Analyse Monheim nimmt rote Laterne gelassen

Monheim/Solingen · Die Creditreform hat die Bonität von Unternehmen in der Region unter die Lupe genommen. Die Kreditwürdigkeit der Monheimer Unternehmen wurde mit der Note 258,1, also einer Zwei minus, bewertet - Ausfälle sind danach nicht zu befürchten.

 Die längste Säule spricht diesmal nicht für Rekordwerte, wie bei den Gewerbesteuereinnahmen. Die Monheimer Unternehmen haben in puncto Kreditwürdigkeit die schlechteste Note im regionalen Vergleich bekommen.

Die längste Säule spricht diesmal nicht für Rekordwerte, wie bei den Gewerbesteuereinnahmen. Die Monheimer Unternehmen haben in puncto Kreditwürdigkeit die schlechteste Note im regionalen Vergleich bekommen.

Foto: Creditreform

Auch auf dieser Grafik scheint Monheim einmal mehr der Primus zu sein. Nach mehreren Top-Platzierungen bei den Firmenzuwächsen in der Region entfällt auch bei der jüngsten Erhebung der Creditreform Solingen der höchste Wert auf die Gänseliesel-Stadt. Diesmal geht es um die "Unternehmensbonität in der Region", die Kreditwürdigkeit heimischer Firmen. Nur: Diesmal bewertet die Creditreform nach dem Vorbild von Schulnoten. Die 258,1 Punkte für Monheim bedeuten somit die schlechteste Bewertung unter den elf untersuchten Städten.

Am schlechtesten heißt in diesem Fall jedoch nicht schlecht. "Als Schulnote wäre das gewissermaßen eine Zwei minus", sagt Ole Kirschner, Geschäftsführer der Creditreform, die die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen aus vielen tausend Daten ermittelt - durch Unternehmenbefragungen, aus dem Handelsregister und weiteren Quellen. "Alles, was unter 300 Punkten liegt, also übertragen auf Schulnoten unter 3,0, bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, dass die so bewerteten Unternehmen eine Rechnung nicht bezahlen, ist sehr gering."

Entsprechend gelassen nimmt auch Estelle Dageroth, Chefin der städtischen Wirtschaftsförderung, die Bewertung. "Mit 258 Punkten liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit, also die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen mit diesem Bonitätsindex insolvent wird, bei zirka einem Prozent", erklärt die Amtsleiterin. "Dies würde bedeuten, dass bei unseren etwa 2600 Unternehmen (ohne Freiberufler) innerhalb von einem Jahr 26 Unternehmen insolvent werden (könnten)." Von den 2600 Unternehmen in Monheim zahlten jedoch nur rund 500 überhaupt Gewerbesteuer. "Gerade bei diesen machen wir uns aber keine Sorgen bezüglich der Bonität", versichert Dageroth.

Der Vermutung, Monheim habe durch seine Steueroasen-Politik auch Windhunde angezogen mit der Gefahr plötzlicher Einbrüche bei den Gewerbesteuer-Einnahmen, widerspricht die Wirtschaftsförderin: "Der Studie lässt sich mitnichten entnehmen, dass es sich bei denjenigen, die den Schnitt sozusagen nach unten ziehen, vorwiegend um neue Unternehmen am Standort handelt."

Den besten Bonitätswert unter den elf Standorten im Creditreform-Vergleich weisen die Unternehmen in Radevormwald auf (244,2). Die Firmen in Langenfeld liegen fast exakt bei einer 2,5 nach Schulnoten. Untersucht wurden außerdem Betriebe in Burscheid, Haan, Hückeswagen, Leichlingen, Leverkusen, Remscheid, Solingen und Wermelskirchen.

"Die Fähigkeit, Zahlungsverpflichtungen zu begleichen, ist ein wichtiger Indikator für die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens gegenüber konjunkturellen Schwankungen und Finanzierungsengpässen", unterstreicht Creditreform-Chef Kirschner die Bedeutung des Faktors Bonität. Das Solinger Unternehmen ist Inkasso-Unternehmen und Auskunftei zugleich und nennt sich die "größte Kreditschutzorganisation Deutschlands". Regelmäßig veröffentlicht es Statistiken und Studien.

Durch die Neuregelung der Eigenkapitalvorschriften der Banken im Nachgang der Wirtschaftskrise 2008 waren auch die kleinen und mittleren Unternehmen gezwungen - wollten sie ihren Kreditzugang nicht gefährden und die Kreditzinsen niedrig halten - sich verstärkt mit ihren Risiken und ihrer Bonität auseinanderzusetzen. Die Bewertungen der Kreditrisiken von kleinen und mittleren Unternehmen durch die Banken sind nicht öffentlich. Die Creditreform glaubt jedoch, mit dem von ihr errechneten "Bonitätsindex" eine umfassende Bewertung deutscher Betriebe vorlegen zu können, "die den Beurteilungen durch die Banken nahekommen sollte", sagt Kirschner.

Ergebnis der aktuellen Studie: Vor allem größere Mittelständler mit mehr als 50 Beschäftigten haben laut Creditreform die konjunkturelle Erholung der Nach-Krisenjahre nutzen können und ihre Bonität deutlich verbessert. Bei kleinen Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern habe sich hingegen der Wert verschlechtert. Der aktuelle Durchschnitt über alle Orte der Region liegt bei 249,7 - und damit unter dem mehrjährigen Durchschnittswert, den die Studie bundesweit ermittelt hat (253).

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort