Monheim Sport: Gewinnen und verlieren lernen

Monheim · Die Bundesjugendspiele sind schon 65 Jahre alt - und schwächeln. Manche Schulen suchen nach Alternativen.

 Rennen, springen und möglichst weit hinter dem Absprungbalken in der Sandgrube landen: Die Mädchen und Jungen an der Astrid-Lindgren-Schule trainieren eifrig für die Bundesjugendspiele.

Rennen, springen und möglichst weit hinter dem Absprungbalken in der Sandgrube landen: Die Mädchen und Jungen an der Astrid-Lindgren-Schule trainieren eifrig für die Bundesjugendspiele.

Foto: Matzerath Ralph

Alle sind hoch konzentriert: Mit Anlauf und Elan springt ein Schüler der Monheimer Astrid-Lindgren-Schule nach dem anderen in die Sandgrube des Jahnsportplatzes. Die Mädchen und Jungen trainieren für die Bundesjugendspiele, die die Grundschule im Juni ausrichtet. "Die meisten Kinder bewegen sich gerne", weiß Schulleiterin Ulrike Quast. "Sie haben viel Freude am Laufen, Springen und Werfen." Das sind die traditionellen Disziplinen der Bundesjugendspiele. Die CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag beantragte kürzlich, die Politik solle sich für den Wettkampf stark machen und ihn in allen Schulen sicherstellen.

Doch längst haben viele Lehranstalten eigene Wettkampf-Varianten ins Leben gerufen. Einerseits, um die Freude der Kinder am Sport spielerischer zu fördern, zum Anderen, weil viele die Bundesjugendspiele für "verstaubt" halten. Und so bietet auch die Astrid-Lindgren-Schule im regelmäßigen Wechsel mit den Bundesjugendspielen alternative Sportfeste an. "Wir besprechen in der Schulkonferenz immer wieder, ob die herkömmliche Version noch zeitgemäß ist", erläutert Ulrike Quast. Werde in der Grundschule jahrgangsübergreifend unterrichtet, messen sich die Kinder bei den Bundesjugendspielen mit Gleichaltrigen. Durch das pädagogische Konzept der Schule seien die Kinder es gewöhnt, dass sich Leistungen unterscheiden. "Mal ist man der Gewinner, mal verliert man", erklärt die Leiterin. "Das fangen wir auf, ohne Frust entstehen zu lassen."

Zum Abschluss der Bundesjugendspiele gebe es eine Wasserstaffel mit Spaßgarantie für alle 210 beteiligten Kinder. Groß und Klein werden dabei zusammen in verschiedene Mannschaften eingeteilt und müssen Wasser mit dem Becher von einem Eimer in einen anderen transportieren, beschreibt die Schulleiterin den Ablauf. "Da muss man schon geschickt sein."

Die Hermann-Gmeiner-Grundschule integriert die Bundesjugendspiele seit rund zehn Jahren in ein Spielefest, bei dem auch Mannschaftssportarten wie Zielwerfen und Seilchenspringen bewertet werden. Zum Schluss bekommt jedes Kind zwei Urkunden - eine für die gemeinsame und die zweite für die individuelle Leistung. "Gute Sportler haben ein Anrecht darauf, dass ihre Leistung bewertet wird", findet die Monheimer Schulleiterin Claudia Ullenboom.

Anstelle der Bundesjugendspiele veranstaltet das Monheimer Otto-Hahn-Gymnasium in jedem Jahr nach den Sommerferien die Abnahme des Sportabzeichens. "Das schaffen 70 Prozent unserer Schüler", sagt Henrik Nahmmacher, der dort Sport und Biologie unterrichtet. Die Schulkonferenz habe nach einer Alternative gesucht und sie mit der Sportabzeichen-Prüfung gefunden. Dabei würden die Bereiche Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination ebenso abgefragt. "Die Schüler können sich aber jeweils für eine Variante entscheiden", erklärt der Sportlehrer. Das mache die Sache attraktiver. Beispielsweise dürften sie für die Bewertung ihrer Ausdauer Radfahren, Laufen oder Schwimmen wählen. Nahmmacher betont, er sei durchaus dafür, dass es Wettkämpfe gibt. Bisher habe er nie erlebt, dass Schwächere auf der Strecke geblieben seien. Weil die Sportabzeichenabnahme in den Unterricht eingebettet sei, bliebe ausreichend Zeit für die Vorbereitung. Und die Mitschüler feuerten sich gegenseitig an. "Das stärkt die Gemeinschaft und spornt an."

Doris Weiske unterrichtet an der Langenfelder Käthe-Kollwitz-Hauptschule Sport. Ihr Herz schlägt für die traditionelle Wettkampfveranstaltung: "Die Bundesjugendspiele dürfen nicht sterben." Ihr Argument: "Die Kinder haben so schnell einen Riesenerfolg dabei." Einige Wochen vor dem Wettkampf, den die Hauptschule am 2. Juni abhält, begann das Training. "Am liebsten natürlich draußen." Und wer nun gar nicht mitmachen will? "Der braucht ein Attest vom Arzt", sagt die Sportlehrerin und macht damit den Stellenwert des Sportevents an ihrer Schule deutlich.

(pc)
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