Langenfeld "Schutz für die deutsche Stubenfliege"

Langenfeld · Gebannt schaut Andreas Breiing mit großen Augen ins Publikum, zieht einen Kamm aus der Tasche und kämmt sein dunkles Haar zur Seite. Der Politikkabarettist verwandelt sich vom zukünftigen AfD-Umweltminister langsam in den Diktator Adolf Hitler. Es sind diese feinen Gesten und Zwischentöne der Persiflage, die das Langenfelder Publikum an dem Abend begeistert und zu wahren Lachsalven hinreißt.

 Britta von Anklang und Andreas Breiing ließen in Langenfeld auch ein paar schrille Buschtrommeln ertönen.

Britta von Anklang und Andreas Breiing ließen in Langenfeld auch ein paar schrille Buschtrommeln ertönen.

Foto: RALPH MATZERATh

Vor ausverkauftem Haus präsentierte das Kabarettduo "Die Buschtrommel" im Schaustall sein Programm "Dumpf ist Trump(f): Ob rechts, ob links, Hauptsache geradeaus!" und zeigte facettenreich, wo es politisch im Land zurzeit knirscht. Dabei nahm das Ensemble kein Blatt vor den Mund. Die Sängerin Britta von Anklang, die in Langenfeld auch als Gesangscoach arbeitet, zeigte an diesem Abend ganz neue Seiten als Politikkabarettistin. Die Künstlerin maulte und spielte sich charmant-überheblich als Milliardärsgattin und Kanzleranwärtin Ursula von der Leyen mit großer Gesangs- und Tanzkunst durch das 120-minütige Programm.

Buschtrommelgründer Andreas Breiing setzte hingegen als westfälischer, möhrenknabbernder Pseudomacho, radikaler AfD-Umweltminister, der für den Erhalt des deutschen Tierbestandes, ganz nach dem Motto "Schützt die deutsche Stubenfliege!", plädierte sowie als amerikanischer Reverend Plastiktüten und Tupperparties verteufelnd immer wieder Glanzpunkte. Seit 25 Jahren spielt "Die Buschtrommel" im ganzen Land.

Das Duo spielte, rappte, tanzte und sang sich spitzzüngig und faktenreich durch ein Programm, bei dem alle Parteien ihr Fett wegbekamen. Allerdings blieb dem Publikum das eine oder andere Mal auch das Lachen im Halse stecken, als es um den weltweiten Organhandel sowie um den Vorschlag ging, das Asyl-Recht-Schnellverfahren, kurz A-R-SCH genannt, zu beschleunigen. Bitterböse sinnierten Anklang und Breiing über die Spielregeln eines Schwimmwettkampfes für einen freien Asylplatz und ließen das Publikum dabei mitentscheiden.

Themenwahl und Umsetzung wurden vom Publikum am Ende mit minutenlangem Applaus gewürdigt. Humoristisch, musikalisch und schauspielerisch auf höchstem Niveau verdient dieser Abend das Prädikat: Sehr empfehlenswert!

(vg)
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