Emil Drösser Letzter Vorhang: Die Paniker nehmen den Hut

Langenfeld · Heute ab 17 Uhr feiern die Paniker ihr Abschiedsfest am Doll Eck. Wird das wirklich der letzte Auftritt sein? Man sagt ja, niemals geht man so ganz . . .

Maestro Emil Drösser mit seinen Panikern bei einer ihrer Opernaufführungen vor drei Jahren in der Festhalle Bormacher.

Maestro Emil Drösser mit seinen Panikern bei einer ihrer Opernaufführungen vor drei Jahren in der Festhalle Bormacher.

Foto: rm-

Heute ab 17 Uhr feiern die Paniker ihr Abschiedsfest am Doll Eck. Wird das wirklich der letzte Auftritt sein? Man sagt ja, niemals geht man so ganz . . .

 Zwei aus dem Monnemer Panikerorchester am Bibi-Brunnen an der Doll Eck: Willi Booten (l.) und Hans Dieter de Jager.

Zwei aus dem Monnemer Panikerorchester am Bibi-Brunnen an der Doll Eck: Willi Booten (l.) und Hans Dieter de Jager.

Foto: Olaf Staschik

Drösser Mit Sicherheit. Ich bin jetzt 76 Jahre alt - und viele von den 14 Musikern, die bis zum Schluss dabei waren, sind noch viel älter als ich. Der Trompeter Helmut Wandowski beispielsweise ist inzwischen 84 Jahre alt. Die Zeit eilt dahin. Wenn die Paniker einmal ein Abschiedsfest gegeben haben, dann ist das auch der Abschied.

Warum hören sie gerade jetzt auf?

Drösser Irgendwann ist einfach Schluss. Das hat auch gesundheitliche Gründe. Wir haben am vergangenen Montag unsere letzte Probe gehabt und im Anschluss ein Gläschen Kölsch getrunken.

Dem Monheimer Karneval wird sicher ein Glanzlicht fehlen, wenn ihre Truppe nicht mehr an Weiberfastnacht in Frack und mit Melone am Doll Eck musiziert.

Drösser Wir haben 20 Jahre lang Sitzungskarneval gemacht und sind in dieser Zeit von Auftritt zu Auftritt gefahren. Das haben wir aus "Spaß an der Freud" gemacht. Wir waren an vielen Wochenenden unterwegs. Wer das jahrelang gemacht hat, entscheidet irgendwann: Jetzt ist Schluss ist; wenn es nicht für den Lebensunterhalt notwendig ist. Anschließend sind wir nur noch bei Jubiläumsfeiern und im Straßenkarneval aufgetreten. Wir haben unseren Schwerpunkt später auf Operetten und Musiktheater gelegt und den Klassik-Abend im Spiegelzelt gestaltet. Höhepunkt war die Oper "Napoleon in Monheim": Die Paniker haben sehr viele Aktivitäten außerhalb des Karnevals gehabt.

Aber Weiberfastnacht am Doll Eck - das war immer ein Auftritt, an dem sie nicht fehlen durften.

Drösser Ja, ja. Das wird natürlich in den kommenden Jahren anders. Wir haben auch immer beim Rathaussturm gespielt und uns in dieser Session schon offiziell von Bürgermeister Daniel Zimmermann verabschiedet. Das ist vorbei.

Der Karneval in Monheim wird sich dadurch sicher verändern. Ist das auch eine Chance?

Drösser Die ganze Generation der Geschäftsleute, die den Straßenkarneval an der Doll Eck 1973 initiiert hat, steht so nicht mehr zur Verfügung. Das Panik-Orchester ist später von denselben Leuten gegründet worden. Wie das Fest an der traditionellen Kreuzung weitergeführt wird, muss sich aber noch zeigen. Es wird dort auf jeden Fall weitergehen. Die Gastwirte in der Altstadt sollen an diesem Tag gut zu tun haben. Es wird auch zukünftig eine Bühne dort stehen und es wird Bier ausgeschenkt.

Was wird anders?

Drösser Die Paniker sind nicht mehr da (lacht). Das Problem sind die Kosten. Die laufen den Veranstaltern einfach davon. Zwar treten die Vereine und Garden am Doll Eck unentgeltlich auf, doch allein die Bühnenmiete hat in der vergangenen Session 700 Euro betragen. Das Geld muss wieder reinkommen. Wir sind bisher immer mit einem blauen Auge davon gekommen. Es ist aber ärgerlich, dass viele Besucher ihre Getränke selber mitbringen, statt sich ihr Bier am Ausschank zu kaufen. Damit finanzieren wir das Fest. Die Betriebshofmitarbeiter räumen jedes Mal Unmengen von leeren Flaschen weg, die die Jecken mitgebracht und ausgetrunken haben. Das ist nicht schön. Sie bekommen schon kostenfrei ein tolles Programm geboten, können schunkeln und tanzen. Wenn die Veranstalter noch zuschießen müssen, weil sie mit dem Umsatz nicht auskommen, dann stirbt ein Fest über kurz oder lang.

Dass heißt, man muss die Veranstaltung an der Doll Ecke vielleicht auf mehrere Schultern verteilen. Beispielsweise die Vereine mit ins Boot holen?

Drösser Das hätten wir gerne. Die haben aber selber alle zu kämpfen. Jeder Verein hat sein eigenes Fest und ist froh, dort finanziell über die Runden zu kommen. Ich will nicht schwarzmalen . . .

Aber es wird schwierig, oder?

Drösser Ich bin ja nicht weg. Ich werde mich weiter engagieren. Aber nicht mehr als Musiker. Ich kann mithelfen, Bier zu verteilen.

Sie haben doch sicher noch andere Projekte vor?

Drösser Ich arbeite am zweiten Band der Paniker-Memoiren inklusive Liedheft. Der sollte eigentlich längst fertig sein. Ich erzähle die Geschichte von den Anfängen 1975, als ich und Hans Derendorf mit der Trumm durch die Kneipen gezogen sind und Gäste zum Mitsingen animierten bis heute. Sonst gerät ja alles in Vergessenheit. Wir haben uns am Doll Eck mit dem Bibi-Brunnen bereits ein Denkmal gesetzt. Jetzt kommt noch eine lebensgroße Kuh dazu, die der verstorbene Künstler Uli Lassek als Panikermädchen bemalt hat. Die trägt wie wir Frack und Hemd. Aber statt der Melone hat sie Zöpfe.

Wird der Abschied heute traurig sein?

Drösser (schmunzelt) Wir bringen Zwiebeln mit, die wir aufschneiden. Damit alle, die keinen Platz mehr kriegen, ordentlich weinen können.

PETRA CZYPEREK STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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