Monheim Musical "Rheinheim" über die geplante CO-Pipeline

Monheim · Witzige Dialoge und Musikeinlagen: Das Publikum applaudierte bei der Premiere begeistert.

Musical "Rheinheim" thematisiert CO-Pipeline
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Ein dünner Schleier zieht durch die Luft in der Aula am Berliner Ring, während die Besucher ihre Plätze suchen oder sich unterhalten. Vielleicht sind es die Überreste der letzten Probe. Oder die Nebelmaschine ging vorzeitig los. An einen Zufall mag man allerdings nicht so recht glauben - immerhin geht es in "Rheinheim" um den Bau der CO-Pipeline und die Bedrohung durch das bei einem möglichen Unfall austretende tödliche Gas.

Der Zusatz "das Katastrophenmusical" zeigt, wohin die Reise geht: Die kleine Stadt Rheinheim ist in Aufruhr. Grund ist aber zunächst nicht das umstrittene Pipeline-Projekt der Reichol AG, sondern es sind die Dreharbeiten mit Briece Wullis (gespielt von Joshua Hellmessen) auf dem Werksgelände. Der alternde Filmheld ist bekannt dafür, die Welt zu retten - zumindest auf der Leinwand. Denn in der Realität entpuppt er sich als verweichlicht und jammert selbst über kleine Splitter im Fuß.

Als Promi aus Hollywood verzückt er allerdings die Damen im Friseursalon "Hairforce One", die sich angesichts des illustren Besuchs und der Chance, ihn womöglich auf der Straße zu treffen, die zentralen Fragen singend stellen: "Sind unsere Haare eine Katastrophe? Stehen wir da wie eine Doofe?" Die Stadt sonnt sich im Glanz der Traumfabrik. Und die Reichol AG schlachtet die Dreharbeiten gnadenlos aus. Die für den Film notwendigen Explosionen auf dem Werksgelände, betont die Vorstandsvorsitzende Frau Dr. Blöker (Nele Scheuß), seien ein Beleg dafür, wie sicher die Technik sei. "Wir sind der wichtigste Industriekomplex in Rheinheim", flötet die Chefin, die stets ihre Assistentin Fräulein Fröhlich (Franziska Becker) schikaniert.

"Hypermegasicher" sei die geplante Leitung, versichert sie - und gut für die Wirtschaft allemal. Und gebe es ein Problem, sagen die Experten der AG (Leon Langer, Pia Schneider, Maike Schommer) hinter vorgehaltener Hand, dann würden die Grenzwerte einfach erhöht. "Wir haben alles überprüft nach Verordnung", singen sie. Auf Umwegen gelangt ein Reporterteam (Sasika Fritze, Noah Thomanek, Lea Wittmann, Katja Tjakrs) indes an brisante Informationen: Die Pipeline ist unsicher. Gemeinsam mit dem geschassten Reichol-Mitarbeiter Dr. Roland Oppenhauser (Jan Vincenz) nehmen sie es mit dem Konzern auf, der allerdings mit harten Bandagen kämpft. Pünktlich zur Eröffnung der Pipeline ist der Widerstand groß. Die Bevölkerung protestiert. Es kommt, was kommen muss: Die Premiere geht schief und die Katastrophe kann nur knapp abgewendet werden - mit Happy End.

Einige der Lieder haben Ohrwurmcharakter. Die Lehrer-Band der Musikschule spielt hervorragend. Dialoge und Gesang sind trotz des ernsten Hintergrundes witzig. Der Auftritt der Kita-Kinder und Grundschüler als Pipeline-Arbeiter, Geister und Demonstranten ist ein Hingucker. Das Publikum applaudiert bei der Premiere begeistert.

(RP)
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