Langenfeld Pixel machen Fassade zum Gemälde

Langenfeld · Der Düsseldorfer Ben Mathis hat einen Neubau an der Weberstraße verziert - und spielt dabei mit der Perspektive.

 Ben Mathis hat in seiner Heimatstadt Düsseldorf bereits einige Bauten an der Kiefernstraße verschönert und dies nun auch an der Weberstraße in Langenfeld getan. Die Grundlage seiner Kunst kommt aus der Graffiti-Szene.

Ben Mathis hat in seiner Heimatstadt Düsseldorf bereits einige Bauten an der Kiefernstraße verschönert und dies nun auch an der Weberstraße in Langenfeld getan. Die Grundlage seiner Kunst kommt aus der Graffiti-Szene.

Foto: RALPH MATZERATH

Aus nächster Nähe betrachtet zeigt die Außenwand des Neubaus an der Weberstraße unzählige bunte Quadrate. Mehr als 2000 Stück hat Ben Mathis auf der etwa zwölf Meter hohen Fassade untergebracht. Sie erscheinen zunächst willkürlich angeordnet. Muster oder Motiv sind nicht auf Anhieb erkennbar - bis der Betrachter auf reichlich Abstand geht. Dann ergeben die vielen Pixel plötzlich eine Baumgruppe mit herbstlicher Belaubung. "Wald/Herbst" heißt das Werk des 38-Jährigen passenderweise. Es ist die erste Fassadenmalerei dieser Art in Langenfeld.

Rund 300 Stunden lang hat der Düsseldorfer Kästchen für Kästchen gesprüht - und dabei nach eigenem Bekunden "meterweise Klebeband sowie 350 Sprühdosen" verbraucht. "Das hatte manchmal fast etwas Meditatives", beschreibt Mathis seine bisweilen etwas monotone Arbeit. "Mich hat vor allem interessiert, was eine so große Fläche aus gestalterischer Sicht hergibt und wie ich mich auch der Architektur annähern kann."

Als Mittel der Wahl hat sich der hauptberufliche Apotheker für Pixel entschieden. "Das ist eine spannende Möglichkeit, mit der Perspektive und dem Blick des Betrachters zu spielen", findet er. Es erfordere schon mehrere Blicke und den passenden Abstand, um das Motiv zu erkennen. "Oder man greift zum Smartphone und macht ein Foto." Entsprechend verkleinert sei die herbstliche Baumgruppe auf dem Display erkennbar.

Die erste Fassadenmalerei im Stadtgebiet kam vor allem durch die Initiative des Umweltschutz- und Verschönerungsvereins (UVL) zustande. "Eine unserer Aufgaben ist es, das Stadtbild aufzuwerten", sagt der Vorsitzende Peter Speldrich. "Das ist mit diesem Kunstwerk definitiv gelungen und ich hoffe, dass dieser in der Stadt neue Weg, Hauswände kreativ zu gestalten, hier und da zur Nachahmung inspiriert."

Von der Kölner Straße aus lässt sich das Werk ebenfalls gut sehen - passenderweise durch eine Baumreihe hinweg. Zwei Wohnblöcke mit insgesamt 32 öffentlich geförderten Wohnungen sind entstanden. Realisiert wurde das Bauprojekt an der Weberstraße von der Firma Ziska Bau und Immobilien, entworfen von den Architekten Julia Niedenzu und Christian Strehlau. "Die Fassade ist insgesamt mehr als 200 Quadratmeter groß", sagt Lothar Ziska. Das rasterartige Kunstwerk sei allemal besser als eine "langweilig verputzte Wand", findet der Bauherr: "Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden."

Ebenfalls mit im Boot sitzt die Stadt-Sparkasse, die mit einer Spende an den UVL die Umsetzung ermöglichte. Als "absolut unterstützenswert" bezeichnet Dirk Abel die Gestaltung der Außenwand. "Für dieses Projekt standen wir gerne als Finanzier zur Verfügung", betont der Vorstandsvorsitzende.

Rund 11 000 Euro hat die gepixelte Malerei gekostet. Insgesamt hat Ben Mathis ganze vier Wochen mit Hilfe einer Schablone gesprüht. Weil die einschlägigen Hersteller nicht alle dafür notwendigen Farbtöne anbieten, musste der Künstler improvisieren. Er habe teilweise verschiedene Farben "ineinander genebelt" wie er den heiklen Prozess mit der Sprühdose beschreibt.

Erfahrungen mit dem vergleichsweise groben Instrument hat er reichlich. Seit seiner Jugend ist er in der Graffiti-Szene unterwegs. Inzwischen widmet er sich aber längst der legalen Kunst im öffentlichen Raum. "Ich lote meine Grenzen immer wieder neu aus", sagt Mathis. "Und großflächige Fassaden reizen mich besonders."

(RP)
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