Lokalsport Schmidt: "Ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt"

Leverkusen · Leverkusens Trainer, der mit Bayer 04 bisher den Zielen hinterher hinkt, weiß um die Erwartungshaltung an ihn. Er erhält die Rückendeckung des Vereins.

Gestern Morgen, 10 Uhr an der BayArena. Die Zahl der Werkself-Profis, die am Training teilnimmt, ist überschaubar geworden. Acht Spieler machten die Einheit mit, ein paar Meter abseits absolvierte Lars Bender ein Individualtraining. Der Kapitän arbeitet nach seiner Sprunggelenkverletzung an der Rückkehr ins Team. Wenn alles nach Plan läuft, sagt Roger Schmidt, "soll Lars nächste Woche wieder mit der Mannschaft trainieren." Mit Prognosen hinsichtlich einem Comeback auf dem Spielfeld hielt sich der Bayer-Trainer indes zurückhält. "Wir werden kein Risiko eingehen", ergänzte Schmidt.

Etwas zuversichtlicher klang er hinsichtlich der Genesung von Karim Bellarabi (Einblutung im Oberschenkel): "Bei ihm besteht Hoffnung, dass es bis Frankfurt reicht", entgegnete der 48-Jährige, der aufgrund der Länderspielpause zwar wieder Zeit für intensive Trainingsarbeit hat, dem dafür aber kaum jemand zur Verfügung steht.

14 Spieler sind mit ihren Nationalteams unterwegs - ausgerechnet jetzt, da Schmidt Gelegenheit hätte, die kritische sportliche Situation aufzuarbeiten. Das Gros der Belegschaft hatte sich als Tabellenachter mit mageren 17 Punkten nach zwölf Partien verabschiedet. Damit sind die Leverkusener bereits auf Distanz zum Spitzen-Duo. Beginnt man die Rechnung hinter den übermächtigen Bayern ab Platz zwei, dann fehlen zu Borussia Dortmund schon zwölf Zähler. "Dass man die Punkte-Ausbeute kritisiert, ist klar. Aber ich bin nicht erst seit vorgestern Trainer. Es gibt nun mal eine gewisse Erwartungshaltung. Für uns ist wichtig: Wir müssen uns aufs Wesentliche konzentrieren", erklärte Schmidt und fügte an: "Ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt."

Rückendeckung erfährt er von Rudi Völler, der wiederholte, was er unmittelbar nach der Niederlage gegen den 1. FC Köln gesagt hatte. "Wir hinken in der Liga hinterher und haben für unseren Kader zu wenig Punkte. Das wissen wir. Aber wir haben einen Bomben-Trainer", erklärte der Sportdirektor beim Bayer-Gänseessen. "Ich weiß, dass er polarisiert und nicht bei jedem beliebt ist. Dass es nach den Ergebnissen ein bisschen Kritik gibt, gehört dazu - das habe ich Roger auch gesagt. Aber alle im Verein sind glücklich, dass wir ihn haben."

Weil die anderen Konkurrenten ebenso zuverlässig Punkte liegen lassen, ist die Werkself weiter im Geschäft. Das ändert aber nichts an den Problemen. Daran, dass Bayer 04 angesichts seiner Offensivstärke bisher zu wenige Treffer erzielt (14) - bei einer Chancenverwertung von 17,1 Prozent nicht verwunderlich - und überdies zu viele kassiert (16); acht fielen allein nach Standards.

Die Situation scheint offenbar ernst genug zu sein, so dass sich bereits ehemalige Amtsträger zu Wort melden. Ex-Geschäftsführer Reiner Calmund etwa bemerkte beim Bezahlsender Sky, dass ihn die sportliche Lage "nachdenklich" stimmt. "Im Sturm hat man viel investiert, das sind gute Leute, dafür hat man aber in zwölf Spielen mickrige 14 Törchen geschossen. Man spielt offensiv, kriegt jedoch unnötige Tore rein und ist offen wie ein Scheunentor. Das muss man besprechen", forderte Calmund.

Auch Simon Rolfes legte den Finger in die Wunde. "Man muss als Mannschaft zur Basis zurückfinden. Sie müssen Stabilität gewinnen und den Fokus haben, auch keine Tore zu bekommen", sagte der Ehrenspielführer der Leverkusener, der im Sommer seine Karriere beendete. "Wir haben letztes Jahr mit dieser sehr aggressiven Art nach vorne zu verteidigen acht Spiele in Serie zu null gespielt. Da haben wir eine gute Balance gefunden mit unserem Angriffsspiel - in den Umschaltmomenten, aber auch mit dem Ballhalten. Wenn ich Spieler wäre, würde ich das bevorzugen", sagte Rolfes. "Wenn du weniger Gegentore kassierst, ist die Wahrscheinlichkeit auf Erfolge auch höher."

(RP)
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