Analyse Minarett statt Sprungturm

Monheim · Vor 2016 sprachen sich viele Monheimer Bürger für einen Erhalt des Freibades aus. Der Rat entschied anders. Jetzt haben sich innerhalb kurzer Zeit viele neue Pläne für das Areal ergeben: Es soll künftig zwei Kitas und die Moschee der türkischen Ditib-Gemeinde beherbergen.

 Der Sprungturm rottet seit 16 Jahren vor sich hin. Jetzt soll er definitiv einer Moschee mit Minarett weichen.

Der Sprungturm rottet seit 16 Jahren vor sich hin. Jetzt soll er definitiv einer Moschee mit Minarett weichen.

Foto: Matzerath

Mehrheitlich hat der Haupt- und Finanzausschuss kürzlich beschlossen, dass in der Bürgerversammlung am 6. Oktober das ehemalige Freibadgelände am Mona Mare als Standort für die Moschee des Ditib-Vereins vorgestellt werden soll. Die Aussicht, dass das seit 16 Jahren brachliegende Gelände nun endgültig einer anderen Nutzung zugeführt werden soll, hat in der Bürgerschaft noch einmal ein letztes Aufbegehren dagegen ausgelöst, den "Traum" von einem Freibad mit Seezugang aufzugeben.

"Die Schließung des Freibades sitzt den Leuten wie ein Stachel fest...", schreibt Sabrina Materne auf der Facebook-Seite des Bürgermeisters. Sie schlägt daher vor, das Mona Mare einfach um die Freifläche zu erweitern. Zumal ja jetzt die finanziellen Mittel vorhanden seien, die verrotteten Anlagen - Sprungturm und Nichtschwimmerbecken - neu zu gestalten, findet Matthias Speck. So könnte man die Attraktivität des Bades auch für auswärtige Besucher noch weiter steigen, sekundieren andere Bürger.

Die Befürworter einer Reaktivierung des Freibades berufen sich dabei auf das Ergebnis einer Abstimmung, zu der der damalige Bürgermeister Thomas Dünchheim die Monheimer vor 16 Jahren, am 14. Mai 2000, aufgefordert hatte. Unter dem Motto "Wieviel Bad braucht Monheim?" stellte er ihnen drei Varianten zur Wahl. 42,31 Prozent sprachen sich für eine Vergrößerung des Außenschwimmbeckens und den Erhalt des Sprungbeckens samt Sanierung des Sprungturmes, aber die Schließung des Freibades in seiner bisherigen Form aus. 41,44 Prozent votierten für Reparatur und Erhalt des Freibades (Sanierungskosten: 1,25 Mio Mark). Wenige Monate später entschied der Rat, das Freibad aus finanziellen Gründen zu schließen. "Durch die Erlöse der Grundstücksverkäufe sollte die Eigenkaptalquote der Allwetterbad GmbH verbessert werden", erinnert sich Markus Gronauer (CDU).

"Diese Geschichte ist bereits mit der Saunaerweiterung gestorben", sagt André Zierul, Geschäftsführer der Allwetterbad GmbH. Es gebe überhaupt keinen Zugang mehr zum Freibadgelände. Und an den seit 16 Jahren vor sich hinrottenden Anlagen sei "keine Fliese mehr an ihrer Stelle". Zudem habe allein der Sommer 2016 einmal mehr gezeigt, dass sich die Einnahmen in einem Freibad kaum kalkulieren ließen.

"Wenn es einem überhaupt gelingen sollte, Saisonkräfte einzustellen, findet einfach kein Sommer statt", so Zierul. Für rund 10.000 Besucher im Jahr sei dieser Aufwand nicht zu rechtfertigen. Überhaupt könne das jetzige Gelände das, was Schwimmer in Freibädern suchen, nicht mehr bieten: ein 50-Meter-Becken, um kraulend mal eine größere Strecke zurückzulegen.

Auch für Gronauer ist das Thema Freibad vom Tisch. Aber das von vielen Bürgern nachgefragte Solebecken ließe sich auf dem vorhandenen Areal realisieren. Auch für die Grünen, die vor drei Jahren eine Reaktivierung des Sprungturmes gefordert hatten, hat sich das Thema erledigt, bestätigt Manfred Poell.

Der geplante Moscheebau ist auch nur die jüngste Idee, wie das Grundstück künftig genutzt werden könnte. Noch bis zum Frühjahr verfolgte die Stadt den Plan, auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal "ein hochwertiges neues Wohngebiet" mit attraktiver Lage direkt am Krämersee aufzulegen. Das laufende Bebauungsplanverfahren für dieses Gebiet "Östliche Heide" wurde dann im Mai unterbrochen, nachdem der Rat das Freibadgelände als Standort für zwei weitere Kitas bestimmt hatte, die im geburtenstarken Berliner Viertel gebraucht würden. "Wenn Ende September der Ratsbeschluss für die Moscheestandorte gefallen ist, werden wir den Babauungsplan anpassen. Das Areal wird dann als Gemeinbedarfsfläche für religiöse Zwecke und Kitas ausgewiesen", sagt Stadtplaner Thomas Waters.

(RP)
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