Monheim Rhein Rock wird zum Familienfest

Monheim · Zum zehnjährigen Bestehen des Rockfestivals auf der Bürgerwiese werden nicht nur Kuttenträger und Metaljünger erwartet. In den vergangenen Jahren lockte das Musikfest zunehmend komplette Familien an - mit Kind im Buggy und dem Großvater mit dem Rollator.

 Jan von den Driesch, Christopher Blankenaufalland, Franziska Niemann, Sebastian Kanczok und Florian Löwe (v. li.) blicken euphorisch ihrem Open-Air-Festival auf der Bürgerwiese entgegen.

Jan von den Driesch, Christopher Blankenaufalland, Franziska Niemann, Sebastian Kanczok und Florian Löwe (v. li.) blicken euphorisch ihrem Open-Air-Festival auf der Bürgerwiese entgegen.

Foto: RALPH MATZERATH

Für Franzi war der vergangene Stadtfestsonntag ein ganz besonderer Tag. "Wir haben hier heute unseren ersten Live-Gig, ich bin tierisch nervös", erzählt die 22-jährige Sängerin der Punkrockband "Clean Slate". Die Sonne knallt vom Himmel, es ist nahezu unerträglich heiß am Stand des Rhein Rockvereins Monheim. Franzi wischt sich die langen roten Haare aus der Stirn. "Für uns ist dieser Auftritt so wichtig, weil wir als Opener auf dem Rhein Rockfestival spielen werden. Hier auf der Stadtfestbühne können wir schon mal antesten, wie wir beim Publikum ankommen."

Nur noch wenige Wochen, dann mutiert die Bürgerwiese bereits zum zehnten Mal zur Open-Air- Spielstätte mit zehn Bands aus dem musikalisch etwas härteren Genre. "Wir sind unheimlich stolz darauf, dass wir als Headliner die Münchener Metalband Emil bulls gewinnen konnten, eine echte Größe in der Szene", schwärmt Jan von den Driesch, Vorsitzender vom Verein Rhein-Rock. Und tatsächlich: Die bayrischen Rockmusiker - laut Wikipedia von Sade bis Metaltrash beeinflusst - , sind etabliert, haben Festivals wie Rock am Ring gespielt, sind erfolgreich durch Nordamerika getourt. "Genau darum geht es uns", erklärt der Vereinsvorsitzende "mit namhaften Headlinern ziehen wir Besuchermassen an, die sonst nicht kommen würden. Dadurch werden unsere lokalen unbekannten Bands gesehen. Viele von denen die hier bei uns angefangen haben, konnten sich später in der Szene einen gewissen Namen machen."

Singer und Songwriter Chris hat schon mehrfach beim Open Air die Bühne gerockt. "Ich kann nur sagen, die Stimmung hier ist immer ziemlich geil", erzählt der 24-Jährige begeistert. Seine Band "The Clowns Projekt" macht ebenfalls Metal, ist aber auch eine Meisterin des Improvisierens. "Wir machen das, was uns gerade Spaß macht, auch mal 'ne Ballade, damit haben wir überhaupt kein Problem, es geht auch mal leise."

In diesem Jahr werden erstmalig 2000 Besucher auf die Bürgerwiese gelassen, bislang waren es nur 1000. "Ich bin mir sicher, dass wir die zusammenkriegen, wir haben uns hier als Open Air wirklich etabliert", sagt Jan von den Driesch "und die Erfahrung zeigt uns, dass wir zunehmend als Familienfest verstanden werden. Da tanzen die Kleinkinder vor der Bühne und daneben stehen die Senioren mit Rollator. Einfach eine tolle Stimmung".

Damit das Festival jedes Jahr über die Bühne gehen kann, bedarf es vor allem Sponsoren und vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter. "Ich war bislang bei den vergangenen Open Airs im Backstagebereich für das Catering zuständig", erzählt Sängerin Franzi, Sänger Chris hat mit seinem Knowhow oft die Technik unterstützt. Von den rund 60 Vereinsmitgliedern sind es aber nur rund 15, die immer wieder aktiv mit anpacken in den verschiedenen Bereichen - vom Bandbooking und Line up über den Aufbau, die Bewirtung der Gäste, den Kartenverkauf bis zur Präsenz auf Stadtfesten am Vereinsstand.

Jan von den Driesch zeigt sich ein wenig besorgt: "Wir haben derzeit wirklich einen Mangel an Mithelfern, was daran liegt, dass viele von uns jetzt in dem Alter sind, in dem wir studieren oder arbeiten und dadurch weniger Zeit haben. Wir brauchen dringend Nachwuchs, der uns ehrenamtlich unter die Arme greift". Sänger Chris nickt. "Das sind ja auch Dinge, die echt Spaß machen", findet der 24-Jährige. "Das Musikbusiness ist toll. Musik überhaupt ist mein Leben. Ich habe das von meinem Papa, der hat mir das in die Wiege gelegt. Dafür bin ich ihm dankbar. Und seit er tot ist, nehme ich ihn deshalb auch tief in mir drin immer mit auf die Bühne. So wie am 8.Juli beim Rhein Rock Open Air".

(dani)
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