Lokalsport Longhorns-Urgestein Berg hört auf

Langenfeld · Der Running-Back des Football-Zweitligisten will kürzer treten. Sein Abgang ist ein Aderlass für die Langenfelder.

 Er fliegt nicht mehr: Daniel Berg, der Punktegarant der Langenfeld Longhorns, will aufhören.

Er fliegt nicht mehr: Daniel Berg, der Punktegarant der Langenfeld Longhorns, will aufhören.

Foto: Ralph Matzerath

Der Star einer Mannschaft ist beim American Football in den meisten Fällen der Quarterback. Er ist derjenige, der das Spiel bestimmt, der jeden Angriff aufzieht, der mit seinen spektakulären Pässen die Partien entscheidet. Bei den Langenfeld Longhorns war das in den letzten Jahren anders. Lange Zeit war hier Runningback Daniel Berg der herausragende Akteur - doch zur kommenden Saison hängt der 30-Jährige seine Schuhe an den Nagel. "Das ist für uns natürlich ein herber Verlust. Er wird uns nicht nur spielerisch, sondern auch als Führungsspieler fehlen. Er war unser Kapitän, er hat die Mannschaft jahrelang angeführt. Er hat Probleme gelöst, die ich nicht mehr zu lösen brauchte, und ist immer vorangegangen", singt Longhorns-Headcoach Michael Hap ein Loblied auf seinen langjährigen Weggefährten.

Gemeinsam mit seinem Trainer ist Berg das Gesicht der jüngsten Erfolgsstory des Langenfelder Vereins, der nach der Insolvenz 2011 ganz unten in der sechsten Liga neu anfangen musste. Mit unermüdlichem Einsatz und einer flammenden Begeisterung für ihren Sport schafften die Longhorns vor zwei Jahren die Rückkehr in die German Football League 2 (GFL), Deutschlands zweithöchste Spielklasse, und konnten sich dort in der vergangenen Saison sofort wieder etablieren. Die Langenfelder sind damit nun endgültig wieder dort angekommen, wo sie vor der Insolvenz schon einmal standen - für Berg ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören.

"Ich habe schon ein wenig dieses Gefühl: Mission erfüllt. Ich bin damals aus der Jugend direkt in das GFL2-Team gekommen, ins gemachte Nest. Nach dem Zwangsabstieg habe ich dann auch sofort gesagt, dass ich nicht wechseln werde. Es war mir sehr wichtig, bei dieser Rückkehr nach oben mitzuwirken. Ich denke, ich habe meinen Soll erfüllt und da bin ich sehr stolz drauf", sagt der Runningback, der seine gesamte 17 Jahre lange Karriere - mit Ausnahme einer Saison bei den Essen Assindia Cardinals in der GFL - bei den Longhorns verlebt hat. Schon vor einem Jahr schlich sich erstmals der Gedanke an ein Karriereende bei Berg ein: Für die Vorbereitung hatte sich der Runningback wieder einmal ein äußerst ambitioniertes Trainingsprogramm auferlegt. "Ich habe mir selbst immer viel Druck gemacht. Ich wusste immer, dass sich das Team auf mich verlässt und wollte auch immer jemand sein, auf den man sich verlassen kann", erklärt Berg. Dieses Mal fehlte ihm von Zeit zu Zeit die letzte Motivation für die kraftraubende Plackerei. Ein Grund: In seinem Job als Projektmanagement bei einer Firma für IT-Sicherheit übernimmt Berg ebenfalls mehr Verantwortung, muss dort inzwischen mehr Zeit investieren.

Diese Entwicklung intensivierte sich im Verlauf der Saison noch. "Ich musste mich zum ersten Mal zu den Spielen zwingen, hätte eigentlich lieber etwas Freizeit genossen. Ich war selbst sehr verwundert, denn vorher gab es sowas bei mir überhaupt nicht", erklärt Berg. Nach der strapaziösen Saison, in der er nicht nur als Runningback spielte, sondern auch in vielen Spielen noch in der Defensive aushalf, überlegte er gemeinsam mit Trainer Hap, die Belastung in Zukunft herunterzufahren, weniger zu trainieren und zu spielen. Doch schnell wurde klar, dass auch das keine Lösung darstellt. "Ich bin jemand, der macht etwas entweder mit 100 Prozent oder lässt es", sagt Berg. Nun bleibt nur noch die Frage, wie das Urgestein nach seiner langen Karriere ohne Football klarkommen wird. "Das mögen viele vielleicht nicht verstehen, aber Football ist ein Stück weit auch eine Sucht. Darum ist der zweite Schritt jetzt der, zu gucken, ob ich sagen kann, ich lasse es ganz." Darum kann es auch sein, dass Berg lediglich ein Jahr Pause einlegt und bald doch wieder aktiv den Rasenplatz im Jahnstadion umwühlen wird. Falls nicht, bleibt er den Longhorns als Trainer für die Runningbacks erhalten. So ganz kann er es halt doch nicht lassen.

(mroe)
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