Monheim Nabu pflegt Sonnendeck für Eidechsen

Monheim · Die Ortsgruppe Monheim kümmert sich um ein Trockenbiotop am Knipprather Wald - eines von mehreren Projekten.

 Frank Gennes hinter der Benjeshecke, auf der Zauneidechsen und Blindschleichen gern ein Sonnenbad nehmen.

Frank Gennes hinter der Benjeshecke, auf der Zauneidechsen und Blindschleichen gern ein Sonnenbad nehmen.

Foto: Matzerath

Das Areal hinter dem Wanderparkplatz An der Tongrube sieht auf den ersten Blick nach einer naturbelassenen Wiese auf. Erst auf den zweiten Blick fallen der niedrige Wall aus Totholz und die Steinhaufen - ähnlich den alpinen Wegzeichen - inmitten der Wiese auf. Die sogenannte Echsenwiese - ein Refugium für Zauneidechsen und Blindschleichen - wird seit 2014 von der Monheimer Ortsgruppe des Nabu betreut, nachdem ihr die Stadt das Areal unentgeltlich überlassen hat.

Im November werden sich hier wieder ein paar freiwillige Helfer treffen, um das Gras zu schneiden und das Gelände zu entkusseln, also von sich wild ausgesäten Sträuchern freizuschneiden, sagt Nabu-Stadtbeauftragter Frank Gennes. Diese Offenlandfläche sei wichtig für die Echsen, weil sie als wechselwarme Tiere ausgiebige Sonnenbäder nehmen müssen, um ihre Körpertemperatur zu regeln. Als Sonnendeck dienen neben den Steinhaufen auch die in die sogenannte Benjeshecke eingearbeiteten dickeren Äste. "Jedes Jahr wird Totholz nachgelegt", erklärt Gennes. Er freut sich, dass die Hecke selber inzwischen Leben entwickelt hat und von Zypressenwolfmilch, Schafgarbe und anderen heimischen Kräutern durchsetzt ist. An diese optische Grenze hielten sich auch die meisten Spaziergänger und Hundebesitzer. Zuflucht können die Reptilien in den "Kellern", von Menschenhand stabilisierten Mulden unter den Steinhaufen, nehmen.

Die Echsenwiese sei trotz ihrer Bedeutung als Platz an der Sonne aber nur Teil eines Biotopverbundes, betont Gennes, zu dem der Knipprather Wald, der Bahndamm, das Nordufer des Monbagsees und das Wasserwerk gehören. Echsenwiese? Wie passen da jetzt die Blindschleichen hinein? Das sind doch Schlangen, so beinlos und langgestreckt wie sie sind. Wer das denkt, irrt. "Blindschleichen sind fußlose Echsen - sie können sogar ihren Schwanz abwerfen", informiert Gennes. Diese Echsen haben sogar gleich mehrer Sollbruchstellen und heißen daher auch anguis fragilis - leicht zerbrechlich. Blind sind sie natürlich auch nicht, ihr Name leitet sich vom althochdeutschen Wort für "blenden" ab - weil ihre Haut oft bronzefarben glänzt.

Im angrenzenden Knipprather wald hat der Nabu ein weiteres Aufgabengebiet: In die Gullys entlang der Bahnlinie stürzen auf der Wanderschaft zu ihren Laichgewässern im Baggersee Hanke immer wieder Amphibien. 2014 holte sich die Ortgruppe daher zunächst die Erlaubnis ein, die Frösche und Lurche aus den Gullys zu befreien. "Das Anheben der Deckel war aber Schwerstarbeit", so Gennes. Im Jahre 2015 durfte der Nabu daher Schutzgitter auf Gullys anbringen, damit erst gar kein Tier mehr in diese tödliche Falle gerät. Die Gitter müssen nun aber regelmäßig von Laub befreit werden - das macht die Gully-AG.

Jetzt, nachdem die Brutsaison 2017 endgültig vorbei ist, rücken die Helfer der Nabu-Ortsgruppen wieder als Reinigungstrupp zu den verlassenen Vogel-Kinderzimmern aus. Am Samstag beispielsweise begutachten sie auf dem Geländes des Klärwerkes die in 22 Meter Höhe hängenden Nisthilfen für Dohlen. "Wir müssen diese sehr schweren Kästen aus Holzbeton auch daraufhin kontrollieren, ob sie noch stabil sind - und nicht etwa abstürzen", sagt Gennes. Ferner hat der Nabu Nisthilfen für Singvögel am Klärwerk, am Wasserwerk und auf Schulhöfen installiert. "Zum Reinigen teilen wir Mund- und Augenschutz aus, weil einem sonst Kot und Parasiten ins Gesicht rieseln", sagt Gennes. Als Ergebnis der Vogelzählungen werde der Nabu der Stadt demnächst eine Liste mit Vorschlägen für die Anbringung von Nistkästen im Marienburgpark schicken. "Wir freuen uns auch, wenn die Stadt Sträucher pflanzt, die so dicht und dornig sind, dass sie sich als Nistgehölz für Vögel eignen." Überhaupt lobt Gennes die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, die so offen für Vernetzung sei.

(RP)
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