Langenfeld Langenfelder schwelgen in altem Liedgut

Langenfeld · Gerade ist der letzte Akkord von "Grün, grün, grün sind alle meine Kleider" verklungen, huscht noch ein Nachzügler durch das Hauptportal in die Kirche. "Hallo, nehmen Sie sich zwei Bücher und setzen Sie sich dazu", fordert ihn Ulrike Schön vom Flügel aus freundlich auf.

 " . . . Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach, klipp, klapp! . . ." Die Lieder, die in der Erlöserkirche erklingen, heben hör- und sichtbar die Stimmung der Sängerinnen und Sänger.

" . . . Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach, klipp, klapp! . . ." Die Lieder, die in der Erlöserkirche erklingen, heben hör- und sichtbar die Stimmung der Sängerinnen und Sänger.

Foto: Ralph Matzerath

Das fand lange Zeit in der Johanneskirche im Zentrum Langenfelds statt. Nachdem das vor dem Abriss stehende Gotteshaus an der Stettiner Straße im Januar entwidmet wurde, ist nun die Kirche an der Hardt der Schauplatz der regelmäßigen Treffen von Musikfreunden. Die Mehrheit von ihnen steckt in der zweiten Lebenshälfte. "Ich hoffe nicht, dass der Umzug wegen der Entfernung Besucher von früher abhält zu kommen", sagt Schön.

Tatsächlich jedoch zieht das ungezwungene Singen auch Gäste mit weiterer Anfahrt an: "Ich komme aus Baumberg", sagt etwa Ursula Gimmel. Sie habe einst über die Zeitung von den einstündigen Gesangstreffen erfahren. "Und als ich dann einmal mitgemacht habe, war ich so begeistert, dass ich immer wieder gekommen bin." Während an diesem warmen Sommertag nur rund 15 Gäste mit sehr deutlichem Damenüberschuss ihre Stimmen erklingen lassen, nehmen laut Ulrike Schön an anderen Tagen bis zu 40 passionierte Sänger an den Treffen teil. "Mir macht es sehr viel Spaß", betont die Kantorin, "auch wenn ich noch nicht einmal jedes Lied kenne".

Eine Stunde begleitet sie die Sänger am Flügel. Das Repertoire reicht von "Ein Heller und ein Batzen" über die "Bergvagabunden" bis zu "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach". Nach der Hälfte der Zeit gibt es stets eine kleine Pause, in der die Besucher ihre Stimmen mit einem Gläschen Wasser ölen können. Auf dem Tisch steht auch eine Spendendose. Die Teilnahme am Volksliedersingen ist zwar kostenlos, und auch anmelden muss sich niemand. Über eine kleine Gabe freut sich die Gemeinde dennoch: "Die Einnahmen fließen in die Anschaffung einer Tonorgel", erzählt Ulrike Schön.

Die Gäste nehmen das Angebot mit sichtbarer Dankbarkeit an. "Die Freude am Singen führt uns hier hin", bekräftigt Brigitte Siegert, die sich regelmäßig aus der Langenfelder Innenstadt zur Erlöserkirche aufmacht. Auch sie lobt die Lockerheit der Treffen: "Wenn man in einen Gesangverein geht, ist es schon recht gezwungen und man muss immer da sein. Hierhin kann man gehen, wenn es einem Spaß macht."

Im August legen die Sänger eine Sommerpause ein. Das nächste Treffen zum Volksliedersingen wird am Donnerstag, 7. September, stattfinden. Beginn ist um 15 Uhr im Gemeindezentrum Erlöserkirche, Hardt 23 in Immigrath.

(RP)
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