Langenfeld Poststreik verschärft Blutspende-Engpass

Langenfeld · Viele Bürger erhalten seit Wochen keine Einladungen mehr zu Terminen. Blut ist damit eine kostbare Ressource.

 Gestern konnten Interessierte im Monheimer Pfarrer-Franz-Boehm-Haus Blut spenden. Doch es kamen deutlich weniger als zu Terminen mit durchschnittlichem Besuch.

Gestern konnten Interessierte im Monheimer Pfarrer-Franz-Boehm-Haus Blut spenden. Doch es kamen deutlich weniger als zu Terminen mit durchschnittlichem Besuch.

Foto: Ralph Matzerath

Händeringend sucht das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Menschen, die Blut spenden. Das ist nicht neu, nimmt zurzeit aber bedenkliche Formen an. Grund dafür ist der seit Wochen andauernde Poststreik. "Normalerweise verschicken wir täglich 4000 bis 6000 Briefe", erklärt Heinz Kapschak, Sprecher des Blutspendedienstes West. Darin enthalten sind die Einladungen zu den einzelnen Blutspendeterminen. Turnusgemäß werden sie etwa 14 Tage vorm jeweiligen Stichtag verschickt. Im Moment bleiben diese Briefe irgendwo liegen - im Postkasten oder im Verteilerzentrum. Das Ergebnis dieser nicht funktionierenden Kommunikation ist laut Kapschak ein Rückgang bei den Spenderzahlen von zehn bis 15 Prozent kreisweit. Er räumt jedoch ein, dass die Auswirkungen regional sehr unterschiedlich sein können.

Auch in Monheim, wohin das DRK gestern zur Blutspende eingeladen hatte, waren die Schlangen längst nicht so lang wie üblich. Offenbar haben sich nur überzeugte Blutspender eingefunden. "Ich bin süchtig danach", sagt Rolf Jacob (71) aus Monheim. Er ist trotz Hitze mit dem Rad gekommen. Stolz zeigt er seinen Ausweis. 134 Mal hat er schon gespendet - und will weitermachen.

Rafael Janczuk (36) liegt zum achten Mal auf der Liege und lässt sich Blut abzapfen. "Ich war selbst 'mal in der Situation, dass ich eine Spende benötigt habe." Er will keinen Termin verpassen und nutzt das Internet. Maria Domogalla hat Post vom DRK bekommen - vor etwa zehn Tagen. Außerdem hat die Mehrfachspenderin eine E-Mail über den Erinnerungsdienst bekommen. Das Team, das in den Räumen des Gemeindezentrums an der Sperberstraße Blut abnimmt, ist aufgrund der Urlaubszeit mit drei - statt wie üblich mit fünf - Helfern präsent. Teamleiter ist der Rettungsassistent Roger Wange. "Im Schnitt kommen 50 Leute pro Termin. Ob wir die heute erreichen, ist offen. Zur Halbzeit waren es immerhin 20." Er schiebt den Rückgang schwerpunktmäßig auf die Urlaubszeit. "Da ist es meistens ruhiger", sagt auch die Monheimerin Else Sönsken, die seit 34 Jahren die Blutspender im Gemeindezentrum begrüßt und in Listen einträgt. Ehrenamtlich.

DRK-Sprecher Kapschak, der die Lage kreisweit betrachtet, sieht "aufgrund des Poststreiks sehr negative Auswirkungen auf unsere Bestände." Die Vorräte an Blutkonserven schmelzen. "Der Bedarf ist hoch, die Konserven werden knapp." Vor allem Spenden von Menschen mit negativen Blutgruppen würden händeringend benötigt. Wichtig bleiben Spender aus der Sparte 0 negativ. Sie werden Universalspender genannt, da deren Zellen keine A, B, oder Rhesus Antigene besitzen und somit für alle Empfänger verträglich sind. Mit dramatischen Folgen: Für diesen Typ 0 negativ reicht der Vorrat zurzeit lediglich für 1,2 Tage.

Derzeit arbeiten die DRK-Mitarbeiter an der Umgestaltung ihres Einladungsverfahren. Ab kommendem Jahr soll auch per E-Mail eingeladen werden, so Kapschak.

(RP)
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