Lokalsport "Rollis" und "Fußgänger" spielen Handball

Langenfeld · Der Richrather SV 08 hatte schon lange vor, ein sportliches Angebot für Menschen mit Handicap einzurichten. Marina Roßkothen leitet die ungewöhnliche Gruppe, die erst in Düsseldorf zu Hause war. Größter Wunsch ist ein neuer Trainer.

 Übergabe: Der Ball ist das Wichtigste im neuen Richrather Angebot. Der sportliche Ehrgeiz stellt sich dann schnell von selbst ein.

Übergabe: Der Ball ist das Wichtigste im neuen Richrather Angebot. Der sportliche Ehrgeiz stellt sich dann schnell von selbst ein.

Foto: Ralph Matzerath

Rollstuhlfahrer und Fußgänger gehen gemeinsam ihrer Leidenschaft nach. Diese Möglichkeit bietet jetzt der Handball-Kurs des Richrather Sportvereins 08 (RSV), der sich montags von 20.30 Uhr bis 22 Uhr in der Sporthalle der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule am Schlangenberg trifft. Aus Sicherheitsgründen müssen alle Teilnehmer einen Helm tragen. "Wir hatten schon lange vor, ein Sportangebot für Menschen mit Handicap in unseren Kursplan zu integrieren", erklärt RSV-Sportwart Peter Meuser.

Es war ein glücklicher Zufall, dass sich Marina Roßkothen und ihre kleine Gruppe meldeten. Die 25-jährige Rollstuhlfahrerin wollte unbedingt einen Partner finden, um Handball spielen zu können. "Wir haben vorher in Düsseldorf gespielt, aber dort kam die Trainerin mit uns nicht mehr klar", sagt Roßkothen, "dann haben wir etwas anderes gesucht - und gefunden." Der RSV-Vorsitzende Wolfgang Prenzel ist über die Neuzugänge sehr erfreut: "Wir sind glücklich, diese Gruppe bei uns willkommen zu heißen, und wir hoffen, dass es eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit wird."

Derzeit suchen die Handballer dringend einen Coach. Obwohl Roßkothen keinen Übungsleiterschein besitzt, muss sie das Training leiten - und sie weiß auch, wie Übungseinheiten spannend gestaltet werden. Zunächst gibt es ein Zirkeltraining, ehe die Sportler mit dem Handball durch einen Slalom dribbeln. Beim Rollstuhlfahren werfen wie sich den Ball gegenseitig zu. Dann gibt es ein Spiel zwischen 40 und 60 Minuten. "Jeder kann beim Training mitmachen, weil alle Anfänger sind. Die Handball-Regeln werden speziell angepasst", erklärt Roßkothen. So gibt es beispielsweise bei den Spielen keinen Torkreis.

Das Konzept hat bereits einige überzeugt und deshalb steigt die Teilnehmeranzahl. "Es ist eine reine Hobbymannschaft und es gibt auch keine Freundschaftsspiele, denn die Teilnehmer haben gerade erst angefangen. Es wäre schön, wenn wir 15 hätten, sodass wir noch besser Trainingsspiele veranstalten können", unterstreicht Meuser. Darüber hinaus hofft der RSV 08, dass sich mehr als zwei Fußgänger der Gruppe anschließen. Roßkothen: "Unser Ziel ist, dass regelmäßig Fußgänger kommen und dann von uns einen Rollstuhl bekommen."

Obwohl Handball erst vor einigen Wochen ins Programm des RSV integriert wurde, ist das Angebot bereits weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Beleg: Ein Spieler kommt aus Wassenberg, das in der Nähe der Niederlande liegt. Um seiner Leidenschaft nachzugehen, nimmt er pro Training mehr als 100 Kilometer Fahrt auf sich. "Sonst kann er so einen Kurs nirgendwo besuchen", erklärt Meuser. Das neue Handball-Angebot in Richrath ist tatsächlich etwas Besonderes.

(fas)
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