Lokalsport Reusraths Erfolgstrainer muss gehen

Langenfeld · Der Verein will kleinere Brötchen backen - mit einem neuen Coach. Spieler erwägen Vereinswechsel.

Udo Dornhaus ist nun in seiner vierten Saison beim SC Reusrath (SCR) und sein Engagement ist bis dato eine echte Erfolgsgeschichte: Im ersten Jahr seiner Amtszeit gelang prompt der Aufstieg in die Bezirksliga, dem mit einem zweiten und einem dritten Rang zwei weitere hervorragende Platzierungen folgten. In dieser Spielzeit rangieren die Reusrather aktuell auf Platz vier und haben sich damit endgültig in der Bezirksliga etabliert. Damit konnte Dornhaus mit seiner Mannschaft sämtliche Ziele erreichen, die er zu Beginn seines Engagements zusammen mit dem Vorstand festgehalten hatte. Dieses Papier hätte für die nächste Saison 2015/2016 eigentlich den Angriff auf die Landesliga vorgesehen.

Ein Vorhaben, zu dem es nicht kommen wird, da Dornhaus in der nächsten Spielzeit nicht mehr an der Seitenlinie stehen wird und die Ziele des Vereins nach unten korrigiert werden. "Wir haben eine Neuausrichtung des Vereins beschlossen, weil wir uns konsolidieren müssen. Die jüngsten Erfolge haben Begehrlichkeiten geweckt, die hier aktuell nicht umsetzbar sind", erklärt Reusraths erster Vorsitzender Uli Brücker.

Dass diese Neuausrichtung zuallererst die Trennung vom bisherigen Erfolgstrainer bedeutet, hat aber wohl nichts damit zu tun, dass das Gehalt von Dornhaus die Reusrather Vereinskasse sprengen würde. Der Trainer wäre laut eigenen Aussagen sogar bereit gewesen, auf Geld zu verzichten. Dieses Angebot konnte Dornhaus dem Verein allerdings erst gar nicht machen, da er von Brücker direkt vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Vielleicht auch deshalb, weil Dornhaus für den Sommer mit neuen Spielern gerechnet hatte. "Jetzt hätte der nächste Schritt kommen müssen. Wir haben einen guten Kern zusammen, aber vier, fünf Leute hätte man noch holen müssen", sagt Dornhaus, "aber das, was jetzt im Raum steht, das war nicht das, was wir uns für die Zukunft vorgenommen haben. Die Jungs wollen etwas erreichen, wollen auch noch mal höher spielen."

Genau dieses Abrücken von den langfristig vereinbarten gemeinsamen Zielen, dieser Vision, die den engsten Kern des Teams zusammen und Leistungsträger trotz vergleichsweise niedriger Gehälter in Reusrath gehalten hat, bedeutet für den Verein ein großes Risiko. So ganz verstehen tut die Haltung der Vereinsverantwortlichen niemand. Erst recht nicht das sportliche Personal: Aus Spielerkreisen werden schon jetzt erste Wechselgedanken vernommen. Nicht nur, weil die Spieler gerne mit Dornhaus weitergearbeitet hätten, sondern auch, weil viele keine Lust auf das drohende Mittelmaß oder sogar Abstiegskampf haben.

So steht jetzt schon in Jens Weidenmüller der erste Reusrather Leistungsträger vor einem Wechsel zum HSV Langenfeld. Dieser Gefahr ist sich auch der Vorstand bewusst und dennoch war der jetzige Schritt scheinbar alternativlos. "Für einen entschlossenen Angriff auf die Plätze ganz oben muss ein Verein ausreichend gewachsen sein. Da muss bei einem Dorfverein, der wir nun einmal sind, nicht nur in der ersten Mannschaft, sondern auch in der Zweiten, Dritten und den Jugendmannschaften alles stimmen", erklärt Brücker.

Hat sich der Verein finanziell übernommen? Sind die Spieler zu teuer? Wie genau der Kader für die nächste Spielzeit aussehen wird, steht bislang nicht fest. Klar ist allerdings, dass Ralf Dietrich, bislang Trainer der zweiten Mannschaft, Dornhaus beerben wird und mit begrenzten finanziellen Mitteln eine Mannschaft formen muss, die die Bezirksliga halten kann - höhere Ziele sind trotz der ausgezeichneten Leistungen der vergangenen Jahre nicht mehr vorgesehen. "Wir müssen jetzt erst einmal zusehen, dass wir in der Bezirksliga bleiben", sagt Brücker.

Klingt, als ob die Reusrather Erfolgsgeschichte in nächster Zeit erst einmal nicht weitergeschrieben wird.

(mroe)
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