Langenfeld Langenfelder Orgel erwacht in Ungarn zu neuem Leben

Langenfeld · Drei Monate nach ihrer Schließung ist die Johanneskirche weitgehend leergeräumt. Ihre Orgel wurde gestern verladen.

Langenfeld: Langenfelder Orgel erwacht in Ungarn zu neuem Leben
Foto: Matzerath Ralph

Die Johanneskirche an der Stettiner Straße steht vor dem Abriss, doch ihr Zentralorgan wird weiter zu hören sein. Zwar muss man dafür rund anderthalbtausend Kilometer weit fahren, aber so soll es sein. "Vom Interieur des 63 Jahre alten Gotteshauses, das wir aufgrund von Sparzwängen aufgeben müssen, soll möglichst viel weiterleben", lautet der erklärte Wille der Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld. Und so befindet sich die "Johannes-Orgel" nun auf dem Weg ins ungarische Tornyospálca. In der gut 700 Jahre alten Reformierten Kirche in der Stadtmitte des Ortes nahe der ukrainischen Grenze findet die "Königin der Instrumente" neue Verwendung.

 Gab vielen Langenfeldern über Jahrzehnte vertraute Klänge von sich: die Orgel in der Johanneskirche vor ihrem Ausbau.

Gab vielen Langenfeldern über Jahrzehnte vertraute Klänge von sich: die Orgel in der Johanneskirche vor ihrem Ausbau.

Foto: Volker Gutsmann

Gestern wurde die Orgel, in Einzelteile zerlegt, auf einen LKW verladen. Jozsef Szanto, Pfarrer der Reformierten Gemeinde von Tornyospálca, reiste eigens mit einem Orgelbauer und drei Helfern nach Langenfeld, um die Pfeifenorgel der Marke Weyland fachgerecht auszubauen. Ihre mechanische Spieltraktur und 14 klingenden Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, wurden sorgfältig für den langen Transportweg verpackt.

 In diesem Gotteshaus soll die Orgel ab Oktober wieder erklingen: Die Reformierte Kirche im ungarischen Tornyospálca ist rund 700 Jahre alt.

In diesem Gotteshaus soll die Orgel ab Oktober wieder erklingen: Die Reformierte Kirche im ungarischen Tornyospálca ist rund 700 Jahre alt.

Foto: Jozsef Szanto

Zirka 1000 reformierte Christen zählt die Gemeinde laut Szanto. "Seit vielen Jahren träumen wir von einer Pfeifenorgel, und seit zwei Jahren nehmen wir unseren Traum ernst und sammeln Spenden", erzählt der Pfarrer. Geld, das nun nicht nur in den Kauf der Orgel fließt, sondern auch in Umbauten, die für ihren Einsatz in der sonst reformiert-schmucklosen Kirche nötig sind.

Den Verkaufspreis wollen beide Seiten nicht nennen. "Es ist aber keine Spende", sagt die Langenfelder Presbyteriumsvorsitzende Karin Seitz. "Wir sind mit der Lösung sehr zufrieden." Neben Pfarrer Hartmut Boecker war besonders Kantorin Esther Kim sehr daran gelegen, dass die Orgel weiter klingt.

Diejenigen, die bis Ende Januar die Gottesdienste in der Johanneskirche besuchten, bescheiden sich - wenn sie nicht auf eine der drei verbliebenen evangelischen Kirchen in Langenfeld ausweichen - nun mit Flügelklängen. Denn der sonntägliche 9.30-Uhr-Gottesdienst wird seither im CBT-Seniorenheim an der Eichenfeldstraße gefeiert. "Der Gottesdienst ist relativ gut besucht", freut sich Brigitte Frank, Sprecherin der Gemeinde. An Ostern sei zusätzlich Flötenmusik erklungen.

Nach Abriss der Johanneskirche samt 1984 errichtetem Gemeindehaus wird laut Plan auf dem größten Teil des Geländes an der Stettiner Straße Wohnbebauung entstehen. Mit dem Verkauf dieses Grundstücks an einen Investor bessert die Gemeinde ihre knappe Kasse auf. Auf einem kleineren Teil will sie einen Gemeindesaal neu errichten. Auch er soll laut Brigitte Frank dereinst über ein "hochwertiges Musikinstrument" verfügen, finanziert aus dem Erlös der Johannes-Orgel.

Pfarrer Jozsef Szanto hat die Langenfelder bereits eingeladen, im Oktober nach Ungarn zu kommen. Dann soll die Orgel "aus Németország" (= Deutschland) feierlich in Dienst genommen werden.

(gut)
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