Monheim Ross und Reiter an Sankt Martin: In Baumberg ist das Familiensache

Monheim · 2800 Martinstüten sind gepackt, 13 Kapellen gebucht - heute um 17.20 Uhr kann der Laternen-Umzug starten.

 Impressionen von der Ausstellung am vorigen Wochenende im Bürgerhaus: Die Laternen müssen heute gut in Folie verpackt werden, damit das Wetter sie nicht zerfleddert. Auch musiziert wird zu Sankt Martin in Baumberg - und kräftig gesungen.

Impressionen von der Ausstellung am vorigen Wochenende im Bürgerhaus: Die Laternen müssen heute gut in Folie verpackt werden, damit das Wetter sie nicht zerfleddert. Auch musiziert wird zu Sankt Martin in Baumberg - und kräftig gesungen.

Foto: Martins-Komitee

Eberhard gibt heute sein Debüt beim Martinszug durch Baumberg. Eberhard vertritt seine große Schwester Else, die nicht kann, weil sie sich um ihre acht Monate alte Tochter Thea Isolde kümmern muss. Großmutter Thora ist aber - wie schon in den Vorjahren - wieder dabei. Ach ja, vielleicht sollte man noch sagen, dass alle vier Genannten Pferde sind: Rheinische Kaltblüter aus der Zucht von Familie Reuter von Haus Bürgel.

Monheim: Ross und Reiter an Sankt Martin: In Baumberg ist das Familiensache
Foto: Martins-Komitee

Doch nicht nur Thora (13), Else (9), Eberhard (5) und bestimmt auch eines Tages Thea Isolde (¾) sind beim Fest des heiligen Martins regelmäßig im Einsatz. Auch ihre Menschen sind es. Herbert Reuter (55) sitzt heute auf Eberhard im Sattel - als Legionär, der mit dem Bettler den Mantel teilt. Sein älterer Bruder Karl Gerd (59) reitet Thora - im würdevollen Bischofsornat, denn auch der Original-Sankt-Martin (um 317-397) wandelte sich schließlich vom mars-und-jupiter-treuen-Soldaten zum Christen und wurde sogar Oberhirte in Tours. Karl Gerd springt für den jüngsten Reuter-Bruder Heinrich (53) ein, der diesmal wie die junge Pferdemutter Else verhindert ist. Nur Schwester Silvia (51), das Nesthäkchen der Reuter-Vier, hat keine Rolle in Baumberg. Sie spielt nicht etwa den Bettler, sie hat es vielmehr an den linken Niederrhein verschlagen. "Dort kümmert sie sich ebenfalls um Pferde", sagt Bruder Herbert.

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Foto: Martins-Komitee

Der spielt Martin, den Legionär, schon fast vier Jahrzehnte in Baumberg - lange Jahre an der Seite seines Vaters Karlheinz (gestorben 1996). "Die Rolle des Mantelteilers fiel mir quasi zu, weil es bei zwei Martins irgendwie logisch erscheint, den Soldaten mit dem Jüngeren zu besetzen und den Bischof mit dem Älteren", erinnert sich der Kaltblutzüchter. Dass zwei heilige Männer beim Laternenzug mitreiten, ist übrigens eher die Ausnahme. "Bei meinen insgesamt zehn Einsätzen als Sank Martin in diesen Tagen - von Langenfeld bis Urdenbach - ist das meines Wissens nur in Baumberg der Fall", sagt Reuter.

Überhaupt fällt das einst urkatholische Nest am Rhein aus dem Rahmen durchschnittlicher Sankt-Martins-Feiern: Das bereits 1909 gegründete Martins-Komitee erwartet für heute rund 3000 Teilnehmer, die ab etwa 17.20 Uhr von drei Stellen aus durchs Dorf ziehen (siehe Infobox). Selbst wenn es wegen des vorhergesagten Usellwetters diesmal nicht ganz so viele sein werden - 13 Kapellen sind auf jeden Fall gebucht. "In Baumberg werden noch richtig Martinslieder gesungen", freut sich der Martinskomitee-Vorsitzende Steffen König. So wie bereits am vorigen Wochenende bei der Laternenausstellung im Bürgerhaus (siehe Foto-Auswahl). Ohne zahlreiche Helfer wäre ein solch schönes Martinsfest undenkbar. "Wir sind dabei, 2800 Martinstüten zu füllen - mit Weckmännern, Obst und Süßigkeiten", nannte König gestern ein Beispiel des Mitanpackens. Und wer weiß, vielleicht ist Baumberg ja nicht zufällig eine Martins-Hochburg: Haus Bürgel, Heimat von Else, Herbert und den anderen prominent Aktiven, war bekanntlich ein Römerkastell, erbaut im 4. Jahrhundert. In einer der Museumsvitrinen dort steht eine lebensgroße Legionärspuppe. Könnte da der heilige Martin, ebenfalls 4. Jahrhundert, nicht . . .? Träumen wird ja noch erlaubt sein.

(gut)
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