Langenfeld Schüler als Chefs lernen richtiges Kalkulieren

Langenfeld · Bei dem Langenfelder Start-up-Unternehmen Calcuso haben sich zwei Neuntklässler einen Tag lang mit wichtigen Entscheidungen befasst. Von Kündigungen haben die Gymnasiasten schließlich abgesehen.

 Ben Seiwert und Anna Tor-Westen verbrachten als "Schüler im Chefsessel" einen Tag lang beim E-Commerce-Start-up Calcuso in Langenfeld.

Ben Seiwert und Anna Tor-Westen verbrachten als "Schüler im Chefsessel" einen Tag lang beim E-Commerce-Start-up Calcuso in Langenfeld.

Foto: Ralph Matzerath

Firmenchefs müssen manchmal schwierige Fragen beantworten. "Sollen wir die Kundenbetreuung outsourcen?" Oder: "Wie können wir beim Lieferanten bessere Konditionen erhalten?" Schwierig zu beantworten sind solche Frage erst recht, wenn die "Chefs" erst 15 Jahre alt sind und im wirklichen Leben noch die Schulbank drücken. So ist es jetzt Anna Tor-Westen und Ben Seiwert ergangen. Die beiden Neuntklässler nahmen in Langenfeld am Projekt "Schüler im Chefsessel" teil.

Schon nach wenigen Stunden, kurz nach Anbruch der Mittagspause, wissen Anna und Ben, dass "Chefsein vor allem Vielseitigkeit bedeutet". Den Einblick in die Arbeitswelt verschafft ihnen die Langenfelder Calcuso GmbH. Das Start-up-Unternehmen liefert auf Online-Bestellung Schul- und Büromaterial - und hat nur drei Jahre nach seiner Gründung bereits rund 250.000 Kunden bedient. Die echten Calcuso-Chefs, die geschäftsführenden Gesellschafter Alexander Giersz und Kilian Kallee, sind selbst erst 26. "Wir sind seit neuestem Mitglied im Bund der jungen Unternehmer, der dieses Projekt seit 1980 alljährlich deutschlandweit startet, und finden die Idee gut, den Schülern ein realistisches Bild des Unternehmerberufs zu vermitteln", sagt Giersz. Kallee ergänzt: "So etwas hätten wir früher gerne selbst erlebt."

Anna und Ben sind eher zufällig zu Calcuso gekommen. "Wir haben uns im SoWi-Kurs gemeldet", erzählen die Schüler des Düsseldorfer Comenius-Gymnasiums. Für beide Seiten - die Jugendlichen wie die teilnehmenden Firmen - ist es bei dem Wettbewerb nicht ganz klar, auf wen und was genau sie sich jeweils einlassen.

Neben den Chefs oblag es vor allem Maurice Deprez, BWL-Master und Controler bei dem Langenfelder Start-up, die Nachwuchs-Unternehmer mit einem möglichst realistischen Tagesprogramm zu versorgen. Lagerkontrolle, Mitarbeitergespräch, Meetings, Preisverhandlungen, Workshops, und so weiter - alles nach dem Motto: "Die sollen nicht nur zugucken, sondern selbstständig arbeiten."

Und so mussten die Schüler analysieren, ob es einen Sinn ergibt, Teile des Kundendienstes ins lohngünstige Ausland zu verlagern, bis hin zum gegebenenfalls notwendigen Kündigungsgespräch mit der Mitarbeiterin. Letzteres blieb allen erspart: Anna und Ben kamen zu dem Ergebnis, dass ein Ansprechpartner vor Ort vielleicht ein wenig teurer ist, aber die Kundenzufriedenheit steigert, zu Weiterempfehlungen und höheren Umsätzen führt und damit letztlich wirtschaftlicher ist.

Ob sie selbst mal "Chef" werden wollen, wissen Anna und Ben am Ende des achtstündigen Tages noch nicht. Ben schwankt zwischen einer Karriere in der Wirtschaft oder Journalismus, Anna favorisiert noch Architektur, in allen Varianten kann man/frau es letztendlich zum "Chef" bringen. Zunächst müssen sie jetzt einer regionalen Jury ihre Praxis-Erfahrungen bei der Calcuso GmbH beschreiben. Die Sieger des Wettbewerbs gewinnen eine Berlinreise.

(mmo)
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