Langenfeld Paulus-Kinder vermissen ihre abgeschobene Freundin

Langenfeld · Es gibt sie oft, diese Momente, in denen Noria plötzlich wieder ganz nah ist, auch wenn sie fern ist. Noria war in der Regenbogengruppe des Paulus-Kindergartens in Berghausen.

 "Noria ich vermisse Dich" - die Kinder aus der Regenbogengruppe im Paulus-Kindergarten haben für Noria gemalt. Dieses Bild ist von Marla.

"Noria ich vermisse Dich" - die Kinder aus der Regenbogengruppe im Paulus-Kindergarten haben für Noria gemalt. Dieses Bild ist von Marla.

Foto: Bochem/ St. Paulus

Die Vorschulunterlagen mit ihrem Namen. Der beschriftete Becher, der jetzt übrig ist. Das Foto vom Geburtstagskalender. Es sind Dinge wie diese, die täglich an das kleine Mädchen erinnern, das von heute auf morgen nicht mehr in die Kita kam, weil es mit seiner Mutter nach Albanien abgeschoben worden ist.

Die Abschiebung ist in diesen Tagen einen Monat her. Nach anfänglicher Verwunderung herrsche in der Kita jetzt Traurigkeit und Unverständnis, erzählt Erzieherin Viktoria Bochem. Weil das Schicksal der kleinen Noria und ihrer Mutter Merita so viele Familien bewegt, haben Eltern auf dem Herbstmarkt von St. Paulus Gespendetes verkauft. Noria und Merita hatten viele persönliche Dinge zurücklassen müssen. Mit dem Geld wurden sie nach Albanien geschickt, dazu Bilder für Noria.

"Noria, ich vermisse Dich" hat zum Beispiel Marla geschrieben. Dazu hat sie Herzen gemalt. Zwei Menschen, eine lachende Sonne, ein Haus, das vielleicht für ein Zuhause steht. Jedenfalls war Berghausen für Noria Zuhause. "Noria hatte viele Freunde und war mit ihrer fröhlichen, aufgeschlossenen Art ein Sonnenstrahl in unserer Gruppe", sagt ihre Erzieherin.

Norias Mutter Merita ist gerührt über die Worte und das Engagement der Berghausener. "Ich danke von Herzen", sagt sie, die hier bei der katholischen Kirche gearbeitet hatte und auf eine Rückkehr hofft.

Chantale Schumacher, eine Freundin von Merita, kennt die persönlichen Umstände der Albanerin und hat bei openPetition eine Online-Petition eingerichtet. Mehr als 800 Unterstützer gibt es bis jetzt. Wenn es 870 werden, gibt es ein Quorum. Dann wendet sich die Online-Plattform an Entscheidungsträger. Schumacher weiß, dass Albanien offiziell als sicheres Herkunftsland gilt. Für Merita und Noria sei es das nicht. Freunde wollen jetzt einen Anwalt einschalten, sagt sie.

Auch das Team von openPetition in Berlin kennt den Fall von Merita und Noria. Die beiden hätten ähnliche Voraussetzungen wie Bivsi. Die Duisburger Schülerin durfte mit Eltern zurückkommen, nachdem sie nach Nepal abgeschoben worden war. Auch in der Kita hoffen sie, dass es klappt, mit der Rückkehr der beiden. Auch deshalb konnten sie sich noch nicht durchringen, Norias Dinge wegzupacken, sagt Bochem.

(bine)
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