Monheim Inklusion: Stadt hilft aus, wo Land versagt

Monheim · Ergebnisse einer Umfrage des Forsa-Instituts bestätigen Schulleiter: zu wenig Sonderpädagogen, zu große Klassen.

Zu große Klassen, zu wenig Unterstützung durch Sonderpädagogen, Lehrer ohne sonderpädagogische Kenntnisse. Diese Kritik an der personellen Ausstattung im Zuge der Inklusion an Schulen hatten Lehrer in einer Umfrage des Forsa-Instituts für den Verband Bildung und Erziehung geäußert. "Meine Klassen sind mit 29 Kindern definitiv zu groß", sagt Achim Nöhles, Leiter der Schule am Lerchenweg. "Ich hatte jahrelang kleine Klassen, aber der Trend geht nach oben, die jetzigen ersten Klassen haben 30 Schüler", sagt Rafaela Langnickel, Leiterin der Armin-Maiwald-Schule. "Eine Riesenherausforderung im inklusiven Kontext".

Unter den früheren Bedingungen des Gemeinsamen Unterrichts wurden an der Maiwald-Schule vier bis fünf förderbedürftige Kinder in eine Klasse mit 20 Regelkindern aufgenommen. Diese Klassen erhielten jeweils 12 bis 14 Wochenstunden sonderpädagogische Unterstützung, so dass zumindest in den Hauptfächern eine Doppelbesetzung möglich war. "Wir hatten mal vier Sonderschullehrer", bemerkt Langnickel rückblickend. Heute stünden der Schule insgesamt nur noch zwei halbe Stellen, also 28 Wochenstunden, zur Verfügung. Das entspreche zwar der Landesvorgabe, aber "gerade zu Kindern mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung kann man in vier Wochenstunden so nur schwierig ein Verhältnis aufbauen", so die Schulleiterin.

Die Schule am Lerchenweg liegt als dreizügige Schule mit zwei halben Stellen unterhalb des Solls. Die se allein an der Zügigkeit orientierte Berechnungsgrundlage sage auch nichts über die Zahl der tatsächlich förderwürdigen Kinder aus, erklärt Achim Nöhles. "Schließlich wurde das Verfahren, bei dem der Förderbedarf vor der Einschulung formell festgestellt wurde, ja abgeschafft." Das Schulamt gleiche diese Lücke aus, indem es nachfrage, ob es in der ersten und zweiten Klasse Kinder gebe, die präventiv gefördert werden müssten. Nur acht der 348 Kinder an der Schule gelten offiziell als "förderbedürftig", tatsächlich sind aber 60 dem Schulamt als "von einer Behinderung bedroht" gemeldet. Die dazugehörigen Eltern, so Nöhles, seien vor allem glücklich, dass ihr Kind an der Regelschule unterrichtet werde. "Ob wir es angemessen fördern können, kriegen sie nicht mit." Dafür habe er in zwei Klassen erlebt, dass Eltern wegen eines verhaltensauffälligen Kindes Sturm liefen, das massiv den Unterricht störte.

Immerhin könne er in diesen Fällen auf das multiprofessionelle Team hinweisen, das das Kollegium im Umgang mit belasteten Kindedern unterstütze. Dank der guten Rahmenbedingungen in Monheim "sind wir nicht hilflos und verlassen". Das sei aber nicht das Verdienst des Landes, das den Schulen diese Aufgabe aufgetragen habe.

Hilfreich sei auch, dass die Stadt die Finanzierung der Inklusionshelfer übernommen habe, nachdem sich der Kreis zurückgezogen hatte, sagt Rafaela Langnickel. Das kenne sie aus keiner anderen Kommune. Das gelte auch für die Ausstattung mit einer Schulsozialarbeiterin, die "jeden Morgen da ist". Für die förderbedürftigen Kinder zahle sich auch in der Hausaufgabenbetreuung aus, dass die Stadt auf die Kapitalisierung der Lehrerstellen für die Ogata verzichte, sondern diese den Schulen zur Verfügung stelle. "Das sind pro Ogata-Gruppe 5,6 Stunden und damit doppelt so viel wie in vielen anderen Kommunen."

Dennoch würden sich die Grundschulleiter wünschen, dass die Tagesgruppe des Jugendamts um weitere Plätze erweitert wird. "Es gibt Kinder, die können nicht zwei, drei Stunden still sitzen und sich konzentrieren. Die müssen sukzessive an den Unterrichtsalltag herangeführt werden", sagt Schulleiter Nöhles.

(RP)
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