Lokalsport Das Ende einer Ära: Trainer Lehnert hört in Berghausen auf

Langenfeld · In den vergangenen neun Jahren war immer die Mannschaft das zentrale Thema, aber nun steht er selbst im Vordergrund. Schließlich hat sich Siegfried Lehnert dazu entschlossen, den Fußball-Bezirksligisten SSV Berghausen nach dieser Saison zu verlassen. "Wenn man so lange als Trainer tätig ist, ist irgendwann der Zeitpunkt des Abschieds gekommen", sagt Lehnert. Der 57 Jahre alte Coach sitzt im gemütlichen SSV-Vereinsheim. Er wägt seine Worte genau ab und es schwingt deutlich eine kleine Portion Wehmut mit. Trotzdem wirkt Lehnert entschlossen, zumal er die Entscheidung bereits in der Winterpause getroffen sowie Vorstand und Team früh informiert hat. "Ich habe immer Vollgas für den SSV gegeben, aber jetzt ist der Akku leer", stellt der Trainer fest.

 Beifall: Trainer Siegfried Lehnert erfreut sich in Berghausen allgemeiner Wertschätzung.

Beifall: Trainer Siegfried Lehnert erfreut sich in Berghausen allgemeiner Wertschätzung.

Foto: Ralph Matzerath (archiv)

Jede Woche stand drei Mal Training auf dem Programm. Dazu gab es am Wochenende Spiele oder Turniere. Darüber hinaus führte der Coach zahlreiche Gespräche mit den Spielern und er war mit für die Kaderplanungen verantwortlich. "Siggi hat sehr gute Arbeit geleistet und viel für unseren Verein getan", lobt Vorstandsmitglied Dirk Jakobs, "wir verlieren einen sehr guten Trainer. Während Kollegen manchmal emotional werden, fielen seine sachlichen Analysen auf. Er sprach immer ehrlich an, wenn ihm mal etwas missfallen hat." Abteilungsleiter Wolfgang Kleefisch stimmt zu: "Wir schätzen die Arbeit von Siggi nach wie vor sehr hoch. Wir verlieren einen sehr wertvollen Mann."

Im Jahr 2000 begann Lehnert beim SSV als Jugend-Trainer und war dort sieben Jahre im Einsatz. Parallel dazu unterstützte er von 2005 bis 2007 den früheren Chefcoach André Stocki als Co-Trainer der Ersten. Nach einer zweijährigen Amtszeit beim VfB Hilden II (damals Kreisliga A) übernahm Lehnert 2009 den Bezirksligisten Berghausen als Nachfolger von Erich Seckler.

Lehnert blickt differenziert zurück: "Ich hatte das große Glück, hier Trainer sein zu dürfen, und fühlte mich immer wohl. Zu Beginn meiner erfolgreichen Zeit steht aber eine schwierige Phase, in der ich eine bezirksligareife Mannschaft gezielt zusammenstellen musste." In der Saison 2009/2010 reichte es dann lediglich zum zwölften Platz, bevor Lehnert das Team kontinuierlich verbessern konnte.

Vor allem in den jüngsten drei Spielzeiten hatte Berghausen oft einen besonderen Kampf auszutragen, weil die Ligen-Reform eine größere Anzahl an Absteigern aus der Bezirksliga nach sich zog. Mit Ruhe und Zielstrebigkeit hielt Lehnert das Schiff jedoch stets auf Kurs, sodass es nie Abstiegssorgen gab. "Teilweise haben 45 Punkte gerade erst für den Klassenerhalt gereicht", stellt Kleefisch fest. Die Zahl verdeutlicht, wie schwierig alles manchmal war.

Weil der Verein nur über begrenze finanzielle Mittel verfügt, ist er immer wieder auf junge Spieler angewiesen. Sicher keine Hilfe: In Berghausen war zuletzt keine A-Jugend vorhanden - und Lehnert musste häufig improvisieren. "Dadurch hat der Verein an Identität verloren und wir mussten oft bei anderen Klubs nachschauen. Meine Motivation ist es immer gewesen, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten. Ich wollte aus vielen verschiedenen Charakteren eine Mannschaft formen", betont Lehnert, der in Berghausen lebt und stets mit dem Fahrrad zum Platz kam.

Die Mischung stimmt auch in der aktuellen Saison wieder und der SSV liefert im oberen Mittelfeld bislang sogar eine hervorragende Rückrunde ab. Lehnert, der als ehemaliger Berufssoldat seit 2015 pensioniert ist, freut sich auf noch mehr Freizeit: "Ich habe jetzt nichts vor, weil mir eine Pause wichtig ist."

Als Lehnert-Nachfolger steht Patrick Michaelis (41) fest, der bis 2017 den Landesligisten Rather SV trainierte und auf die Unterstützung durch seinen Assistenten Sascha Hermanns (35) bauen kann. "In den vergangenen 25 Jahren wurde der SSV nur von Stocki, Seckler und Lehnert trainiert. Der Kader bleibt weitestgehend zusammen und wir trauen Michaelis die Aufgabe zu", betont Jakobs. Sicher ist, dass Lehnert große Fußstapfen hinterlässt.

(fas)
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