Langenfeld/Monheim Langenfeld wirbt offensiv für sich selbst

Langenfeld/Monheim · Wirtschaftsförderer werben in Düsseldorf und Köln auf Großplakaten um Firmenumzüge, schicken Chefs dazu ein Set.

 Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder (v.l.), Chefplaner Ulrich Beul und Bürgermeister Frank Schneider präsentieren eines der beiden Abwerbe-Plakate. Das andere zeigt eine Klopapierrolle aus 100-Euro-Scheinen.

Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder (v.l.), Chefplaner Ulrich Beul und Bürgermeister Frank Schneider präsentieren eines der beiden Abwerbe-Plakate. Das andere zeigt eine Klopapierrolle aus 100-Euro-Scheinen.

Foto: Ralph Metzerath

Zwei neue Gewerbegebiete hat Langenfeld gerade angelegt. Um sie mit attraktiven Firmen zu füllen, gehen die städtischen Wirtschaftsförderer jetzt in die Offensive und ärgern die Kollegen in Düsseldorf und Köln: In beiden Rheinmetropolen hängen seit gestern 30 Großplakate an Einfallstraßen und Hauptbahnhöfen, die auf Vorzüge des Wirtschaftsstandorts Langenfeld hinweisen: gut erreichbare Flächen und eine mit 360 Punkten vergleichsweise niedrige Gewerbesteuer. Dies sei nur ein Teil der Werbeoffensive, sagt angriffslustig Bürgermeister Frank Schneider (CDU). "Zusätzlich bekommen 1000 Düsseldorfer und Kölner Firmenchefs von uns kleine Umzugskartönchen mit einer Standortbroschüre und einer Checkliste zugeschickt."

Der Wettbewerb der Städte um attraktive Neuansiedlungen sei härter geworden, sagt Schneider, "auch untereinander". Langenfeld steigt nun mit härteren Bandagen in den Ring. "Wir sind eine selbstbewusste Stadt mit 1800 mittelständischen Firmen und 26 400 Beschäftigten. Es pendeln rund 4500 Erwerbstätige mehr ein als aus." Um den Wirtschaftsstandort mit zusätzlichen Arbeitsplätzen zu entwickeln und Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen, sollen die eigenen Stärken auswärtigen Firmenchefs vor Augen geführt werden: fünf Autobahnanschlüsse, die Lage zwischen Düsseldorf und Köln. Und in den beiden neuen Gewerbegebieten Reusrath-Nordwest sowie Am Solpert sind laut Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder insgesamt noch elf Hektar Nettofläche mit voll ausgebautem Glasfasernetz verfügbar.

50 000 Euro lässt sich die Stadt laut Schneider die von der Düsseldorfer (!) Agentur Fan Factory entwickelte Kampagne mit zwei Plakatmotiven kosten. Auf dem einen Riesenposter ist unter dem Slogan "In Langenfeld ansiedeln und einen Haufen Geld sparen" eine aus 100-Euro-Scheinen bestehende Klopapierrolle zu sehen, auf dem anderen (Slogan: "Mehr Platz für gute Geschäfte in Langenfeld") stößt ein am Schreibtisch sitzender Manager mit dem Kopf an die Decke. Vorerst zielt die Offensive nur in Richtung Köln und Düsseldorf. Abwerbeversuche im Kreis Mettmann würden nicht unternommen; zumal Monheim mit 285 Punkten den geringsten Gewerbesteuer-Hebesatz in NRW hat.

Im Düsseldorfer Rathaus reagiert man mit Befremden auf die Langenfelder Kampagne. Es sei ein "Gentlemen's Agreement" zwischen den Städten, dass man sich gegenseitig keine Firmen abwerbe, heißt es aus der städtischen Wirtschaftsförderung. "Wir vermitteln sogar Firmen in Nachbarstädte, wenn wir ihnen hier nicht den gewünschten Raum geben können." Derzeit werde mit den Kreisen Neuss und Mettmann eine Standortbroschüre produziert. Oberbürgermeister Thomas Geisel sei für gute Zusammenarbeit.

Tina Schmidt von der IHK Düsseldorf hält es indes für "legitim, dass eine Stadt mit den eigenen Standortvorteilen wirbt".

(RP)
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