Lokalsport Die Handball-Helden: Hamburg, deine Kerle!

Langenfeld · Der künftige Handball-Drittligist gewann das Finale vor 2866 Zuschauern in Hamburg mit 29:26 gegen den HC Glauchau/Meerane.

 So sehen Sieger aus: Das Mannschaftsfoto von der Siegerehrung dürfte sich ziemlich sicher jeder Langenfelder Handballer einrahmen wollen.

So sehen Sieger aus: Das Mannschaftsfoto von der Siegerehrung dürfte sich ziemlich sicher jeder Langenfelder Handballer einrahmen wollen.

Foto: Sascha Klahe

Die Handballer der SG Langenfeld (SGL) erleben gerade eine Saison für die eigenen Geschichtsbücher. Vor Kurzem hatte sich das Team von Trainer Dennis Werkmeister den Aufstieg aus der Oberliga in die 3. Liga gesichert und anschließend die Meisterschaft am Niederrhein gewonnen. Seit gestern ist Langenfeld endgültig am Ziel seiner Träume angekommen, denn der Ausflug in die große Barclaycard-Arena in Hamburg war ein noch größerer Erfolg. Durch den 29:25 (14:9)-Erfolg im Finale gegen den HC Glauchau/Meerane schaffte Langenfeld auch den Triumph im Deutschen Amateurpokal. "Ich bin einfach überglücklich", sagte Werkmeister, "mir fehlen die Worte."

Langenfeld hatte das Finale durch Siege beim TuS Spenge (33:30/Oberliga Westfalen), bei der HSG Siebengebirge/Thomasberg (27:23) und beim HSV Apolda (32:30/Mitteldeutsche Oberliga) erreicht. Trotzdem durfte der künftige Drittligist nicht als klarer Favorit gelten, zumal es personell zu viele Fragezeichen gab. Deshalb blieben auf dem Spielberichtsbogen zunächst zwei der 14 Plätze frei - und alle Spieler, die nicht darauf standen, nahmen hinter der Ersatzbank Platz. Die Maßnahme sollte sich später voll bezahlt machen.

Beide Teams begannen in der ungewohnten Umgebung nervös und mit vielen Fehlern. Langenfeld führte meistens, konnte aber bis zum 7:7 (14.) keine großen Vorteile erzielen. Mit der immer besser arbeitenden Abwehr bog die SGL dann früh auf den Weg zum Happy End ein, als sie für fast genau 13 Minuten lang keinen weiteren Gegentreffer mehr zuließ. André Eich verwandelte zwei Siebenmeter, ehe er mit dem 10:7 (18.) ein drittes Mal hintereinander traf. Dustin Thöne, Sven Kniesche und Vinzenz Preissegger legten zum 13:7 nach (25.), bevor Glauchau wieder stattfand. Sehr hilfreich aus Langenfelder Sicht: Der HC scheiterte vor der Pause bei vier von fünf Siebenmetern, weil der jeweils für Tobias Geske zu den Strafwürfen eingewechselte Tobias Hanke großartig reagierte.

Die 14:9-Führung (30.) zur Pause konnte bei Langenfeld niemand wirklich glauben - wie der eine oder andere staunende Blick zum unter der Hallendecke angebrachten Videowürfel verriet. Die SGL blieb deshalb in der zweiten Hälfte konzentriert und legte zuerst die 20:13-Führung vor (40.). Gleichzeitig war der Spielbericht mittlerweile keine Lücke mehr, weil inzwischen Kapitän Matthias Herff und Linkshänder Henrik Heider nachgetragen worden waren. Herff, zuletzt wegen einer Schulterverletzung außer Gefecht, und Heider, der wegen einer Bänderverletzung ausgesetzt hatte, brachten zusätzlichen Schwung für die entscheidende Phase.

Heider markierte vom 20:14 (40.) bis zum 27:21 (51.) vier Tore, weil ihn die Deckung des HC offensichtlich überhaupt nicht auf der Rechnung hatte und kein Mittel gegen seine Würfe fand. Herff war später zur Stelle, als er mit dem 28:23 (58.) die letzten vorhandenen Zweifel am Langenfelder Sieg beseitigte. Wenig später begann auf der Bank der SGL die Vorbereitung auf die Feierlichkeiten - und als Schluss war, gab es kein Halten mehr. Die rund 100 Fans, die durch ihre lautstarke Unterstützung fast für Heimspiel-Atmosphäre gesorgt hatten, legten plötzlich noch ein paar Dezibel mehr an Lärm drauf.

Sie alle und die Hauptdarsteller auf dem Feld waren Beteiligte eines ungewöhnlichen Ereignisses, das vermutlich sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Die am meisten benutzte Vokabel: Unglaublich. Am besten brachte es wohl der stellvertretende Abteilungsleiter Uwe Stolley auf den Punkt: "Ich bin völlig durch den Wind. Ich kann im Moment überhaupt noch nicht begreifen, was wir hier geschafft haben." In der Zusammenfassung ist das allerdings relativ einfach. Die SGL ist erst vor Kurzem in die 3. Liga aufgestiegen. Dann hat sie die Niederrheinmeisterschaft folgen lassen. Und gestern gewann sie in Hamburg den Deutschen Amateurpokal. Die SGL erlebt gerade eine Saison für die eigenen Geschichtsbücher.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort