Lokalsport Heute wird Laras WM-Traum wahr

Leverkusen · Die 17-jährige Leverkusenerin Lara Stolle ist mit der Nationalmannschaft in die USA geflogen, um in Cincinnati gegen die besten Rhönrad-Turner der Welt anzutreten. Das Turnier ist für die Schülerin der Höhepunkt ihres bisherigen Sportlerlebens.

Lokalsport: Heute wird Laras WM-Traum wahr
Foto: Miserius Uwe

Zwei große Metallringe, acht Sprossen, vier Griffe und zwei Trittbretter - das "Rezept" für ein Rhönrad ist relativ einfach. Mit dem Sportgerät aus den 1920er Jahren lassen sich ebenso filigrane wie athletische Figuren aus dem Turnen vollziehen. Drehend, rollend, stehend und auch in Spiralform sind die Athleten unterwegs. Lara Stolle beherrscht das Rhönrad, wie es nur wenige können. Bei der 24. Norddeutschen Meisterschaft Ende Mai trat die Leverkusenerin in drei Kategorien an - mit Erfolg: Sie war trotz einer Knieverletzung die beste Turnerin in ihrer Altersklasse.

Der erste Platz in dem von ihrem Heimatverein TSV Bayer ausgerichteten Wettbewerb und der Sieg bei einem Turnier im April sicherte ihr das Ticket zur Weltmeisterschaft, die in dieser Woche in Cincinnati (USA) läuft. Sie ist die einzige Nationalturnerin aus NRW. Heute wird Lara erstmals in ihrer Altersklasse vor den Kampfrichtern des Internationalen Rhönradturn-Verbandes (IRV) ihr Können zeigen. Gegen 15 Uhr (Ortszeit) steigt sie in das Rad. "Mein großes Ziel ist es, das Finale zu erreichen", sagt sie. "Ich will den Wettkampf aber vor allem so meistern, dass ich mit mir selbst zufrieden bin."

Die 17-Jährige tritt bei den Junioren im Mehrkampf an. Der setzt sich aus den Einzeldisziplinen Gerade- und Spiralturnen sowie Sprung zusammen. Die Vorbereitung auf die WM sei durchaus fordernd gewesen, sagt die Turnerin des TSV Bayer. "Ich habe vier Trainingseinheiten pro Woche absolviert, Krafttraining und Physiotherapie - bis ich das Gefühl hatte, dass meine Übungen sitzen." Das erfordere auch viel Disziplin.

Mit ihrem Sport begann Lara bereits mit drei Jahren, was auch an der familiären Bindung zum Rhönrad-Turnen liegen dürfte. Ihre Mutter und Tante sind als Trainerinnen aktiv und auch ihre Schwester turnt erfolgreich im Rhönrad. Ihre Sportart, sagt sie, sei im Grunde recht einfach zu lernen, aber sehr schwer zu meistern.

"Eine große Herausforderung ist, ein Gefühl für das Rad zu entwickeln." Zudem seien die Übungen immer fordernder und komplexer, wenn man den Sport ernsthaft betreibt - besonders bei internationalen Wettkämpfen. Die Kampfrichter achten bei der Ausführung auf jeden kleinen Fehler. Sauber müssen die Figuren gezeigt werden. Die Turner bestimmen ihre Kür selbst. Dabei gibt es verschiedene Schwierigkeitsgerade, die in die Bewertung einfließen. Für sie ist es ihre erste WM-Teilnahme. Als sie damals erfahren habe, dass sie Teil des 20-köpfigen deutschen Rhönrad-Teams ist, habe sie es kaum fassen können. "Mir standen die Tränen in den Augen", sagt sie. Ihr Sport sei etwas Besonderes: "Das kennt nicht jeder und ist ziemlich einzigartig. Man muss viel investieren, um gut zu sein." Kraft und Spannung seien die entscheidenden Faktoren. "Das über eine ganze Übung zu halten, ist ganz schön anstrengend."

Das Gefühl, sich in den USA mit den Besten ihrer Sportart messen zu können und Teil der Nationalmannschaft zu sein, bezeichnet sie als "mega". Beinahe wäre ihr Traum von der WM an finanziellen Gründen gescheitert. Rund 1700 Euro für Unterkunft und Flug waren notwendig. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) übernimmt nur das Startgeld in Höhe von 25 Euro. Ein Grund für die maue Unterstützung ist, dass Rhönrad-Turnen keine olympische Disziplin ist. Also startete Lara ein Crowdfunding-Projekt. Die Suche nach Geldgebern im Internet war erfolgreich. Etwas mehr als 1000 Euro kamen durch Spenden zusammen - und die Leverkusenerin konnte sich ihren Traum erfüllen.

Jetzt freute sie sich erstmal auf "unvergessliche Erfahrungen" bei der Weltmeisterschaft. Viel Zeit, Cincinnati und Umgebung zu erkunden gebe es zwar nicht, aber "wir sind alle sehr motiviert und freuen uns auf die Wettkämpfe. Das wird ziemlich cool."

(RP)
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