Motorsport Long Beach: Mauer stoppt Bergmeister

Langenfeld · Im Grunde liebt Jörg Bergmeister seinen Beruf. Und Amerika mag der Langenfelder auch, zumal er hier die bislang größten Erfolge in seiner Karriere als Motorsportler einfahren konnte. Deswegen hatte sich Bergmeister sehr darauf gefreut, nach zwei Jahren in der Langstrecken-Weltmeisterschaft wieder in die USA zurückzukehren. Dass zu den fünf Meisterschaften in der alten American Le Mans Series (ALMS) kein weiterer Titel hinzukommen würde, war klar, denn die ALMS ist jetzt ein Bestandteil der Tudor United SportsCar Championship (TUSCC). Da stand für den ehrgeizigen Werksfahrer und sein Team Porsche North America von Anfang an fest: Der erste Platz soll es sein. Der Plan, gemessen an logistischem Aufwand und fahrerischem Können, durfte als machbar gelten. Das Fazit aus den ersten drei Rennen 2015 fällt jedoch ernüchternd aus. Jörg Bergmeister kämpft darum, den Anschluss nach vorne nicht zu verlieren.

 Immer an der Wand lang: Der Porsche 911 RSR von Jörg Bergmeister sah nur bis zur ersten Kurve neuwertig aus. Der Kontakt mit der Betonwand richtete einigen Schaden an.

Immer an der Wand lang: Der Porsche 911 RSR von Jörg Bergmeister sah nur bis zur ersten Kurve neuwertig aus. Der Kontakt mit der Betonwand richtete einigen Schaden an.

Foto: Porsche AG

Bereits der Januar-Auftakt bei den 24 Stunden von Daytona lief nicht nach Wunsch. Wegen eines Unfalls und eines sich anbahnenden Motorschadens büßte der Porsche 911 RSR mit der Startnummer 912 alle Chancen auf ein Top-Resultat ein. Der März-Klassiker bei den zwölf Stunden von Sebring sollte die Wende zum Besseren bringen, doch nun zerstörte ein klemmendes Rad alle Hoffnungen. Nach den beiden herben Enttäuschungen wechselte die Serie von der Ostküste an die Westküste, vom Sunshine-State Florida in den Golden State Kalifornien an die Pazifik-Küste. Doch es änderte sich wenig. Im einen Staat schien die sportliche Sonne nicht - und im anderen war wenig Gold zu finden.

Long Beach im Los Angeles County ist im Terminkalender der TUSCC etwas ganz Besonderes. Die Strecke, die nach dem Rennen wieder dem öffentlichen Verkehr gehört, ist nur 3,16 Kilometer lang und damit kürter als jede andere im Rennkalender. Außerdem dauert das Traditionsrennen lediglich 1:40 Stunden - was angesichts der anderen Distanzen als Sprint durchgeht. Der größte Teil der Rennen geht über 2:40 Stunden. Zwischen den Klassikern Daytona und Sebring gibt es Veranstaltungen über zwei, sechs und zehn Stunden. Daraus folgt: Wer in Long Beach einen Fehler macht, einfach Pech hat oder in einen beliebigen Zwischenfall verwickelt wird, darf den Blick nach ganz vorne abhaken. So erging es Jörg Bergmeister.

Der Teamkollege Richard Lietz, der fürs Qualifying (Zeittraining) zuständig war, stellte den schnellen Dienstwagen mit 1:17,932 Minuten auf den sechsten Platz. Weil das auf dem Stadtkurs keine begeisternde Ausgangslage ist, wollte der Österreicher direkt nach dem Start etwas Boden gutmachen - was im Ansatz zu funktionieren schien. Als aber ein Konkurrent mit seiner Corvette überraschend herüberzog, konnte Lietz nicht mehr ausweichen - und krachte in die Mauer. Jörg Bergmeister machte sich draußen trotzdem sofort für seinen Einsatz fertig.

 Könnte besser gehen: Jörg Bergmeister liegt in der Fahrermeisterschaft nach drei von zwölf Rennen nur auf dem achten Platz.

Könnte besser gehen: Jörg Bergmeister liegt in der Fahrermeisterschaft nach drei von zwölf Rennen nur auf dem achten Platz.

Foto: Bob Chapman

In einer hastig durchgeführten Not-Reparatur, die trotzdem 15 Rennrunden dauerte, konnte das Team den Porsche wieder in einen halbwegs fahrbereiten Zustand versetzen. "Das Auto war krumm, das Lenkrad stand schief, die Spur war total verstellt, die Servolenkung defekt und ein Teil des Unterbodens hing herunter", sagte Bergmeister. Der 39-Jährige dachte nicht ans Aufgeben und kletterte hinters Lenkrad, um mit Blick auf die Meisterschaft doch möglichst viele Punkte mitzunehmen. Wenigstens dieser Wunsch ging mit Rang acht in der Klasse GTLM in Erfüllung. Und 1:19,955 Minuten für die schnellste Runde waren angesichts der widrigen Umstände sehr beachtlich. "Ich habe nicht mehr das letzte Risiko genommen und allen anderen Platz gemacht", berichtete Bergmeister, "insgesamt ist das natürlich frustrierend." Selbstverständlich wird er am 30. Mai in Detroit (Michigan) wieder alles geben: "Wir hatten jetzt dreimal Pech. Irgendwann ist das vorbei." Der Liebe zum Beruf kann das sowieso nichts anhaben.

(RP)
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