Motorsport Ein Zauberkünstler

Motorsportler Jörg Bergmeister erlebte in Sebring einen aufregenden Saisonstart. Sein Porsche wurde beim Zwölf-Stunden-Rennen vom Rad eines Konkurrenten getroffen – und der Titelverteidiger musste blitzartig reagieren.

Am Tag danach war Jörg Bergmeister auf dem Weg zum Flughafen, um die weite Heimreise von Florida ins Rheinland in Angriff zu nehmen. Trotzdem konnte er über den Saisonstart in der American Le Mans Series weiter nur staunen. Zu verrückt war das Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring verlaufen. Der Titelverteidiger musste sich mit dem vierten Platz begnügen, obwohl mindestens Rang zwei oder vielleicht sogar der Sieg drin gewesen wäre. Nach sieben Runde passierte, was sämtliche Hoffungen auf ein Podiums-Ergebnis mit einem Schlag platzen ließ.

Bergmeister lag im Porsche 911 GT 3 RSR des Teams Flying Lizard Motorsports (Sonoma/Kalifornien) rund fünf Sekunden hinter dem führenden Ferrari. Zwischen den beiden lag ein anderer Porsche (mehrere Runden zurück), der mit dem Zweikampf nichts zu tun hatte – und doch eingriff, weil er plötzlich ein Rad verlor. Alles ging so schnell, dass Bergmeister keine Chance hatte, den Einschlag zu vermeiden. Das herumfliegende Fahrzeugteil traf seinen Dienstwagen so heftig, dass der linke Hinterreifen schlagartig alle Luft verlor. Bei 220 Stundenkilometern herrschte auf einmal die höchste Alarmstufe.

Reparatur verboten

"Ich musste ein bisschen zaubern", sagte der Langenfelder in schönster Untertreibung, "und ich habe es ganz gut hinbekommen." Logisch: Anschließend machte er sich auf direktem Weg an die Box, um den Schaden reparieren zu lassen. Dort war aber vor allem viel Geduld gefragt und die Lizards wurden zusätzlich bestraft. Weil draußen auf der Strecke in einer Gelb-Phase das Safety-Car unterwegs war, wurde die Box laut Regelwerk geschlossen: Arbeiten verboten. Drei Runden dauerte der Zwangshalt, der alle Nerven kostete und das Team entscheidend zurückwarf. Am Ende sprang der vierte Platz heraus, der keinen von den Stühlen reißen konnte. Aber Bergmeister erarbeitete sich mit seinem US-Stammkollegen Patrick Long und dem als Helfer für den Sebring-Marathon verpflichteten Marc Lieb (Ludwigsburg) immerhin wertvolle Meisterschafts-Punkte.

Fast wie sechs Richtige

"Ich glaube, ich hätte heute lieber Lotto spielen sollen", stellte Bergmeister fest, "die Wahrscheinlichkeit, von einem Rad getroffen zu werden, ist vergleichbar mit der, sechs Richtige zu haben – vielleicht sogar geringer." Teamkollege Patrick Long rief zum Abschluss noch mal das Jahr 2009 als gutes Omen in Erinnerung: "Damals waren wir hier auch Vierter und das Ende war dann ja nicht so schlecht." Im Gegenteil: Bergmeister/Long holten sich später die Meisterschaft. Gut möglich also, dass bald wieder die anderen staunen werden.

(RP)
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