Monheim Kritik: Monheim bevorzugt junge Bürger

Monheim · Das Demografiekonzept der Stadt Monheim behandelt das Thema Senioren nur am Rande - sagen Politiker.

 Zu ungenau ist Werner Bischoff das Kapitel über die Senioren.

Zu ungenau ist Werner Bischoff das Kapitel über die Senioren.

Foto: rm-

Ein Demografie-Konzept, in dem ältere Menschen nur am Rande vorkommen? Geht das? "Von einer demografischen Ausgewogenheit weit entfernt", urteilt SPD-Chef Dr. Norbert Friedrich über das vom Büro Dr. Garbe ausgearbeitete Demografiekonzept, das jüngst im Ausschuss für Generationen vorgestellt wurde. Der Ausschuss hatte das Gutachten im Rahmen der Haushaltsberatungen 2014 beschlossen und dafür 30 000 Euro eingestellt. Die Stadtverwaltung war bis dahin nämlich der Ansicht gewesen, dass der Aktionsplan "Stadt für alle" ein Instrument ist, dass "bereits systematisch wesentliche Herausforderungen des demografischen Wandels erfasst". Jetzt wird klar, dass Auftraggeber und Stadt von anderen Prämissen ausgehen, was ein solches Konzept leisten soll.

Die Stadt wies die Gutachter an, vorhandene Konzepte und Planungen daraufhin abzuklopfen, in wieweit sie zur Bewältigung des Problems "demografischer Wandel" geeignet seien. Dabei ordneten die Gutachter diesen städtischen Initiativen verschiedenen Handlungsfeldern zu, die gemeinhin in kommunalen Demografiekonzepten als relevante Betätigungsfelder der sozialen Daseinsvorsorge erkannt werden, wie etwa Wirtschaft/Arbeit oder Wohnungsangebot und Bildung, erklärt Dezernent Roland Liebermann. Schließlich habe die Stadt Monheim das allgemeine Problem einer älter werdenden, schrumpfenden Bevölkerung schon vor Jahren erkannt und frühzeitig versucht, dem entgegenzusteuern. So bemühe sie sich, durch eine familienfreundliche Politik dafür zu sorgen, dass Infrastruktureinrichtungen wie Kitas und Schulen langfristig ausgelastet sind.

 Norbert Friedrich vermisst den Aspekt Altersarmut.

Norbert Friedrich vermisst den Aspekt Altersarmut.

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"Wir wollen Demografiegewinner sein", sagt Liebermann. Tatsächlich weist das Gutachten darauf hin, dass die Gemeinde auf dem "Wachstumspfad" ist, seit 2013 steigende Zuzüge und Geburten verzeichnet. Entgegen ursprünglicher Prognosen steigen die Schülerzahlen, müssen sogar vier neue Kindergärten gebaut werden. Die Gutachter konstatieren, dass bereits die im September 2014 verabschiedeten fünf strategischen Ziele der Stadt Monheim den Handlungsempfehlungen einer guten Demografiestrategie der Bertelsmannstiftung entsprechen. "Und wenn man alles mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausstatten kann, dann erreicht man auch seine Ziele. Ohne Geld nutzt einem das beste Konzept nichts", so Liebermann.

So ähnelt das vorliegende Gutachten auch einer sehr eindrucksvollen Leistungsschau kommunaler Daseinsvorsorge, angefangen von den Bemühungen, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, den Einzelhandel attraktiver zu machen, die städtischen Finanzen zu verbessern, mehr Wohnraum zu schaffen, eine Wohnungsgesellschaft zu gründen und den Fahrradverkehr zu fördern. "Sehr viel Lobhudelei. Im entscheidenden Bereich, dem Kapitel ,Selbstbestimmtes Leben im Alter' wird es aber ungenau", findet Werner Bischoff (Awo-Vorsitzender). In diesem Kapitel wird an städtischen Initiativen auf den "Gesundheitscampus" für die ambulante medizinische Versorgung und das kürzlich beschlossene Zwar-Netzwerk verwiesen.

"Ein Konzept, das auf die massenhaften Freisetzungen im Ruhrgebiet zugeschnitten ist, das passt doch gar nicht zu Monheim", kommentiert Günter Bosbach (CDU). Für ihn ist das Konzept zu kinder- und jugendlastig und zeuge davon, dass Bürgermeister Daniel Zimmermann sich nur sehr widerwillig darauf eingelassen habe.

Ursprünglich hatte die SPD-Fraktion einen Bericht über Altersarmut gefordert, dieser Aspekt - obwohl zugesagt - finde in dem Konzept überhaupt keine Berücksichtigung, klagt Norbert Friedrich. Die Stadt erhofft sich - mangels eigener Daten - noch mehr Informationen aus der Umfrage des Kreises Mettmann zum Thema Lebensqualität und Zukunftsplanung der Generation 55plus. "Deren Ergebnisse sollen in unser Konzept einfließen", sagt Liebermann.

(RP)
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