Langenfeld/Düsseldorf Ingenieur plädiert für Schwamm-Dächer

Langenfeld/Düsseldorf · Starkregen-Manager Jochen Kurrle berät Städte und Hausbesitzer zum Thema Sickerflächen.

Nach einem Starkregen im vorigen Juli steckte in Langenfeld ein Auto in der Bahnunterführung Solinger Straße fest. Keller waren überflutet. Einer, der in solche Fällen berät, ist Jochen Kurrle. Der Starkregen-Manager bei Drees & Sommer, einem international tätigen Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor, sagt: "Zwei Effekte im modernen Städtebau sind problematisch. Die bauliche Verdichtung und immer mehr versiegelte Flächen in der Stadt." Den plötzlich vom Himmel fallenden Fluten fehlen Sickerflächen oder sogenannte Retentionsflächen. "Sickerflächen können etwa Grünanlagen, Parks oder Gärten sein, also solche Areale, wo das viele anfallende Regenwasser von selbst versickert und nicht über das Kanalnetz abgeführt wird.

Denn das ist bei einem solchen Starkregen schnell überlastet", sagt Kurrle. Retentionsflächen kennt man in der Regel nur von hochwassergefährdeten Gebieten wie dem Rhein. Doch so etwas sei auch bei modernen Gebäuden und Plätzen eine Möglichkeit, um bei starken Regenfällen Überflutungen zu verhindern. "So kann man etwa große Plätze in Muldenform anlegen. Dort sammelt sich dann während des Starkregens das Wassern und wird später dosiert an das Kanalnetz abgegeben, wenn dieses nach dem Regen nicht mehr überlastet ist", sagt der Ingenieur. Ähnlich könnten auch Flachdächer innerstädtischer Gebäude funktionieren. "Als Gründach gestaltet, kann ein Flachdach eine Funktion übernehmen, die einem Schwamm gleichkommt", sagt Kurrle. Allerdings müsse die Statik auf die Zusatzbelastung ausgelegt sein.

Theoretisch bestehe auch die Möglichkeit, anstelle von Versiegelungen auf Gehwegen und Parkplätzen aus Pflastersteinen oder Teer auf Alternativen auszuweichen. So sind etwa Rasengittersteine gleichzeitig ein fester Untergrund und eine regendurchlässige Fläche. Kurrle schränkt aber ein, dass sie für Gehwege nur bedingt geeignet sind, da sie etwa für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen nur eingeschränkt befahrbar sind.

Den Begriff des Starkregens verwenden Meteorologen erst seit dem Jahr 2010. "Wenn in einer Stunde an einem Ort mehr als 25 Millimeter Regen niedergehen, ist die Definition von Starkregen erfüllt", sagt Kurrle. Genauso spricht man von Starkregen, wenn binnen sechs Stunden mindestens 35 Millimeter Regen fallen. Das klingt nicht nach besonders viel, dabei ist aber zu beachten, das in einem durchschnittlichen ganzen Jahr in Düsseldorf nur etwa 750 Millimeter an Niederschlag herunterkommen. Das Problem mit dem Starkregen ist ja auch nicht die Menge an sich, sondern die Menge in extrem kurzer Zeit. Denn es wurden schon als 100 Millimeter pro Stunde im Rheinland gemessen.

(tb)
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