Langenfeld Mit guten Manieren festlich speisen

Langenfeld · Das Restaurant "Heaven's" veranstaltete ein Knigge-Dinner mit zertifiziertem Coach. Die RP machte mit.

 Beim Knigge Dinner im Heavens-Restaurant mit Stefan Biggeleben (mitte) erfahren die Teilnehmer, wo Messer, Gabel und andere Esswerkzeuge hingehören. RP-Mitarbeiterin Ann-Kristin Schöne (mitte) hat es ausprobiert.

Beim Knigge Dinner im Heavens-Restaurant mit Stefan Biggeleben (mitte) erfahren die Teilnehmer, wo Messer, Gabel und andere Esswerkzeuge hingehören. RP-Mitarbeiterin Ann-Kristin Schöne (mitte) hat es ausprobiert.

Foto: RALPH MATZERATH

Jeden der vierzehn Teilnehmer erwartet der gleiche Anblick an seinem Platz: Drei Gabeln links, drei Messer rechts, Dessertbesteck oberhalb. Schnell das Vorwissen aktivieren: Es gilt, sich von außen nach innen vorzuarbeiten. Alles kein Problem. Doch schon beim Brot mit Aioli ereignet sich der erste Fauxpas.

Bevor überhaupt zum ersten Bissen angesetzt werden kann, raunt es von der Seite: "Die Brotscheibe soll auf dem kleinen Teller links liegen und nicht auf dem großen." Schnell wird das Brot richtig platziert, Ordnung muss sein. Wenigstens hat Stefan Biggeleben alias "Knigge-Bigge", alias "George Clooney des Rheinlands", wie er sich selbst nennt, nichts davon mitbekommen. Er arbeitet seit 2011 als zertifizierter Business-Knigge-Coach und spricht Empfehlungen für zeitgemäße Tischsitten aus. Die Zeit zwischen den vier Gängen nutzt er zudem, um seine "Knigge-Jünger" an seinem umfassenden Wissen, etwa über die Historie der Tisch- und Esskultur, teilhaben zu lassen.

Allerdings richtet sich die Aufmerksamkeit der Jünger nunmehr nicht nur auf seine Worte. Fingerschalen werden eingedeckt, die große Herausforderung naht: Zwei Riesengarnelen in kompletter Rüstung. Obwohl die Schalen dafür stehen, dass es sich um ein Fingergericht handelt, gilt es, die Tierchen mit Messer und Gabel von ihrem Panzer zu befreien. Fachmännisch demonstriert der Coach, wie vorzugehen ist.

Teilnehmer Mike Keppner scheint über die Garnelenprobe ganz vergessen zu haben, wie Bestecksprache funktioniert. Dabei hat "Knigge-Bigge" genau erklärt, wie man mit Gabel und Messer signalisiert: "Ich mache eine Pause"; "legen sie nach"; "räumen sie ab". Mit der Positionierung auf Mikes Teller kann Servicekraft Tina jedoch nichts anfangen und auch "Knigge-Bigge" schaut sichtlich irritiert. "Das war nur ein Test", wirft Mike schnell ein und richtet sein Besteck so, dass es die "halb-fünf-Position" einnimmt. Es darf abgeräumt werden. Wenige Minuten später folgt das nächste Missgeschick. Nach Absprache fährt jemand mit der Gabel in das Gericht seiner Begleitung. Das Essen im "Heaven's" ist verdammt lecker - da will man eben von allem gekostet haben. Prompt ist der Verfechter der gepflegten Tischkultur zur Stelle. "In manchen Sternerestaurants wird das nicht gerne gesehen", erklärt er. Die Teilnehmer haben dafür kein Verständnis. Und auch "Knigge-Bigge" räumt ein, dass einige Sternerestaurants absurde Tischregeln hätten. Währenddessen wird der Hauptgang serviert und es gibt noch mehr zu lernen. Zum Beispiel, dass Kartoffeln nicht mit der Gabel zerdrückt und mit Soße vermischt werden sollten. "Wie soll ich denn dann möglichst viel von der leckeren Soße in den Mund bekommen?", wirft Teilnehmerin Beate Jentsch ein. Der Wächter der zeitgemäßen Tischsitten präsentiert die Lösung: Den Gourmetlöffel. Dank seines flachen Löffelaffen ist das Aufnehmen der Soße gemäß Etikette kein Problem.

Als schließlich auch das köstliche Dessert verspeist ist, lässt die Aufmerksamkeit sichtlich nach. Servietten liegen falsch, Mikes Besteckordnung lässt erneut zu wünschen übrig und der eigene benutzte Löffel liegt auf dem Tisch. Dabei wurde empfohlen: Einmal aufgenommenes Besteck berührt das Tischtuch nicht mehr. Egal, der Abend war wunderbar informativ und amüsant. Theoretisch kann das Bankett mit der Kanzlerin kommen.

(aks)
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