Kreis Mettmann Künstler zeigen Schönheit und Perfektion als Zukunftsmodell

Kreis Mettmann · "Körper 2.0 - Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen". Die neunte Themenausstellung öffnet Samstag im Fabry-Museum.

 Wolfgang Antweiler, Bernd Morgner und Sandra Abend haben die neue Ausstellung "Körper 2.0" konzipiert.

Wolfgang Antweiler, Bernd Morgner und Sandra Abend haben die neue Ausstellung "Körper 2.0" konzipiert.

Foto: Olaf Staschik

Wenn uns unser Körper nicht mehr gefällt, bringen wir ihn zur Reparatur und wechseln bei Bedarf die Komponenten. Die technische Erweiterbarkeit des Menschen ist das neue Thema im Hildener Fabry-Museum. Eine überaus spannende Ausstellung. In 34 Werken haben sich die Künstler mit medizinischen und technischen Errungenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts beschäftigt. Beleuchtet werden Aspekte zum Wertewandel, zu Verletzungen des Körpers und auch der Seele und zu der heutigen Abhängigkeit von Technologie.

Nüchtern und schlicht führen im Eingang drei Torsi "Die Studie zum Wesen der Vollkommenheit" von Ursula Dietze den Besucher in die Thematik ein. Variationsreich, auch mit feiner Ironie, haben das die Künstler in ihren Arbeiten umgesetzt und sich intensiv mit Prothetik beschäftigt. Man staunt über die Installation von Anneke Dunkhase. 14 aneinander gereihte kleine Werkzeuge - die "Prothesen von Johann Duhm", der im Krieg seine Hand verlor. Fast archaisch wirken die, von Danielle Dell'Eva trutzig gezimmerten Holzbeine. Kontrastreich zu dem High-Tech-Gebilde in "Victoria siegt". Das ist Ada Mees poppig gemaltes Bild einer selbstbewussten Frau mit futuristischer Bein-Prothese. Planbarkeit des Lebens - auch ein Thema. Verena Braun zeigt das im "Wunschkind". In einer Pralinenschachtel liegen allerliebste Köpfe, Beine, Körper zur Auswahl bereit. Alexia Petertil beeindruckt mit ihrer weiß schimmernden Halbskulptur "Sozial Freezing" - Mutter und Kind erstarrt in Zeit und Raum. Leises Unbehagen spürt man auch beim Foto-Essay "Jennys Seele" von Sandra Hoyn. Isoliert vom Leben draußen umsorgt ein Mann liebevoll seine Partnerin, eine Silikonpuppe. Die Exponate setzen sich mal sensibel, mal recht drastisch mit der Erweiterbarkeit des Menschen auseinander. Volker Wessendorf fasziniert mit der elektronisch gesteuerten Skulptur "Verwandlung". Zischen und Lichtblitze begleiten das Metaphorische. Magisch wird der Blick von Dietmar Paetzolds Fotografie "Redhead 2.0" angezogen. Unheimlich der roboterähnliche Kopf mit Objektivaugen.

Dem Glauben an die Allmacht der Technik steht ein schöner Satz in Raimunde Graves Lichtinstallation gegenüber. Fehlerhaft getrennte Silben werden zu "Deine Unzulänglichkeit ist dein wahrer Wert".

Eröffnung 19. Juni, 11 Uhr. Bis 12. Febr. 2017. Öffnungszeiten Di/Mi/Fr 15-17, Do 15-20, Sa 14-17, So/Feiertage 11-13, 14-18 Uhr. Benrather Straße 32, Hilden

(RP)
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