach der Silbermedaille vor knapp zwei Wochen in Rhede, für die 7,51 Meter reichten, ist in Amsterdam allerdings eine kleine Leistungsexplosion nötig, um das große Ziel noch zu erreichen. "Wetter, Tagesform, Glück - der Erfolg im Weitsprung hängt neben den athletischen Fähigkeiten von vielen Faktoren ab", meint der zweifache Deutsche Meister. "Ich bin und bleibe zuversichtlich."

Dass muss er wohl sein, denn die Deadline zur Erfüllung der Olympia-Norm nähert sich unaufhaltsam. "Die EM in wäre ein schöner Rahmen, um das zu schaffen", meint Camara. "Ich fühle mich gut und bereit." Mit den 8,05 Meter hat er bereits bewiesen, dass er zur erweiterten Weltklasse gehört - und nun wäre die richtige Zeit für den nächsten großen Sprung.

(RP)
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