Lokalsport Verband spricht Baumberger frei

Monheim · Roberto Guirino sah Anfang November Rot, weil er seinen Gegenspieler als "Hurensohn" beschimpft haben soll.

 Roberto Guirino (r., hier im Zweikampf mit Ratingens Luca Bosnjak) wurde vom Vorwurf freigesprochen, seinen Gegenspieler derbe beleidigt zu haben.

Roberto Guirino (r., hier im Zweikampf mit Ratingens Luca Bosnjak) wurde vom Vorwurf freigesprochen, seinen Gegenspieler derbe beleidigt zu haben.

Foto: Matzerath

Er ist ein Spieler, der besonders von den Emotionen lebt - mehr als andere. Das mag ein bisschen damit zu tun haben, dass Roberto Guirino Italiener ist und die Leidenschaft für den Fußball praktisch mit in die Wiege gelegt bekam. Und wenn er bei den Sportfreunden Baumberg (SFB) die Form dieser Monate hat, gehört Guirino ganz sicher zu den besten Fußballern in der Oberliga. Der 26-Jährige ist dann für außergewöhnliche Momente und inzwischen auch erstaunliche viele Tore gut.

Den 5. November und in der Folge das vergangene Wochenende werden die Baumberger jedoch nicht nur wegen starker fußballerischer Leistungen noch lange in Erinnerung behalten. Guirino steht im Mittelpunkt einer Geschichte, die einen turbulenten Beginn hatte - und einen noch spannenderen Ausgang. Aus der Partie beim FSV Vohwinkel Wuppertal ging er mit dem Vorwurf, seinen Gegenspieler beleidigt zu haben. Der Unparteiische Jan Oberdörster (SV Schelsen) gab an, aus Guirinos Mund sei das Wort "Hurensohn" zu hören gewesen - und zog die Rote Karte. Auf den Baumberger, der den Tatvorwurf von Beginn an vehement bestritt, wäre normalerweise eine längere Sperre zugekommen. Dann änderte die Verhandlung vor der Verbands-Spruchkammer alles. An deren Ende stand überraschend der Freispruch, den die Baumberger ebenso erstaunt wie erleichtert zur Kenntnis nahmen. "Das ist für mich ein Sieg der Gerechtigkeit", sagt etwa Trainer Salah El Halimi.

Baumberg führte damals beim Aufsteiger Vohwinkel unter anderem durch einen Guirino-Treffer mit 4:1 und war auf dem Weg zu einem sicheren Sieg (Endstand 4:1), als der Mittelfeldspieler weit in der eigenen Hälfte mit einem Wuppertaler kollidierte. Wenig später drohte die Partie aus den Fugen zu geraten, weil es plötzlich ganz viele Diskussionen gab. Plötzlich mischten sich ganz viele Beteiligte beider Seiten ein - und auf dem Kunstrasen herrschte auf einmal Hochbetrieb, Im allgemeinen Chaos standen sich dann FSV-Spieler Erwin Mambasa und Roberto Guirino in direktem Kopf-Kontakt gegenüber. Und vermutlich ging es hier nicht darum, die eine oder andere Freundlichkeit auszutauschen. Aus dieser Szene leitete der Unparteiische wenig später die Rote Karte gegen den Baumberger ab, der daraufhin ziemlich empört war: "Das stimmt nicht, das habe ich nicht gesagt."

Am vergangenen Samstag begab sich eine Baumberger Dreier-Delegation mit dem Vorsitzenden Jürgen Schick, dem Fußball-Obmann Ede Yotla und Roberto Guirino zur anberaumten Sitzung nach Duisburg-Wedau. Anwesend war außerdem nicht nur der Spielleiter, sondern auch der vermeintlich derb beleidigte Spieler - den die Sportfreunde zuvor gebeten hatten, vor dem "Gericht" seine Sicht der Dinge darzulegen. Genau daran entschied sich die Angelegenheit letztlich, weil der Wuppertaler die Version von Guirino bestätigte. Glaubwürdig war die Aussage in den Augen der Spruchkammer unter anderem deshalb, weil sich die beiden Fußballer vorher überhaupt nicht kannten und eine durchaus schon mal praktizierte Gefälligkeit unter Freunden oder guten Bekannten ausgeschlossen war. Der Spruchkammer-Vorsitzende machte dann nach einer sachlich geführten Verhandlung Nägel mit Köpfen und sprach Guirino vom Vorwurf der Beleidigung frei.

Alle Baumberger waren erleichtert. "Hut ab vor diesem Verhalten", fand SFB-Chef Jürgen Schick. Ähnlich sah es natürlich Roberto Guirino: "Das rechne ich ihm wirklich hoch an." Die ganze Angelegenheit war für ihn trotz des Happy Ends lehrreich und in Zukunft will er sich in vergleichbar kniffligen Situationen einfach geschickter verhalten: "Ich muss da gar nicht reagieren, sondern einfach wegbleiben." So hätten sich die weiteren Ereignisse und auf jeden Fall die Rote Karte vermutlich verhindern lassen. Dass die nun praktisch getilgt ist, lässt nicht nur SFB-Trainer El Halimi staunen: "Es ist bemerkenswert, dass der Verband für den Spieler entscheidet."

Dass es sich unbedingt lohnt, die Konzentration tatsächlich auf das reine fußballerische Geschehen zu lenken, war am Sonntag zu erkennen. Roberto Guirino, erst 24 Stunden vorher freigesprochen, war beim verdienten 6:3-Erfolg der insgesamt starken Sportfreunde eine der Schlüsselfiguren - unter anderem wegen seiner beiden Tore zum 3:0 und 4:0. Inzwischen ist der Mittelfeldmann bereits bei neun Saisontreffern angekommen und in dieser Saison der erfolgreichste Baumberger, die nach sieben Partien ohne Niederlage einen Höhenflug erleben. Die 31 Punkte und der zweite Tabellenplatz sind das Produkt einer überzeugenden Teamleistung. Und dazu gehört auch Roberto Guirino, der mehr als andere von Emotionen lebt. Es muss ja nicht immer vor einer Spruchkammer enden.

(RP)
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