Langenfeld/Monheim Lichterfest? Fast alle wollen Sankt Martin

Langenfeld/Monheim · Die meisten Kitas und Schulen lehnen eine "religionsneutrale" Umbenennung von Sankt Martin ab.

Sankt Martin in "Lichterfest" umbenennen? In Langenfeld und Monheim gibt es keine Bestrebungen hierzu. Auch nicht an der Hermann-Gmeiner-Schule im Berliner Viertel in Monheim, deren etwa 260 Schüler überwiegend einen Migrationshintergrund haben und/oder Muslime sind. Vor einigen Jahren hatte die Schule ihren eigenen kleinen Martinszug und feierte nebenbei ein Lichterfest. Inzwischen gehen die Kinder beim großen Martinsumzug aller Schulen mit. "Es war ausdrücklicher Wunsch vieler muslimischer Eltern, es beim Martinsfest zu belassen", sagt Schulleiterin Claudia Ullenboom. "Sie haben geradezu darauf bestanden, dass es bei St. Martin bleibt - nicht zuletzt wegen der Botschaft des Festes." Diskussionen habe es deswegen kaum gegeben. "Teilen mit Notleidenden und Nächstenliebe sind zeitlose Themen und außerdem in der aktuellen Flüchtlingsdebatte aktueller denn je", sagt Ullenboom.

Auch Christoph Schröder, Leiter der Winrich-von-Kniprode-Schule in Baumberg, betont den Vorbildcharakter des heiligen Bischofs von Tours, der als Soldat einen Teil seines Mantels für den Bettler hergab. An der katholischen Bekenntnisschule stelle sich die Frage ohnehin nicht, meint der 38-Jährige. "Wir haben natürlich auch nicht-katholische Kinder, aber die feiern ebenso St. Martin wie alle anderen auch." Von Lichterfesten hält er nicht viel: "Das wäre eine Sinnentleerung." Brauchtum sei schließlich nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitertragen der Glut. Die Zuwendung zu anderen Menschen, unabhängig von ihrem Status, ihrer Herkunft und auch ihrer Religion bleibe die zentrale Botschaft. "Das ist immer aktuell", findet Schröder. "Der heilige Martin hat mit der Mantelteilung vorbildhaft gehandelt. Es ist richtig, daran immer wieder zu erinnern."

Für Achim Nöhles, Leiter der Grundschule am Lerchenweg in Monheim, gibt es ebenfalls keinen Anlass für Diskussionen rund um St. Martin. 334 Kinder besuchen die Schule, rund 60 Prozent mit Migrationshintergrund. "Wir sind zu keinem Zeitpunkt auf die Idee gekommen, ein Lichterfest zu feiern", sagt der 51-Jährige. Auch muslimische Schüler haben demnach keine Berührungsängste mit dem christlichen Fest - und das gilt auch für deren Eltern.

Die städtische Grundschule am Götscher Weg in Langenfeld handhabt es ähnlich. "Bei uns wird ganz normal St. Martin gefeiert", sagt Schulleiterin Lydia Jüschke. "Das hat eine lange Tradition bei uns - und in Langenfeld insgesamt." Die Frage nach einer Änderung sei nie aufgekommen. "Auch Kinder mit Migrationshintergrund freuen sich jedes Jahr auf das Martinsfest."

Doch es gibt im Kreis Mettmann auch Einrichtungen, die es anders handhaben. So feiert die städtische Kindertagesstätte Millrath West in Erkrath ein "Lichterfest". "Damit haben wir vor 15 Jahren angefangen", sagt Leiterin Sabine Fuhrmann. "Eine indische Familie hat uns auf die Idee gebracht", seitdem schenkt man einander Lichter. Einen Umzug gestalten die Gruppen nicht, dafür werden aber Martinslieder gesungen, und über allem wacht ein Riesenweckmann.

In Hilden begeht nur eine Grundschule ein Lichterfest an Stelle eines Martinsumzugs: Am Mittwoch, 11. November, gehen in der OGS "Am Elbsee" die Lichter an, verrät die Internetpräsenz der Schule. Wird so die Integration etwa von Muslimen erleichtert? Hier hält Schulleiterin Gudrun Kamps von der Hildener Grundschule an der Schulstraße dagegen. "Ich halte diese Sichtweise für inhaltlich problematisch." Denn Integration wäre es dann, wenn man sich den Gepflogenheiten des entsprechenden Landes öffnet. "Mit Neutralität statt einem Bekenntnis zu der hiesigen Tradition tun wir auch den Kindern keinen Gefallen", da gerade im Kindesalter Orientierung besonders wichtig sei, erklärt Kamps ihre Sicht. "Wir Muslime respektieren diese christliche Tradition", sagt auch Mohamed Bouziani, Vorsitzender des Islamisch-Marrokanischen Kulturzentrums in Hilden.

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(RP)
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