Langenfeld Spielzeugmarkt: Blechträume in 1 : 18

Langenfeld · Gegen das Älterwerden lässt sich wenig ausrichten. Gegen das Erwachsenwerden hingegen schon. Ostermontag im Foyer der Stadthalle: Gleich wird der Modellspielzeugmarkt eröffnet. Und es stehen vornehmlich Männer im rentenfähigen Alter an. Jürgen Hörner, der seit mehr als 30 Jahren solche Märkte veranstaltet, deutet bei der Frage, wo denn die Kinder seien, auf die Schlange: "Da sind sie doch: alles erwachsene Kinder."

 Bernd Ostermann, einer der Händler in der Stadthalle, ist auf dieses Modell besonders stolz.

Bernd Ostermann, einer der Händler in der Stadthalle, ist auf dieses Modell besonders stolz.

Foto: Matzerath, Ralph

Hörners Frau Luise, die an der Kasse hilft, findet, dass viele der Dinge, die hier feilgeboten werden, auch zu teuer seien, als dass sie noch zum Spielen taugten. Während die Besucher anstehen, plaudern viele von ihnen angeregt miteinander. Die meisten sind Modellbahner. Es gibt aber auch Modellauto-Liebhaber. Der glänzende mitternachtsblaue Rolls-Royce mit dem Vinyldach, der draußen parkt, weckt Gelüste, die drinnen gestillt werden können. Zwar "nur" im Maßstab 1:18, aber wann sieht man schon mal einen "echten" Chevrolet Fleetmaster mit Holzkarosse?

Manche Modellbahner gehen auch fremd. So wie Heinrich Hütz. Er hat gerade für etwas mehr als 30 Euro einen Porsche 356 im Maßstab 1:32 erstanden. Der berühmte Zuffenhausener wird künftig in seiner Mönchengladbacher Keller-Bahnlandschaft stehen. Hütz ist sichtlich erfreut: "Mit Modellen in diesem Maßstab ist es nicht ganz einfach. Und dieses hier ist auch noch ein Schnäppchen!"

Am Stand gegenüber fallen eine wunderschöne BP-Tankstelle im geschwungenen Look der 50er-Jahre ("Made in England") sowie ein futuristischer Renault Alpine A 310 in Weiß und mit Kabel-Fernsteuerung ins Auge. Michael Meier bietet Carrera-Bahnen an, die diesen Namen noch verdienen: Targa Florio und Hockenheim (mit Steilkurve) für je rund 30 Euro. "Was ich verkaufe, habe ich zu 90 Prozent doppelt oder dreifach." Einen Reibach wolle er nicht machen, die Sachen aber auch nicht verschleudern. Auf Ebay verkaufe er ungern, er findet das zu unpersönlich. "Außerdem gucke ich ja selber gerne." Viel Hoffnung, dass sein Lagerbestand durch Märkte wie diesen schrumpft, sollte sich seine Frau also nicht machen: "Meist kommt auf einen Verkauf ein Ankauf", sagt der Niederkasseler und lacht.

Vor Kisten voller Gleise, Trafos, Kabeln, Deko-Nadelbäumchen, Radsätzen und Publikationen wie dem "Triebwagen-Report" wandern fiebrig Männer auf und ab, greifen hie und da nach Dingen, die sie besonders interessieren, oder taxieren Märklin-Waggons im dreistelligen Euro-Bereich. Der Niederländer Marco Denhartog hat den Handel mit den Modellbahnen professionalisiert, auf fast allen der mehr als 40 von Hörner veranstalteten Märkte ist er präsent. Die meisten der anderen Aussteller sind selbst Sammler und tauschen auch gern.

Wenig Aufmerksamkeit indes ist bislang jenem Stand beschieden, der Barbie-Puppen und Steiff-Tiere anbietet. Aber: "Ein paar Enkelinnen und Enkel werden wohl auch heute wieder mitgebracht werden."

(maxl)
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