Monheim Kabarettist stimmt auf Diskussion ein

Monheim · Monheim macht sich stark gegen Fremdenfeindlichkeit - mit Künstler und Expertenrunde.

 Etwa 100 Besucher sind ins Bürgerhaus Baumberg gekommen und haben dem Kabarettisten und Buchautor Marius Jung zugehört, der die Diskussionsveranstaltung zum Thema Rassismus eröffnet hat.

Etwa 100 Besucher sind ins Bürgerhaus Baumberg gekommen und haben dem Kabarettisten und Buchautor Marius Jung zugehört, der die Diskussionsveranstaltung zum Thema Rassismus eröffnet hat.

Foto: Ralph matzerath

Offen erleben viele Monheimer in ihrer Stadt Rassismus offenbar nicht. Es sind eher die versteckten Angriffe, die sie aufhorchen lassen. Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus haben Integrationsrat und Stadt zu einer Diskussionsrunde ins Bürgerhaus Baumberg eingeladen. Titel: Monheim im Diskurs. "Wir wollen ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Rassismus setzen", sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann, der auch auf dem Podium sitzt.

Besucher Helmut Kuhnhenn bezeichnet sich als "interessierten Bürger der Stadt", ist in Monheim aufgewachsen und bemerkt zumindest einen versteckten Rassismus im Ort. Immer wieder stoße er auf die Formulierung: "Ich habe nichts gegen Flüchtlinge, aber..." Den Menschen, die dies sagen, möchte er konstruktive, gerne auch hart formulierte Gegenargumente entgegenbringen. Das gelingt ihm bei Gesprächen, die offensichtlich in die rechte Ecke gehen; bei Rassismus, der versteckt daherkommt, gelingt es ihm nicht immer. "Und leider sprechen diese Menschen am nächsten Tag genauso weiter", seufzt Kuhnhenn.

Als Gastredner tritt der Kabarettist und Buchautor Marius Jung auf. "Ich bin viel unterwegs und spreche in Schulen, Universitäten und Firmen über Alltagsrassismus. Wegen meiner dunklen Hautfarbe werde ich oft angefeindet. Auf satirische Weise möchte ich über meine Erfahrungen berichten", sagt der gebürtige Rheinländer. Als er im Bürgerhaus die Bühne betritt, bekommt er Applaus. "Da war sie wieder: die Willkommenskultur!", so Jung. "Wir müssen ganz offen drüber sprechen: Die Reaktionen auf nicht-deutsch-aussehende Menschen in diesem Land unterliegt einer Konjunktur. Ich erinnere mich an eine Szene, da ging ich in Köln-Nippes, wo ich wohne, die Straße entlang. Eine Frau kam auf mich zu und schrie: Geh doch zurück! Woher wusste die Frau nur, dass ich gerade nach Hause in meine Wohnung gehen wollte?"

Jürgen Albrecht, Schauspieler und Theaterpädagoge aus Köln, moderiert die Diskussionsrunde. Der gehören neben dem Bürgermeister auch Achim Wieghardt, Leiter der städtischen Kinder- und Jugendförderung, Can Sinar (Administrator der Facebook-Gruppe Monheimer Urgesteine) Peter Sänger, Schulleiter der Peter-Ustinov-Gesamtschule, und die Vorsitzende des Jugendparlaments Pia Schneider sowie der Vorsitzende des Integrationsrates Abdelmalek Bouzahra an. Sinar berichtete, wie die Urgesteine hetzerisches Geschreibe untersagen, indem sie Beiträge löschen. Interessant sei dabei, dass Monheimer ,,Schreihälse" , immer haarscharf an rassistischen Begriffen vorbeischrammen, so Sinar. Aber sie seien laut und schaukelten sich gegenseitig hoch. Zimmerman hebt hervor, dass in der Verwaltung eine Kraft eingestellt wird, die unter anderem Rassismus im Rathaus bekämpfen soll - falls vorhanden.

Rund 100 Besucher sind zur Diskussion gekommen, die harmonisch verläuft. Die Diskutanten, denen der Widerpart fehlte, sind sich einig gegen Rassismus. "Ich hoffe, dass wir in 20 Jahren über dieses Thema nicht mehr reden müssen", wünscht sich Bouzahra.

(RP)
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