Monheim "Ich bin vielleicht der letzte Zeuge, den ihr erlebt"

Monheim · Der Holocaust-Überlebende Sally Perel hat in Monheim Preise für Toleranz verliehen.

 Der Holocaust-Überlebende Sally Perel hat im Otto-Hahn-Gymnasium von seinem Schicksal berichtet und anschließend die Preise für Toleranzprojekte verliehen.

Der Holocaust-Überlebende Sally Perel hat im Otto-Hahn-Gymnasium von seinem Schicksal berichtet und anschließend die Preise für Toleranzprojekte verliehen.

Foto: Ralph matzerath

Es ist ein kleiner, stämmiger Mann, der die Bühne der Aula des Otto-Hahn-Gymnasiums betritt. Einer mit einem krummen Rücken. Manche Schüler kennen ihn oder seine Geschichte schon. Doch wenn er kommt und sie erzählt, ist das etwas Besonderes. Immer wieder. Sally Perel, 91 Jahre alt, ist Jude und hat den Nationalsozialismus überlebt, weil er sich bei der Hitlerjugend und im Nazi-Internat versteckte. "Vier Jahre waren das. In der Haut des Feindes. Immer mit dieser Angst, entdeckt zu werden", erzählt der 91-Jährige, der aus Israel angereist ist, um den Schülern über die Verbrechen der Nazis zu erzählen. "So etwas darf sich nie wiederholen", sagt Sally Perel bei seiner Ansprache zur Verleihung des Sally-Perel-Preises für Toleranz und Gemeinsinn an multikulturelle Schülerprojekte am Otto-Hahn-Gymnasium. Der Preis, er soll die Schüler zu toleranterem Verhalten ermutigen und dazu bringen, sich mit der Thematik der Ausgrenzung und des Rassismus auseinanderzusetzen.

Wie lange dauert die Veranstaltung? Wie lange Perels Rede? Das wusste zu Beginn offenbar keiner so genau. "Es kann sein, dass wir hier bis gegen 14 Uhr arbeiten", hatte Schulleiter Dr. Hagen Bastian den Schülern in der Aula gesagt. Daraufhin gab es Grummeln im gefüllten Saal. Der Rektor sagt: "Wer hier keinen Bock hat, kann direkt gehen. "Wir haben die Klassen hier ausgewählt, es ist eine Ehre, dass ihr dabei sein dürft."

Eine Ehre. Was das bedeutet, spüren die Schüler, als Perel erzählt. Dieser Mann, der Schlimmes erlebt und trotzdem sein Lächeln nicht verloren hat. Dieser Mann, der so anschaulich berichtet, wie schlimm es war, seine Eltern mit 14 Jahren verlassen zu müssen, seine Familie zu verlieren, überhaupt alles zu verlieren bis auf das Leben. Dieser Mann, der die Zerissenheit seiner Seele beschreibt, in der Zeit, in der er als Jude unter den Nazis lebte.

"Euch trifft keine Schuld für das, was da passiert ist", sagt Perel. Aber ihr seid mit dafür verantwortlich, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Ich bin vielleicht der letzte Zeitzeuge, den ihr erlebt." Dadurch, dass sie seine Geschichte hören, würden sie jetzt zu Zeitzeugen, sagt Perel. "Ihr müsst es jetzt euren Kindern weiter erzählen." Es gibt auch Grund zur Sorge. "Sie marschieren wieder", sagt Perel mit Blick auf die Aufmärsche der Rechten, etwa wenn es um Flüchtlinge geht. Zwar sei Hitler tot, aber seinen Geist habe man immer noch nicht besiegt. "Das ist eure Aufgabe."

Und dann werden die Preise verliehen. Die gehen an den Informatikkurs der 8. Klasse von Lehrer Jaouad El Jerroudi für "HTML gegen Rassismus" (Internetseiten); Nahida Chiki, Aylin Dere, Anastasia Gede, Sarah Liedtke, Lisa Mülfarth aus der Q1 für "Weltretten.tv" (Interview-Aktion, Internetseite); Kathrin Paikert für "Ein Herz für Füchtlinge" (Aktion); Sonderpreis für die Klasse 5a von Katharina Rupik für "Angekommen - am OHG!" (Film). Initiatoren des Wettbewerbes sind die Lehrer Julia Krämer und Benjamin Stammel. "Die Idee kam uns, als wir Sally Perel in Israel besuchten."

(RP)
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