Lokalsport Baumberg und seine zwölf "Spanier"

Monheim · Der Fußball-Oberligist konnte Antonio Munoz-Bonilla aus Bocholt für sich gewinnen. Der 28 Jahre alte Düsseldorfer verstärkt die Spieler-Fraktion, die es mit Madrid hält. Im internen Duell mit den Barcelona-Fans steht es jetzt 6:6.

 Startklar: Antonio Munoz-Bonilla (vorne) traut den Baumbergern eine gute Oberliga-Saison zu.

Startklar: Antonio Munoz-Bonilla (vorne) traut den Baumbergern eine gute Oberliga-Saison zu.

Foto: Ralph Matzerath

Der Oberligist SF Baumberg (SFB) hat ein paar Spieler in seiner Mannschaft, die dem schönen Fußball zugetan sind. Selbst in kritischen Situationen bevorzugen sie eher das Leichtfüßige und nicht etwa das Rustikale. Das könnte mit dem spanischen Einschlag zu tun haben, der die Mannschaft prägt - und immer wieder für Diskussionen sorgt. Die einen halten es mit Real Madrid, die anderen mit dessen Erzrivalen FC Barcelona. Mit Barca fiebern etwa Kapitän Ivan Pusic, Kosi Saka, Ali Daour, Roberto Guirino, Hayreddin Maslar und Miguel Lopez Torres. Anhänger des Hauptstadt-Vereins waren bisher schon Trainer Salah El Halimi, Co-Trainer Francisco Carrasco, Robin Hömig, Louis Klotz und Daniel Rey Alonso. Sie haben nun Verstärkung bekommen, denn für einen der Neuen gibt es ebenfalls nur Madrid. Antonio Munoz-Bonilla, den alle Toni nennen, stellt vorsichtshalber schnell eins klar: "Einer wie Rey kann in der Kabine direkt neben mir sitzen, einer wie Miguel höchstens gegenüber. Über Barcelona sage ich lieber nichts." Es ist natürlich nicht ernst gemeint. Und es zeigt vor allem: Der Mittelfeldmann ist schnell in Baumberg angekommen. Am vergangenen Dienstag stand der 28-Jährige auch richtig im Mittelpunkt, als die Mannschaft einen Kreis um ihn bildete und ein Geburtstags-Ständchen anstimmte. Neue Gesangstalente taten sich dabei allerdings hörbar nicht hervor.

Munoz und Baumberg. Da war doch was? Stimmt. Am 11. Dezember 2016 starteten die Sportfreunde in die Rückrunde der vergangenen Saison - in Bocholt, wo Munoz damals aktiv war. Kurz vor der Pause gab es beim Stande von 2:0 für die Gäste (Endstand 3:1) einen lauten Pfiff des Unparteiischen, der zunächst einen Elfmeter für die Hausherren gab. Darüber war seinerzeit besonders der vermeintliche Übeltäter Gordon Weniger empört, der seinen Gegenspieler gefoult haben sollte. Dabei handelte es sich eben um Antonio Munoz-Bonilla - der sofort Aufklärungsarbeit betrieb. Er sei lediglich gestolpert, teilte er dem Schiedsrichter mit. Und der Strafstoß war damit vom Tisch. Die Fair-Play-Geste sorgte landes- und bundesweit für Schlagzeilen - was jedoch keineswegs beabsichtigt war. "Ich habe damals gar nicht überlegt. Es ist einfach so passiert", berichtet Munoz, dessen Verhältnis zu den Baumbergern damals bereits sehr entspannt war.

Weil er in Düsseldorf lebt und dort beruflich einen Schwerpunkt hat (Versicherungsbranche), wurden die weiten Fahrten zu Training und Spiel nach Bocholt doch zu viel. Den Kontakt zu den Sportfreunden stellte dann Daniel Rey Alonso her, der früher ebenfalls mal beim 1. FC aktiv war. Einziges Handicap: Munoz-Bonilla hatte noch einen Vertrag mit Bocholt und es zog sich eine Weile hin, bis die Angelegenheit geklärt war - obwohl sich Baumberg und der Spieler unkompliziert einigen konnten. Beim 9:2 im Test gegen die SG Kaarst unterstrich der Mittelfeldmann direkt, wie wertvoll er für eine Mannschaft ist. Das 1:0 erzielte er selbst, am 2:1 von Sven Steinfort und am 3:1 von Robin Hömig war er entscheidend beteiligt. "Vorbereiten ist das, was ich am liebsten mache", betont Munoz, "ich muss das Tor nicht unbedingt selber schießen." Sein Trainer El Halimi wünscht sich eine Kombination: "Ich erwarte beides von ihm. Ich finde es gut, wenn er mannschaftsdienlich spielt, aber er darf auch gerne gefährlich sein."

Der Baumberger Coach bescheinigt seinem Neuen eine ungewöhnlich hohe Spiel-Intelligenz: "Mit ihm haben wir noch mehr Möglichkeiten, wir sind noch flexibler. Er kann im Zentrum und außen spielen, er hat ein hohes Tempo und er ist technisch gut." Munoz sieht als eine seiner großen Stärken den Blick für die Situation und die Fähigkeit zum sehr präzisen Pass. Beides will er gewinnbringend für die Baumberger einsetzen, denen er in der kommenden Serie eine Menge zutraut: "Das sind ja alles sehr gute Jungs, die eine hohe Qualität haben. Ich freue mich sehr auf die neue Saison. Wichtig sind etwas Glück und ein guter Start." Falls es besonders gut läuft, darf am Ende vielleicht sogar ein Barca-Fan direkt neben dem Düsseldorfer mit familiären Wurzeln in Spanien sitzen.

(RP)
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