Lokalsport Alina Diakov - unbekannte Topathletin

Leverkusen · Die 15-Jährige ist in der Rhythmischen Sportgymnastik extrem erfolgreich. Ziel: Olympische Spiele 2020.

Lokalsport: Alina Diakov - unbekannte Topathletin
Foto: Imago

Alina Diakov ist in ihrer Sportart vermutlich eine der erfolgreichsten Sportlerinnen, die Leverkusen bisher hervorgebracht hat. Die 15-Jährige gewinnt Deutsche Meisterschaften in Serie. Bereits in diesem Jahr steigt sie als Teenagerin zu den Seniorinnen ihres Fachs auf. Und doch kennt in der Stadt wahrscheinlich kaum jemand ihren Namen. Denn sie betreibt eine Sportart, die zwar äußerst filigran und körperlich extrem fordernd ist, aber im Sportprogramm der TV-Sender eher seltener auf dem Plan steht: Alina Diakov ist Rhythmische Sportgymnastin. Sie trainiert beim TSV Bayer 04.

Seit sie sieben Jahre alt ist, lebt die Leverkusenerin ihre Sportart, in der sie nahezu alles gewinnt, was es zu gewinnen gibt. "Damals habe ich lange in der Nebenhalle Kinderturnen gemacht", erzählt die Schülerin in einer kleinen Trainingspause, wie damals im Grundschulalter alles begann. "Die Übungen der Sportgymnasten habe ich da so oft gesehen - und das hat mich fasziniert." So sei sie im Grunde nur durch einen Zufall auf den Sport gestoßen, wie sie lächelnd zugibt.

Dass es eine zufällige Begegnung brauchte, um das sportliche Mädchen auf die Rhythmische Sportgymnastik aufmerksam zu machen, zeigt: Im Fernsehen oder anderen Medien ist der Sport eben kaum bis gar nicht vertreten. Lediglich während der Olympischen Spiele findet sie Erwähnung. Ein Umstand, der die junge Sportgymnastin traurig stimmt. "Es ist schon schade, dass es niemand kennt und quasi nur Fußball im Fernsehen gezeigt wird", merkt der Teenager an.

Auch bei den Wettkämpfen vor Ort könnten nach Alina Diakovs Befinden durchaus mehr Menschen zusehen. "Es kommt immer darauf an, wo der Wettbewerb stattfindet. Es gibt Turniere, die sind gut besucht. Andere sind es aber eben nicht."

Ihr Trainer, Ariel Milanesio, der sie und viele andere Mädchen zusammen mit der erfahrenen Barbara Klima betreut, sieht die Entwicklung ebenfalls kritisch.

In der Vergangenheit hatte sich das Trainerteam auf Sponsorensuche begeben - ohne Erfolg. "Man findet niemanden, der das möchte", erzählt der gebürtige Argentinier. "Viele Wettbewerbe müssen wir deshalb aus eigener Tasche bezahlen", ergänzt er.

Für ein Studium an der Sporthochschule Köln kam Ariel Milanesio nach Deutschland. Seit einigen Jahren bilden er und Barbara Klima beim TSV Bayer 04 das Gespann, das die Sportgmynastinnen des Vereins besser machen soll - und das mit durchaus unterschiedlichen Methoden. Da ecken die beiden Coaches schon mal an. Während Milanesio sich eher als "ruhigen Typen" beschreibt, ist Barbara Klima, die bereits seit 30 Jahren in der Rhythmischen Sportgymnastik zu Hause ist, das genaue Gegenteil davon - "liebevolle Strenge", umschreibt Milanesio die Art seiner Co-Trainerin nickend.

Sechsmal in der Woche, rund vier Stunden lang trainiert Alina Diakov unter der Leitung der beiden Experten. Vor wichtigen Wettkämpfen können die Übungseinheiten auf zweimal pro Tag aufgestockt werden. "Das Training ist hart, aber ich bin dankbar dafür", sagt sie ehrlich. Bewegungsabläufe werden so immer und immer wieder geübt. Der Teufel steckt auch hier im Detail: Es sind die Kleinigkeiten, die es bei Alina Diakov noch zu verbessern gilt. "Wir trainieren meist mehr als Fußballer. Dann ist es etwas undankbar, wenn es im Wettkampf auf eine Übung ankommt, die nur 1:30 Minuten andauert. Ein kleiner Fehler - und es ist vorbei", betont Coach Milanesio.

Für die 15-jährige Alina Diakov sind diese eineinhalb Minuten oft ein Triumphzug. Im Alter von zehn Jahren nahm sie das erste Mal an den Deutschen Meisterschaften teil. Seitdem hat die Leverkusenerin eben jene in ihrer Altersklasse jedes Jahr gewonnen. "Sie hat ein sehr großes Bewegungstalent und schafft Elemente der Höchstschwierigkeitsstufe viel schneller als andere", lobt Ariel Milanesio seinen Schützling.

Neben dem Sport besucht Alina Diakov die Realschule am Stadtpark in Wiesdorf. Beides unter einen Hut zu bekommen, fällt dem Teenager nur selten schwer. Der Sport bringe Disziplin und das helfe ihr im Unterricht, berichtet sie überzeugend. Und eventuell können ihre Lehrer und Klassenkammeraden sie in vier Jahren bald bei den Olympischen Spielen beobachten - 2020 in Tokio. Ihre Chancen? Ariel Milanesio betont: "Da spielen viele Faktoren eine Rolle: die Startplätze, Familie und natürlich sie selbst."

(RP)
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