Analyse Langenfeld hat jetzt 1000 Solardächer

Langenfeld · Die Zielmarke des vor fünf Jahren ausgerufenen Programms ist erreicht. Aber der Ausbau geht weiter, der eigene Bedarf ist nun Maßstab.

 Nach Angaben des Bauingenieurs André Trapp (l.) lohnt sich eine Solaranlage zur Eigenversorgung mit Strom und Wärme für Privathäuser und Betriebe. Die Firma Beoplast Besgen GmbH (Bild: Susanne Schmees-Besgen) ist dabei.

Nach Angaben des Bauingenieurs André Trapp (l.) lohnt sich eine Solaranlage zur Eigenversorgung mit Strom und Wärme für Privathäuser und Betriebe. Die Firma Beoplast Besgen GmbH (Bild: Susanne Schmees-Besgen) ist dabei.

Foto: rm-

Unternehmen und Privatleute zapfen zunehmend die Sonne an, um für den eigenen Bedarf Strom und Wärme zu erzeugen. Das vor fünf Jahren von Bürgermeister Frank Schneider formulierte Ziel "1000 Solardächer für Langenfeld" ist erreicht. Nach Angaben des städtischen Klimaschutzmanager Jens Hecker wurde die vierstellige Marke jetzt überschritten. "Die konkrete Anzahl werden wir wegen des damit verbundenen Aufwands erst Ende 2016 ermitteln, aber zu den etwa 900 Solarthermie- und Photovoltaikanlagen zu Beginn dieses Jahres sind vor allem durch Neubaugebiete, aber auch Umrüstungen vorhandener Gebäude ganz bestimmt 100 Anlagen hinzugekommen."

Doch wie im Fall des in Langenfeld 1999 ausgerufenen und 2005 rein rechnerisch abgearbeiteten 1000-Bäume-Programms soll auch die Zahl der Solaranlagen weiter gesteigert werden. Dabei erzeugt nach Heckers Worten keine andere Stadt im Kreis Mettmann so viel Solarstrom auf den Häuserdächern. Der Klimaschutzmanager beruft sich auf eine Untersuchung von vor zwei Jahren, bei der Langenfeld hinsichtlich der durch Photovoltaikanlagen erzeugten Strommenge mit deutlichem Abstand vor Velbert und Ratingen gelegen habe.

Zwar lagen Hecker zufolge auch in Langenfeld die Boomjahre der Photovoltaik in den Jahren 2008 bis 2011, als der Bund die Einspeisung des selbst erzeugten Stroms ins öffentliche Netz mit bis zu 50 Cent pro Kilowattstunde vergütete. Doch auch, wenn diese Vergütung mit mittlerweile etwa 12 Cent unter dem Bezugspreis liegt und damit eine Einspeisung kaum mehr lukrativ ist, sieht Hecker in Langenfeld noch ein großes Potenzial für weitere Solardächer. "Die Devise ist jetzt eine andere: Es geht nicht mehr darum, so viel Anlagen wie möglich aufs Dach zu setzen, sondern sie so auszulegen, dass man den Strom selber nutzen kann und ihn nicht mehr für 24 Cent pro Kilowattstunde oder auch mehr zukaufen muss." Nach Heckers Eindruck gibt es in Langenfeld noch viele Gewerbebetriebe, die keine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben, damit aber ihre Ausgaben enorm senken könnten. "Der Strompreis wird mit Sicherheit nicht mehr fallen." Hecker kündigte für 2016 an, bei Firmen und auch Bürgern hierfür gemeinsam mit den Stadtwerken noch stärker zu werben.

Die Stadtwerke (SW) bieten jetzt unter dem Titel "Daheim solar" eine Kombination von Photovoltaikmodulen und moderner Speichertechnik an. "Damit können sich Eigentümer von Einfamilienhäusern bis zu 65 Prozent selbst mit Strom versorgen", sagt Geschäftsführer Kersten Kerl. "Was sie tagsüber erzeugen und speichern, verbrauchen sie genau dann, wenn sie es benötigen." Ein Anschauungsobjekt ist im SW-Kundenzentrum installiert.

Bauingenieur André Trapp ist mit seiner Firma Getec bei diesem SW-Projekt tätig. "Bei Solaranlagen für die Eigenversorgung mit Strom und Wärme setzt gerade eine Welle ein, die ich schon vor drei Jahren vorhergesagt hatte." Nach Trapps Angaben beträgt die Investition bei einem Einfamilienhaus je nach Ausführung mit Batteriespeicher-System 15.000 bis 25.000 Euro. Die Anlage amortisiere sich dann nach etwa zehn bis 15 Jahren. "Auch und gerade für produzierende Unternehmen lohnt sich Solarenergie."

(mei)
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