Langenfeld/Monheim Hilfe für verletzte Kinderseelen

Düsseldorf · Unterstützt von den Bürgermeistern Magnus Staehler und Thomas Dünchheim wollen Künstler bis zu 50 000 Euro für den Verein „Sag’s“ sammeln. Der kümmert sich um von Missbrauch und Gewalt betroffene Kinder.

Mit einem multimedialen Benefiz-Kalender wollen Fotografen, Musiker und Werbeprofis für eine bessere finanzielle Ausstattung der regionalen Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Jungen („Sag’s“) sorgen. Zur Erinnerung: Der in Langenfeld sitzende, von der Posthorngemeinde, der Stadt Monheim und dem Land NRW mitfinanzierte Verein (Jahresetat: rund 200 000 Euro), kann ohne private Spenden seine Räume, Sozialpädagogen, Erzieher und Psychologen nicht bezahlen.

Bis zu 50 000 Euro

Im besten Falle 50 000 Euro will die engagierte Truppe rund um Werbefachmann Dirk Babilon und Unternehmer Marc Troska, beide aus Monheim, mit Hilfe ihres „The visit“ genannten Hochglanz-Magazins in den kommenden Wochen sammeln. Die Grundidee: Künstler bringen Texte und Bilder zueinander, die sich „kritisch und kreativ“ mit dem Weihnachtsfest auseinandersetzen. So zeigt eine Fotografie die Geschichte vom Besuch der Heiligen Drei Könige einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Durch ein Loch in einer Mauer, das den Umrissen einer Weihnachtskugel nachempfunden wurde, blickt der Zuschauer auf die Köpfe der drei Könige. Im Hintergrund sind Maria, Joseph und das Kind vor aufgestapelten Sandsäcken zu sehen. Untertitel zu dem von der Band Inveins mit Orient-Rock vertonten Szene: „Streng genommen hat unser Weihnachtsfest ... einen eindeutigen Migrationshintergrund.“ – Der Kalender, zu dem neben den anspruchsvoll gestalteten Fotografien auch eine CD mit Liedern der am Projekt beteiligten Bands sowie ein Rezept des Kochs Nelson Müller zählen, werden ab dem 21. November unter anderem in den Rathäusern von Monheim und Langenfeld ausliegen. Für eine Spende „nicht unter zehn Euro“ pro Stück sollen die Magazine mitsamt CD den Besitzer wechseln. Unterstützt wird das Projekt von den Bürgermeistern beider Städte. Magnus Staehler lobte die breit aufgestellte Initiative zugunsten von Sag’s. Der Verein habe in einem lange tabuisierten Bereich Pionierarbeit geleistet, deren Bedeutung weit über Langenfeld und Monheim hinausreiche. Rund 100 neue Fälle pro Jahr dokumentierten wie wichtig eine professionelle Anlaufstelle für drohende oder bereits geschehene sexuelle Übergriffe an Kindern sei. Staehler und Dünchheim verteidigten die private Teil-Komponente beim Verein. „Als Abteilung eines Jugendamtes gäbe es zu große Schwellenängste.“ Außerdem drohten Bürokratisierung und Überregulierung wie sie für den öffentlichen Dienst nicht untypisch seien. – Starten soll das Benefiz-Projekt mit einer Auflage von 1000 Stück. „Aber wir halten 5000 für machbar“, gibt sich Troska optimistisch. Überhaupt wollen die Initiatoren Firmen und Betriebe stärker mit einbinden. Babilon: „Viele Unternehmen fassen das Thema mit spitzen Fingern an. Sie haben Angst mit so einem schwierigen Thema überhaupt in Verbindung gebracht zu werden. Da müssen wir alle den Schalter umlegen. Denn bei Sag’s geht es um nichts weniger als die Rettung von Kinderseelen.“

(RP)
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