Lokalsport Jörg Bergmeister triumphiert beim Heimspiel am Nürburgring

Langenfeld · Der Motorsportler, der momentan von Termin zu Termin hetzt, gewann im Porsche den siebten Lauf der Langstrecken-Meisterschaft.

 Siegerkränze: Jörg Bergmeister (links) steuerte den Porsche 911 GT 3 iM Wechsel mit Patrick Pilet zum Sieg.

Siegerkränze: Jörg Bergmeister (links) steuerte den Porsche 911 GT 3 iM Wechsel mit Patrick Pilet zum Sieg.

Foto: Jan Brucke/VLN

Er ist in diesen Tagen wieder dauernd unterwegs und sein Zuhause betritt Jörg Bergmeister praktisch nur, um sich mit einer Tasche voll frischer Wäsche zu versorgen. Ausgerechnet jener Termin in der Nähe, der zunächst gar nicht im Dienstplan des Porsche-Werksfahrers gestanden hatte, wurde dabei zum großen Erfolg. Der Langenfelder, gerade erst von Tests aus den USA wieder im Rheinland eingetroffen, konnte das "Heimspiel" auf dem Nürburgring zum ersten Rennsieg seit langer Zeit nutzen. Am Steuer des Porsche 011 GT 3 des Teams Manthey Racing wechselte er sich mit dem Werksfahrer-Kollegen Patrick Pilet aus Frankreich ab - und ließ beim siebten Rennen der VLN-Langstrecken-Meisterschaft 2016 nach sechs Stunden die Konkurrenz von Mercedes, BMW oder Audi hinter sich. Bergmeister, der in dieser Saison schon einigen Frust zu verarbeiten hatte, freute sich: "Endlich mal wieder. Wir hatten nicht das schnellste Auto für eine Runde, aber wir waren konstant."

Lokalsport: Jörg Bergmeister triumphiert beim Heimspiel am Nürburgring
Foto: Jan Brucke/VLN

Bergmeister hatte seine Einsätze absolviert und saß danach in der Team-Box irgendwie auf glühenden Kohlen. Der auf Rang zwei liegende Audi R8 LMS holte auf - und war doch plötzlich entscheidend geschlagen, weil das Team Land Motorsport beim letzten Halt zu wenig Treibstoff eingefüllt hatte und das Auto rund 500 Meter vor der Ziellinie ausrollte. Bergmeister zitterte mit, weil Teamkollege Pilet ein ähnliches Schicksal hätte erleiden können. Der Franzose kam etwa 20 Sekunden vor dem Ablauf der sechs Stunden über die Ziellinie und hatte deshalb auf der Nordschleife eine weitere Runde zu absolvieren - die in den internen Benzin-Rechnungen so nicht vorgesehen war. "Das war recht aufregend", räumte Jörg Bergmeister ein, "zum Glück für uns hat es ja gereicht."

Deutlich weniger glücklich war er mit den jüngsten Ereignissen in seinem Haupt-Einsatzgebiet für 2016. Dort ist er als Werksfahrer in der Weathertech SportsCar Championship unterwegs und von Porsche ans texanische Team Park Place Motorsports "ausgeliehen". Anfang August hatte Bergmeister auf seiner Lieblingsstrecke Elkhart Lake in Wisconsin Platz zwei belegt und die schnellste Runde geschafft. Vor dem folgenden Rennen entschloss sich dann aber Patrick Lindsey zu einem spektakulären Schritt. Lindsey ist nicht nur der Teamkollege von Bergmeister, sondern zugleich der Chef von Parkplace Motorsports - und seit einiger Zeit nicht einverstanden mit der "Balance of Performance", der technischen Einstufung des Porsche 911 GT 3 R. Weil es hier seiner Ansicht nach deutliche Ungerechtigkeiten im Vergleich zur Konkurrenz gibt und zu weit auseinanderliegende Meinungen in Gesprächen mit den Verantwortlichen der Serie, blieb das Auto fürs Rennen in Virginia in der Garage stehen.

"Ich wäre natürlich gerne gefahren", berichtet Bergmeister, "es war schon ein komisches Gefühl, das am Fernseher zu erleben." Der Boykott war immerhin eine einmalige Aktion, denn bei den beiden letzten Rennen der Saison am 17. September in Austin (Texas) und am 1. Oktober in Road Atlanta (Georgia) kehrt Parkplace Motorsports in den Rennzirkus zurück. Jörg Bergmeister, der kurz nach seinem Sieg auf dem Nürburgring zu Tests nach Frankreich abreiste, wird also vorläufig weiter Vollbeschäftigung haben. Sein Zuhause sieht er gerade nur, um sich mit einer Tasche voll frischer Wäsche zu versorgen.

(RP)
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