Langenfeld Müllautos: Rückwärts nur im Notfall

Langenfeld · Eine neue Vorschrift soll Unfälle mit Entsorgungsfahrzeugen künftig vermeiden.

 Ein Langenfelder Müllwerker lotst seinen Kollegen beim Rückwärtsfahren mit Handzeichen.

Ein Langenfelder Müllwerker lotst seinen Kollegen beim Rückwärtsfahren mit Handzeichen.

Foto: RALPH MATZERATH

Anwohnern kleiner, enger Straßen flattert in diesen Tagen Post vom Betriebshof ins Haus, mit dem Hinweis, dass sich die Sammelstelle für Mülltonnen ändern wird. Der Grund: Seit Mitte Oktober gelten neue Regeln für die Unfallverhütung bei Entsorgern. Ab 1. Januar sollen sie in Langenfeld berücksichtigt werden. Knackpunkt: Die Müllfahrzeuge dürfen nur noch in Ausnahmefällen rückwärts fahren. "Wir beschäftigen uns mit diesem Thema schon lange", sagt Bastian Steinbacher, Referatsleiter Betriebshof. Ursprünglich habe die Versicherungsbranche ein komplettes Rückfahrverbot durchsetzen wollen, "um Unfälle und damit auch Kosten zu vermeiden." Jetzt habe man sich - nach heftigen Protesten aus den Entsorgungs- und Speditionsverbänden sowie der Gewerkschaft Verdi - Mitte Oktober auf einen Kompromiss geeinigt, der trotzdem einige Änderungen notwendig macht.

Dazu gehören unter anderem neue Sammelstellen für Mülltonnen. "Das heißt für einige Kunden, dass sie ihre Mülltonne nicht mehr einfach an den Straßenrand stellen können", erläutert Steinbacher. "Wir richten 22 neue Sammelplätze ein, die unsere Fahrzeuge erreichen können, ohne rückwärts fahren zu müssen." Für betroffene Anwohner könnte es daher beschwerlicher werden. Sie müssen die Tonnen gegebenenfalls über eine längere Strecke zum Sammelplatz ziehen.

Weitere Schritte, um das Rückwärtsfahren möglichst zu vermeiden, sind die Einrichtung von temporären Halteverboten (schraffierte Parkplätze), das Entfernen von Pollern oder Findlingen. Auch Grünflächen sollen gepflastert werden, um Wenden ohne Rückwärtsgang zu ermöglichen. Geänderte Routen für die Müllfahrzeuge stehen im Maßnahmenkatalog der Stadt Langenfeld.

"Doch das geht nicht immer und überall", sagt Steinbacher. "Wir haben die Zahl der Orte, wo wir bisher rückwärts gefahren sind, von 77 auf 31 reduziert", sagt er. Das entspreche etwa 60 Prozent. An den restlichen Stellen im Ortsgebiet sei eine Änderung kaum möglich - etwa weil Straßen zu eng sind und kein Raum zum Ausweichen vorhanden ist. Deshalb werde man jetzt die Fahrzeuge nachrüsten, sie zusätzlich zu Warntönen und Kameras auch mit einem Rückfahrassistent ausrüsten. "Der bremst das Fahrzeug automatisch ab, wenn sich dahinter etwas bewegt." Steinbacher rechnet mit Kosten von bis zu 10.000 Euro pro Fahrzeug. Insgesamt sieben gehören zum Betriebshof. An der Besetzung der Fahrzeug mit je zwei Personen ändere sich nichts. Der Referatsleiter zeigt Verständnis für die Vorgaben der Versicherungen. "Schließlich geht es um den Schutz von Mitarbeitern und Anwohnern." Laut Statistik der Unfallkasse NRW wurden allein im Bereich Westfalen Lippe 30 Beschäftigte von Entsorgungsbetrieben bei der Abfallsammlung angefahren, sechs vom eigenen Fahrzeug beim Einweisen verletzt. In Monheim ist die Awista für den Abtransport von Müll zuständig. Ob sich für Monheimer Kunden etwas ändern wird, ist offen. Bei der Awista gab es gestern keine Stellungnahme.

(RP)
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