Analyse Handballer leben von der Leidenschaft

Langenfeld · Der Drittliga-Aufsteiger SG Langenfeld geht nach vier Spielen mit überraschenden 3:5 Punkten in die kurze Meisterschaftspause, weil er als Mannschaft wieder perfekt funktioniert. Trainer Dennis Werkmeister ist glücklich damit und sieht trotzdem Luft nach oben.

 Im Vorwärtsgang: Dustin Thöne (mit Ball) und die Langenfelder Handballer empfinden die 3. Liga nicht als Last, sondern als Lust.

Im Vorwärtsgang: Dustin Thöne (mit Ball) und die Langenfelder Handballer empfinden die 3. Liga nicht als Last, sondern als Lust.

Foto: Ralph Matzerath

Einerseits ist es eine Überraschung. Keiner konnte doch ernsthaft damit rechnen, dass die Handballer der SG Langenfeld (SGL) nach dem Aufstieg in die 3. Liga ihr Drehbuch weiterschreiben. Andererseits ist es wiederum keine richtig große Überraschung, dass die Mannschaft nach vier Spieltagen mit 3:5 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz steht - der am Ende sicher den Klassenerhalt bringt. Das Team von Trainer Dennis Werkmeister bleibt sich selbst treu und nimmt zumindest die Heimspiele mit Herz und Leidenschaft an. Das größte Plus, das eigentlich ein offenes Geheimnis ist: Langenfeld funktioniert in seiner aktuellen Besetzung als Mannschaft perfekt.

Die Torhüter Tobias Geske verfügt über die meiste Erfahrung, zumal er sich aus seiner früheren Zeit beim TuS Wermelskirchen in der 3. Liga auskennt. Die Mitbewerber sind Tobias Joest und Alexander Riebau. Die SGL ist auf dieser Position drittligatauglich besetzt und kann auch einen Ausfall verkraften. So unterzog sich Riebau in der Saison-Vorbereitung einer Ellbogen-Operation, die erfolgreich war. Mittlerweile steht er wieder zur Verfügung.

Das kommt Langenfeld deshalb gelegen, weil Tobias Joest im nächsten Meisterschaftsspiel am 8. Oktober beim TuS Volmetal aus privaten Gründen fehlt. Die Folgen der Gehirnerschütterung, die er am Samstag beim 30:26 über Ahlen erlitt, sind bis dahin kein Thema mehr.

Die Abwehr "Das muss man zusammen mit den Torhütern sehen", sagt Werkmeister, "und ich bin auch überhaupt nicht unzufrieden. Aber natürlich ist da Luft nach oben." Vor allem beim Drittliga-Debüt in Leichlingen (28:39) wollte hinten nichts funktionieren. "Wir müssen zwei bis drei verschiedene Systeme spielen und bei Bedarf schnell umstellen", fordert Langenfelds Coach. Beim Erfolg über Ahlen war zu erkennen, dass die SGL relativ rasch von einer offensiven zu einer defensiveren Variante wechseln kann.

Der Angriff Der Drittliga-Aufsteiger Langenfeld hat in den ersten vier Spielen 116 Treffer erzielt - mehr als alle Teams hinter ihm und sogar mehr als der Zweite Bayer Dormagen (112). Dreh- und Angelpunkt ist Regisseur André Eich und vieles wirkt eingespielt - kein Wunder, denn neben Keeper Joest (vom Bergischen HC II gekommen) gab es keinen einzigen Zugang von außerhalb. "Wir müssen unsere Effektivität steigern", betont Werkmeister dennoch. Das traf selbst beim Sieg gegen Ahlen zu, denn Langenfeld schloss bei Weitem nicht alle offensiven Szenen erfolgreich ab. Ausnahme in Sachen Konsequenz: Tim Menzlaff, der noch dazu in der Deckung überzeugte, erzielte am für ihn traumhaften Abend 13 Tore.

Die Mannschaft Menzlaffs Aussage kurz nach dem Abpfiff war typisch: "Noch mehr als darüber freue ich mich, dass wir gewonnen haben." Für Werkmeisters Kader gilt: Das Team ist der Star - was offensichtlich nicht ausschließt, dass gelegentlich einer herausragt. Gegen Ahlen kamen zudem alle 14 Handballer zum Einsatz, die auf dem Spielberichtsbogen eingetragen waren. "Mit dem Blick auf die lange Saison geht das nicht anders", findet Werkmeister. Weil erst vier von 30 Meisterschaftsspielen absolviert sind, liegt die meiste Arbeit ja tatsächlich noch vor Langenfeld - etwa in den Duellen mit den ungeschlagenen Top-Teams Neusser HV, VfL Eintracht Hagen, Bayer Dormagen und Longericher SC.

"Wenn wir alles zusammenbekommen, können wir vielleicht einen davon ärgern", vermutet Chefcoach Werkmeister, der sehr gerne mit Thorsten Scholl und Tobias Plümel zusammenarbeitet: "Ich bin echt froh, dass ich sie habe. Alleine geht das gar nicht." Dass auch der Trainerstab in seiner aktuellen Besetzung perfekt als Team funktioniert, passt ins Bild. Eine echte Überraschung ist es aber nicht.

(RP)
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