Monheim Mit dem "MonGuide" durch Monheim

Monheim · Sieben eigens geschulte Monheimer bieten neuerdings Führungen durch Monheim an - darunter einmal im Monat eine öffentliche.

 Bruno Benzrath erklärt den Teilnehmern der Führung, was der Monheimer Schelmenturm schon so alles erlebt hat.

Bruno Benzrath erklärt den Teilnehmern der Führung, was der Monheimer Schelmenturm schon so alles erlebt hat.

Foto: RALPH MATZERATH

Vom Schelmenturm aus geht die anderthalbstündige Führung für die 22 Gäste über rund zwei Kilometer durch die Altstadt, den Landschaftspark Rheinbogen und den Marienburgpark zum Ausgangspunkt zurück. Auf dem Weg gibt es einiges zu entdecken. Stadtführer Bruno Benzrath erklärt den Gästen zunächst, was es mit dem Schelmenturm, auf sich hat. "Der 28 Meter hohe Turm war Teil von drei Befestigungen. Davon existiert nur noch der Schelmenturm. Eine Stadtmauer wurde bisher allerdings nicht nachgewiesen", sagt Benzrath.

Als der Schelmenturm als Befestigung keine Aufgabe mehr hatte, diente er als Gefängnis - mit prominenten Insassen. "Hier saß auch der bekannte Spielmann ein, der einer Sage nach vor etwa 300 Jahren auf seiner Geige spielend den Rhein durchquert und damit den Unmut der Benediktinermönche hervorgerufen haben soll, die ihn der Hexerei bezichtigten und ihn ins Gefängnis warfen." Zwischenzeitlich diente der Turm auch als Feuerwehrhaus und als Zwischenstation des Elektrizitätswerks. Sogar Glocken für die St.-Gereon-Kirche wurden im 19. Jahrhundert in dem Gemäuer gegossen. Seit 1972 ist der Schelmenturm eine kulturelle Begegnungsstätte der Stadt Monheim. "Man kann hier aber auch heiraten. Das erste Paar, das hier geheiratet hat, war tatsächlich der ehemalige Bürgermeister Thomas Dünchheim mit seiner Frau", sagt Benzrath. Einige seiner Zuhörer wollen ihr Wissen über die Geschichte Monheims einfach nur auffrischen. Andere sind neu-gierig. "Ich komme eigentlich aus Langenfeld, aber mich hat mal die Monheimer Stadtgeschichte interessiert", sagt Christel Sommerfeld. Benzrath klärt seine Gäste auch über Irrtümer auf, denn wer glaubt, die Poetengasse habe etwas mit Dichtern und Denkern zu tun, der irrt. "Eigentlich war das die Putengass und die stand für die vielen Kinder, die hier in die erste Monheimer Schule gingen", sagt Benzrath.

Seine Begeisterung für Heimatgeschichte zeigt der Neustadtführer mit jedem Satz. Der ehemalige Lehrer aus Baumberg gibt seit Jahren auch Geschichtskurse für Kinder in Haus Bürgel und lässt für sie die Römerzeit lebendig werden.

Dass neue Technik sich wunderbar eignet, um Altes zu zeigen, beweisen die neun aufgestellten Gänselieseln, auf die die Besucher in der Stadt treffen können. Alle Gänselieselfiguren sind interaktiv und mit einem sogenannten QR-Code versehen. "Interessenten können auf diese Weise Informationen über bestimmte Stätten und Ereignisse auf ihrem Handy erhalten, wenn sie den Code abrufen. Ich muss aufpassen, die Dame ist meine unmittelbare Konkurrenz zu mir als Stadtführer", sagt Benzrath verschmitzt.

Tim Steinberg probiert den QR-Code gleich mit seinem Handy aus. "Das ist cool, es funktioniert", sagt der Elfjährige. Vor einem Jahr zog Tim mit seiner Familie von Düsseldorf nach Monheim. "Im Urlaub machen wir immer Stadtführungen, aber man macht nie eine Stadtführung in der eigenen Stadt. Deshalb haben wir gesagt, wir gehen hier heute mit", sagt Mutter Gila Röring. Und dass die Monheimer schon immer weltoffen waren, zeigt sich laut Benzrath auch am Bier: "Hier im Alten Brauhaus Bormacher wurden früher Alt und Kölsch gebraut".

(vg)
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