Rp-Serie Glaubensgemeinschaften (letzte Folge) Heimische Juden sind in Düsseldorf aktiv

Langenfeld · In Langenfeld gibt es seit dem Krieg keine jüdische Gemeinde mehr. Gläubige sind in der Landeshauptstadt engagiert.

 Leonid Zwermann lebt als Künstler in Monheim und ist dort unter dem Namen "Leo Litz" bekannt. Er gehört zur jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Leonid Zwermann lebt als Künstler in Monheim und ist dort unter dem Namen "Leo Litz" bekannt. Er gehört zur jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Foto: Ralph Matzerath

LANGENFELD/MONHEIM Eine jüdische Gemeinde gibt es heute in Langenfeld oder Monheim nicht mehr. Die historischen Gemeinden wurden Opfer der NS-Diktatur. Wohl aber gibt es jüdische Mitbürger, so wie Leonid Zwermann, besser bekannt unter dem Künstlernamen Leo Litz, mit dem er als Kulturschaffender auftritt. 1999 kam er von St. Petersburg nach Monheim; seither baut er unablässig kulturelle Brücken. Und er ist Mitglied der jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Fragt man ihn, was das Judentum als Religion ausmache, antwortet er mit einem Lächeln: "Es gibt 613 Gebote im Judentum. Wenn man sie alle hält, ist man ein ,guter Jude'." Eines der Gebote lautet, Schabbat-Kerzen anzuzünden, ein anderes, nur koschere Lebensmittel zu sich zu nehmen, ein drittes, seinen Nächsten zu lieben und anderen zu helfen.

Doch für Zwermann ist es eher eine Frage der Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinschaft: "Wer von einer jüdischen Mutter geboren wird, der ist automatisch selbst Jude", erklärt er. "Wichtig ist, die Religion in sich zu tragen und nicht, sich in der Religion zu sehen und die Zugehörigkeit zu einer Religion besonders zu betonen. In anderen Religionen wird der Glaube oft sehr stark nach außen getragen. Ich finde das zu viel." Und dann fügt er ironisch hinzu: "Falls ich je vergessen sollte, dass ich ein Jude bin, werde ich von anderen daran erinnert." Diese besondere Art von Witz ist auch so ein Charakteristikum des jüdischen Lebens: "Die Geheimwaffe der Juden ist ein gut entwickelter Sinn für Humor", sagt Zwermann. "Stell dir vor: Das ist das einzige Volk, das von Anfang an immer verfolgt worden ist. Und das seltsamerweise überall."

An jüdisches Leben in Monheims Vergangenheit erinnert heute noch der alte jüdische Friedhof an der Hasenstraße. In Richrath gab es bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen jüdischen Friedhof. "Zur Richrather Gemeinde zählten bis etwa 1844/45 auch die Monheimer und Hitdorfer Juden, ehe sie sich davon trennen durften", erklärt der Lokalhistoriker Günter Schmitz, der die Geschichte des jüdischen Lebens in Langenfeld eingehend studiert hat.

"Nach 1844/45 hatten die Monheimer und Hitdorfer einen eigenen Betsaal im Haus des Jakob Nohlen in Monheim." 1876 zählte die Gemeinde in Richrath 90 und die in Monheim 28 Mitglieder. 1925 war die Zahl in Richrath auf 63, 1935 auf 54 und 1941 auf 13 Mitglieder gesunken; in den Zahlen spiegeln sich Verfolgung und Ermordung der Juden im Dritten Reich. "Pfarrer Breuer nennt in seiner Richrather Pfarrchronik 1935 als Jahr des letzten jüdischen Gottesdienstes", erklärt Schmitz. "Formell bestand die jüdische Gemeinde weiter. Mit der Zerstörung der Synagoge in der Reichspogromnacht war natürlich ein auch nach außen hin sichtbares Zeichen des Endes der jüdischen Gemeinde gegeben worden."

Welch großer kultureller Reichtum zum jüdischen Leben gehört, das sieht man nicht zuletzt an Menschen wie Zwermann, der nach außen wenig von seiner Religion zeigt und sich dabei doch der jüdischen Tradition im Innersten verbunden fühlt, und dazu gehört für ihn die Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Religionen: "Die Poesie des Orients, Hafiz, Omar Khayyam, Saadi - die Kultur, die Weisheit sind die Elemente, die ich einfach verehre. Nachzudenken ist eine Eigenschaft meines Volkes."

(dgn)
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