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Monheim Monheim mischt auf dem Weltmarkt mit

Monheim · Bayer CropScience sucht mit dem Monsanto-Deal die Offensive. Gegner kritisieren das "Geschäft mit dem Hunger".

Auf dem Firmengelände von Bayer CropSience in Monheim herrscht Campus-Idylle. Das 65 Hektar große Areal mit weitläufigen Rasenflächen, Teichanlagen und Gewächshäusern markiert einen Kontrapunkt zu stinkenden Dämpfen und brodelnden Kesseln eines Chemiestandortes. Hier am Stammsitz der Bayer-Tochter, die der Konzernvorstand mit der Übernahme von Monsanto an die Weltspitze im Pflanzenschutz- und Saatgutgeschäft katapultieren will, laufen nicht nur die Fäden der weltweiten Aktivitäten von Bayer in der Agrarchemie zusammen. Hier entwickeln Biologen, Chemiker und Ingenieure neue Wirkstoffe gegen Schädlinge und Pilzerkrankungen.

Doch das Forschen in grüner Idylle ist trügerisch: Die Pflanzenschutzsparte von Bayer steht nicht erst unter Beschuss, seitdem Konzernchef Werner Baumann den höchst umstrittenen Saatgutspezialisten Monsanto aufs Übernahme-Radar genommen hat. Kritisch beäugen Umweltschützer das Unternehmen seit vielen Jahren. Wegen eines außergewöhnlichen Bienensterbens etwa, für das das Beizmittel Poncho verantwortlich sein soll, geriet Bayer vor Jahren unter Druck.

Die Coordination gegen Bayer-Gefahren und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) verlangten erst kürzlich ein Verbot des Pestizids Glufosinat Ammonium, dessen Herstellung Bayer in den USA für den dortigen Markt derzeit ausbaut. Das Herbizid, das ähnliche Anwendung findet wie das derzeit umstrittene Glyphosat von Monsanto, soll angeblich Missbildungen hervorrufen können. Für Bayer, Syngenta, Monsanto & Co gehören Pflanzenschutzmittel aber zum tragenden Geschäftsmodell, genauso wie die Gentechnik, das Saatgutgeschäft und die Züchtung ertragreicher Hybridsorten. "Gemeinsam mit Monsanto wollen wir helfen, die Ernten zu steigern", beteuert Bayer-Chef Baumann. Ihm schwebt vor, den Landwirten weltweit und in großem Maßstab alles aus einer Hand anbieten und sich von der Konkurrenz absetzen zu können. Und es geht auch um Kostenersparnis und die Bündelung teurer Forschungsaktivitäten.

Angesichts der enormen Marktchancen im Agrargeschäft, das von den großen Sechs (Syngenta, Bayer, BASF, Dow Chemical, Monsanto, DuPont) dominiert wird, flüchten die Anbieter zunehmend in Fusionen und Übernahmen. Wer profitierten will, der muss fressen, um nicht gefressen zu werden. Möglicherweise hat diese Perspektive, selbst Übernahmeopfer zu werden, Bayer zum Angriff auf Monsanto getrieben. Ob solche Elefantenhochzeiten von den Wettbewerbsbehörden letztlich abgesegnet werden, steht auf einem anderen Blatt. Am Ende könnten zwei bis drei Anbieter übrig bleiben, die die Branche fest im Griff haben, vor allem im Saatgutgeschäft - eine Schreckensvision für Umweltschützer, Nicht-Regierungsorganisationen und Aktivisten: "Es droht eine nie da gewesene Monopolisierung des Saatgut-Sektors", heißt es bei der Coordination gegen Bayer-Gefahren.

Angesichts der rasanten Zunahme der Weltbevölkerung - die UN rechnet bis 2050 mit 10 Milliarden Menschen - stellt die Industrie immer wieder die Frage: Wie kann die Ernährung gesichert werden? Nur Chemie, Gentechnik, Hybride und Pflanzenschutz können das schaffen, wird argumentiert. Anhänger einer "Agrarwende" wie Valentin Thurn halten dagegen. Viele Menschen hätten keinen Zugang zu den Nahrungsmitteln oder könnten sich diese nicht leisten, sagt der Dokumentarfilmer und Buchautor: "Wir brauchen nicht mehr Agrarindustrie und noch mehr Ungleichheit, sondern angepasste Technik und mehr kleinbäuerliche Strukturen."

(LNW)
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