Lokalsport Felix Streng "rockt" zu Bronze - und die Staffel ist heute Goldfavorit

Rio/Leverkusen · Bei den Paralympics in Rio lief TSV-Athlet Felix Streng über 100 Meter auf Platz drei. Die Sitzvolleyballer verlieren dramatisch zum Auftakt.

Aus Sicht des TSV Bayer begannen die Paralympics in Rio mit einem Höhepunkt: Weitspringer Markus Rehm trug bei der Eröffnungsfeier die deutsche Flagge. Für ein zweites Ausrufezeichen sorgte Felix Streng: Er gewann über 100 Meter die Bronzemedaille. In 11,03 Sekunden brachte der von Karl-Heinz Düe trainierte Athlet die Distanz hinter sich - Platz drei. Ärgerlich war dabei nur, dass Streng Silber nur um eine Hundertstelsekunde verpasste. "Als die Zeit auf der Anzeigetafel erschien, legte er noch mal einen Sprint ein, um vor seinen Teamkollegen Heinrich Popow, Johannes Floors und all den anderen Deutschen zu jubeln, die ihn lautstark unterstützt hatten", sagte Düe nach dem 100-Meter-Finale der Unterschenkelamputierten.

Der Trainer war sichtlich gerührt und Streng, der in diesem Jahr schon sechs Mal unter elf Sekunden gelaufen war, schnappte sich eine Fahne und ging in seine Ehrenrunde. Nachdem einem "nicht so guten Rennen" im Vorlauf (11,12 Sekunden), lief es im Finale besser - obwohl Streng Anfang der Woche noch Probleme mit der Wade hatte: "Ich war vorsichtig, ich war fokussiert und wollte das Ding rocken, egal wie weh der Fuß tat."

Sieger wurde der Brite Jonnie Peacock (10,81 Sekunden), vor dem Neuseeländer Liam Malone (11,02). Arnu Fourie (Südafrika) und Jarryd Wallace (USA), der als Medaillenkandidat galt, wurden Vierte und Fünfte. Streng: "Gerechnet habe ich damit nicht, aber ich wollte es. Umso glücklicher bin ich."

David Behre, dessen Fokus auf den 200- und 400-Meter-Strecken liegt und der im Vorlauf Europarekord in seiner Klasse T43 gelaufen war, zeigte in 11,26 Sekunden (Platz sieben), dass seine Schnelligkeit für die längeren Strecken stimmt.

Streng, dem im vergangenen Jahr bei der WM über 100 Meter nur Rang vier blieb, gab auch der Gedanke an die 4x100-Meter-Staffel Kraft, mit der er in Doha Weltmeister geworden war: "Ich hatte die Staffel auf jeden Fall im Hinterkopf. Jeder von uns ist dafür wichtig. Nur als Team sind wir stark. Ich denke, alle freuen sich auch mit mir und vielleicht gibt es ihnen ja auch Motivation. Für uns als Staffel ist das sehr positiv, wenn der Drittschnellste der Welt auf Position drei läuft."

Markus Rehm, Johannes Floors, David Behre und Streng bilden das Quartett. Sie sind Weltmeister, Europameister und Erster der Weltrangliste - nur Olympisches Gold fehlt noch. Streng, Floors und Behre liefen heute Nacht über 200 Meter. Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Rehm äußerte sich vor dem Wettkampf mit der Staffel heute (22.44 Uhr MESZ) selbstbewusst: "Wir haben richtig Bock auf die Staffel. Die Vorfreude ist viel größer als der Druck." Weniger erfolgreich lief es für die deutschen Sitzvolleyballer, die nach dem Auftaktspiel bereits mit dem Rücken zur Wand stehen. Die Mannschaft unterlag mit 2:3 gegen Ägypten. Die ersten beiden Sätze gewann Deutschland noch souverän. "Im dritten Satz waren wir uns vielleicht schon zu sicher", erklärt der Leverkusener Mathis Tigler. Die Stimmung in der Halle war fantastisch, die brasilianischen Fans unterstützten die ägyptischen Spieler. Mit Erfolg: Zum Ende waren die Deutschen fast chancenlos, unterlagen im letzten Satz 7:15.

Das Weiterkommen ist in Gefahr. Nur mit zwei Siegen gegen die USA und Gastgeber Brasilien ist die Halbfinalteilnahme noch möglich. Die Amerikaner sind klarer Außenseiter, verloren ihr erstes Spiel gegen die starken Gastgeber mit 0:3. Im letzten Gruppenspiel gegen die Brasilianer werden die Deutschen die Fans wieder nicht auf ihrer Seite haben. "Die Ägypter liegen uns eigentlich eher als die Brasilianer, aber wir können sie trotzdem schlagen", sagt Kapitän Heiko Wiesenthal. Mit Albrecht, Hähnlein, Schiwy, Schtrapp, Schu und Tigler stehen gleich sechs Leverkusener im deutschen Kader.

Zum Start der Schwimm-Wettkämpfe belegte Hannes Schürmann über 100 Meter Rücken in Saisonbestleistung (1:22,39 Minuten) Platz zehn. Am zweiten Wettkampftag stand für das Bayer-Duo Tobias Pollap/Schürmann die 50 Meter Freistil an. Während Schürmann mit 32,93 Sekunden knapp über seiner persönlichen Bestleistung blieb (Platz 12), erreichte sein Teamkollege das Finale. Dort blieb aber die erhoffte Leistungssteigerung aus, und der 30-Jährige belegte Platz acht (30,04).

Jörg Frischmann, Geschäftsführer der Behindertensport-Abteilung des TSV, war vor allem von Strengs Leitung über 100 Meter angetan: "Nach der bitteren Niederlage der Sitzvolleyballer tut uns seine Medaille richtig gut." Auch Markus Rehm findet nur positive Worte für die ersten Tagen in Rio: "Es war einen riesige Ehre, als Fahnenträger ausgewählt zu werden und ein sehr emotionaler Moment." Der nächste soll dann heute mit der Staffel folgen. Sport Seite

(RP)
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