Paralympics Beere fliegt über 400 Meter zu Silber

Langenfeld · Dem TSV-Athleten fehlten nur 0,03 Sekunden, um Nachfolger des gefallenen Superstars Oscar Pistorius zu werden.

Rio de Janeiro (RP/sid) David Behre hat die ersehnte Paralympics-Goldmedaille über 400 Meter und damit die Nachfolge des gefallenen Superstars Oscar Pistorius knapp verpasst. Zwei Tage nach seinem 30. Geburtstag wurde der Weltmeister in der jahrelang von Pistorius dominierten Klasse mit 46,23 Sekunden Zweiter hinter dem Neuseeländer Liam Malone (46,20). "Es ist eine Niederlage, aber es war am Ende so so knapp", sagte Behre. "Drei Hundertstel über 400 Meter sind ein Wimpernschlag. Ich bin am Ende rangeflogen, ich habe gefightet, aber es hat nicht sein sollen."

Dabei war er mit seiner Leistung nicht unzufrieden. "Es war ein megaschnelles Rennen. Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass ich hier 46,23 Sekunden laufe, hätte ich das blind unterschrieben."

Er sei nach vielen Starts bei den Paralympics aber auch "froh, dass die Strapazen zu Ende sind und ich in den wohlverdienten Urlaub gehen kann." Einen Gruß sendete er an seinen Trainer Karl-Heinz Düe, "den ich mit diesem Rennen in Urlaub geschickt habe". Und mit dem er im Deutschen Haus seinen Geburtstag nachfeiern wollte: "Das wird ein historischer Abend."

Klubkollege Johannes Floors war wegen einer Verletzung kurzfristig nicht zum Vorlauf angetreten.

Derweil genoss Franziska Liebhardt ihr erstes Gläschen Sekt bereits in vollen Zügen. Lange hatte die zweifache Medaillengewinnerin darauf warten müssen, um auf ihre Erfolge von Rio, aber auch auf einen krönenden Abschluss ihrer erfolgreichen Karriere anstoßen zu können. Am Mittwochabend (Ortszeit) war es im deutschen Haus soweit.

Es war der Startschuss zu einer ausgiebigen Party nach Gold im Kugelstoßen und Silber im Weitsprung (4,42 Meter). "Jetzt wird ordentlich gefeiert", kündigte sie an und konnte noch immer nicht ganz begreifen, dass es ab sofort mit dem Leistungssport vorbei ist. "Das ist schon ein komisches Gefühl, dass ich gar kein Training mehr habe", meinte die 34-Jährige. Doch große Wehmut verspürte die Leichtathletin des TSV Bayer nach ihren letzten beiden Wettkämpfen nicht. "Ich freue mich auf das, was kommt. Es ist ein schöner Gedanke, morgens aufzuwachen und eben nichts zu machen, wenn ich keinen Bock habe. Das zu machen, was ich will", sagte sie.

Bis zum Ende des Jahres werde sie noch "abtrainieren, natürlich werde ich auch danach Sport treiben, aber ansonsten werde ich ein normales Leben führen." Zunächst wird sie ihren Lebensmittelpunkt wieder ins unterfränkische Würzburg verlegen, dort als Kinder-Physiotherapeutin arbeiten und sich vor allem um Freunde und Familie kümmern.

Zwei Jahre setzte sie alles auf die Karte Sport und hat es "keine Sekunde bereut". Unter Trainerin Steffi Nerius verbesserte sie sich im Kugelstoßen von 10,90 auf die Weltrekordweite von 13,96 Meter und erfüllte sich so ihren großen Traum. Dass sie jetzt Paralymics-Siegerin sei und nebenbei auch noch Zweite im Weitsprung, "ist megageil. Aber um das zu kapieren, brauche ich wohl noch einige Zeit."

Von Speerwurf-Weltmeisterin Nerius gab es die Glückwünsche persönlich. Die hatten die Erfolge ihres Schützlings "zu Tränen gerührt. Das ist der Hammer. Sie hat sich das so verdient."

Vor Jahren waren derartige Erfolge für Liebhardt noch undenkbar. Sie leidet an einer unheilbaren Autoimmunkrankheit und nach einem Schlaganfall an einer Halbseitenspastik, war dem Tod zudem einige Male sehr nah. Nur eine Lungen- und Nierentransplantation retteten ihr das Leben. Doch sie biss sich mit eisernem Willen und einer gehörigen Portion Optimismus bis nach oben durch. Ihre Trainerin würdigte sie zudem als Musterschülerin: "Sie hat alles aufgesaugt. Es war eine Freude, mit ihr zu arbeiten."

(RP)
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